7. Mai 2010

Marginalie: Die Konservativen gewinnen in England eine komfortable absolute Mehrheit. Nein, das ist kein Scherz

Sie müssen die Überschrift allerdings genau lesen: In England, nicht in Großbritannien, also im United Kingdom of Great Britain and North Ireland, das aus den vier Ländern (countries) England, Schottland, Wales und Nordirland besteht.

Auf der interaktiven Karte der BBC können Sie sich die Ergebnisse nach dem jeweiligen aktuellen Stand für die vier Länder getrennt ansehen, für England, für Schottland, für Wales und für Nordirland.

In Nordirland spielt keine der britischen Parteien eine Rolle; dort liegt im Augenblick die protestantische Democratic Unionist Party nach Sitzen (8 von 17 ausgezählten) vorn.

In Great Britain aber gibt es ein Nord-Süd-Gefälle und ein Ost-West-Gefälle, wie man sie sich größer kaum vorstellen kann:
  • In Schottland hat Labour 41 von gegenwärtig 58 ausgezählten Sitzen gewonnen. Den schäbigen Rest teilen sich die Liberaldemokraten (10), die schottischen Nationalisten (6) und die Konservativen mit einem einzigen Sitz.

  • Ähnlich sieht es in Wales aus. Hier sind bereits alle 40 Wahlbezirke ausgezählt. Auch hier hat Labour mit 26 Sitzen die absolute Mehrheit, gefolgt von den Konservativen mit 8, den Liberaldemokraten mit 3 und der separatistischen Regionalpartei Plaid Cymru mit ebenfalls 3 Sitzen.

  • In England aber liegen die Konservativen weit vorn. Von 500 im Augenblick ausgezählten Wahlkreisen haben sie die absolute Mehrheit von 281 gewonnen. Labour ist mit 180 Mandaten weit abgeschlagen; es folgen die Liberaldemokraten mit 38 und die Grünen mit einem Sitz.
  • Ohne die Schotten, die Waliser und die Nordiren könnten also die Konservativen nach dieser Wahl komfortabel regieren.

    Das Mehrheitswahlrecht hat somit auch diesmal wieder funktioniert, wie es soll: Es hat der jeweils stärksten Partei des Landes, auch wenn sie nicht die absolute Mehrheit der Stimmen erreichte, eine deutliche absolute Mehrheit der Sitze eingebracht.

    Nur ist das Vereinigte Königreich eben kein Land, sondern es besteht aus vier Ländern, die viel unterschiedlicher sind als bei uns die Bundesländer. Das ländliche Schottland mag auf der Skala politischer Einstellungen konservativ sein; aber die Tories, diese Partei der englischen Herren, würde man nie an die Macht wählen. Wales und Nordirland haben ebenfalls eine ganz andere politische Landschaft als England.

    Aber das hilft David Cameron nichts. Selbst wenn die Konservativen alle der jetzt noch ausstehenden 35 Wahlbezirke gewännen, würde es nicht mehr zur absoluten Mehrheit im United Kingdom reichen.



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