Nanu, dachte ich, als ich gestern diesen Kommentar von Jörg Lau in "Zeit-Online" sah. Nanu, wie kommt Jörg Lau dazu, Daniel Pipes zu lesen?
Der Blog von Daniel Pipes befaßt sich, von einer pro-israelischen Position aus, überwiegend mit dem Islamismus und dem Nahost-Konflikt. Ich lese ihn gern. Er ist immer intelligent, meist informativ, oft allerdings arg polemisch. Blogger dürfen das sein, polemisch. Ich bin es soeben.
Nicht daß er polemisch ist, der Kommentar von Jörg Lau zu Daniel Pipes, kreide ich ihm an. Wer für Israel eintritt, der wird immer Polemik auf sich ziehen. Sondern daß er weder informativ noch intelligent ist, dieser Kommentar von Jörg Lau.
Worum geht es? Pipes hat am vergangenen Sonntag eine Glosse publiziert, die durch die Wahl von Rima Fakih zur Miss USA 2010 am selben Tag motiviert war.
In seinem kleinen Artikel - er besteht hauptsächlich aus Bildern von Schönheitsköniginnen arabischer Herkunft - macht sich Pipes Gedanken darüber, warum es neuerdings so viele von ihnen gibt. Von den wenigen Sätzen des Texts lautet einer:
Nun ja, Pipes hat schon Besseres und Relevanteres geschrieben.
Es mag ja sein, daß Preisrichter bei solchen Wettbewerben sich um politische Korrektheit bemühen und in ihrem Eifer, nur ja nicht zu diskriminieren, arabischen Schönheiten im Zweifel den Vorrang geben.
Beweisen läßt sich das schwerlich; und vielleicht hat ja auch der Pipes-Kommentator minister Recht, der meint, viele Männer würden nun einmal diesen Frauentyp attraktiv finden ("Women with mocha skin and Caucasian(ish) features have a universal appeal, and are 'the type' for LOTS of us guys").
Wie auch immer, die kleine Glosse von Pipes war belanglos. Aber nicht für seine linken Blogger-Kollegen in den USA.
Damit bin ich bei meiner Frage, wieso denn Jörg Lau den Blog von Daniel Pipes kennt. Er brauchte den Blog nicht regelmäßig zu lesen, um von ihm zu erfahren. Denn die Glosse löste in der linken amerikanischen Blogosphäre eine Welle der korrekten Empörtheit aus.
Im Blog des San Francisco Chronicle schrieb beispielsweise Zennie62 von einem
Nur habe ich, soweit ich mir diese Blogs angesehen habe, keine Argumentation gefunden, die so mangels jeder Logik war wie die von Jörg Lau. Der nämlich schreibt:
Denn was in aller Welt hat das eine mit dem anderen zu tun? Wieso kann man nicht erstens gegen das Tragen der Burka in der Öffentlichkeit sein und zweitens die Vermutung hegen, bei Schönheits-Wettbewerben gebe es eine positive Diskriminierung? Was bringt Jörg Lau auf den Einfall, jemand, der beide Meinungen vertritt, würde sich dadurch "demontieren"?
Ich weiß es nicht. Und was ich auch nicht weiß, das ist die Bedeutung des Worts "Lubnanphobie". Offenbar hat uns Lau da in seinen Gedankenbrei einen seltenen Fund hineingerührt, ein sprachliches Kleinod. So hat sein Artikel doch immerhin sprachliches Niveau bekommen.
Und dann möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf den letzten von mir zitierten Satz von Lau lenken, der auch der letzte Satz seines Kommentars ist:
Wenn jemand den Nahost-Konflikt unter Parteinahme für Israel journalistisch bearbeitet, dann betreibt er für Lau "ein gut gehendes Liefergeschäfts für nahöstliche Angstpropaganda". Das mußte Lau am Ende doch noch sagen.
Nachtrag um 21.55 Uhr: Jetzt habe ich doch in einem US-Blog eine Argumentation gefunden, die so mangels jeder Logik ist wie die von Lau. Mehr noch: Sie gleicht ihr wie ein Ei dem anderen.
In Talking Points Memo nämlich hat Josh Marshall am Montag dies geschrieben:
Der Blog von Daniel Pipes befaßt sich, von einer pro-israelischen Position aus, überwiegend mit dem Islamismus und dem Nahost-Konflikt. Ich lese ihn gern. Er ist immer intelligent, meist informativ, oft allerdings arg polemisch. Blogger dürfen das sein, polemisch. Ich bin es soeben.
Nicht daß er polemisch ist, der Kommentar von Jörg Lau zu Daniel Pipes, kreide ich ihm an. Wer für Israel eintritt, der wird immer Polemik auf sich ziehen. Sondern daß er weder informativ noch intelligent ist, dieser Kommentar von Jörg Lau.
Worum geht es? Pipes hat am vergangenen Sonntag eine Glosse publiziert, die durch die Wahl von Rima Fakih zur Miss USA 2010 am selben Tag motiviert war.
In seinem kleinen Artikel - er besteht hauptsächlich aus Bildern von Schönheitsköniginnen arabischer Herkunft - macht sich Pipes Gedanken darüber, warum es neuerdings so viele von ihnen gibt. Von den wenigen Sätzen des Texts lautet einer:
They are all attractive, but this surprising frequency of Muslims winning beauty pageants makes me suspect an odd form of affirmative action.Und Pipes weist auf einen Bericht über einen anderen Schönheits-Wettbewerb hin, in dem die Siegerin im Hidschab, verhüllt bis auf das Gesicht, auftrat; das Krönlein auf das Kopftuch gesetzt.
Sie sind alle attraktiv, aber diese überraschende Häufung von Mosleminnen, die Schönheits-Wettbewerbe gewinnen, weckt bei mir den Verdacht auf eine seltsame Form von positiver Diskriminierung
Nun ja, Pipes hat schon Besseres und Relevanteres geschrieben.
Es mag ja sein, daß Preisrichter bei solchen Wettbewerben sich um politische Korrektheit bemühen und in ihrem Eifer, nur ja nicht zu diskriminieren, arabischen Schönheiten im Zweifel den Vorrang geben.
Beweisen läßt sich das schwerlich; und vielleicht hat ja auch der Pipes-Kommentator minister Recht, der meint, viele Männer würden nun einmal diesen Frauentyp attraktiv finden ("Women with mocha skin and Caucasian(ish) features have a universal appeal, and are 'the type' for LOTS of us guys").
Wie auch immer, die kleine Glosse von Pipes war belanglos. Aber nicht für seine linken Blogger-Kollegen in den USA.
Damit bin ich bei meiner Frage, wieso denn Jörg Lau den Blog von Daniel Pipes kennt. Er brauchte den Blog nicht regelmäßig zu lesen, um von ihm zu erfahren. Denn die Glosse löste in der linken amerikanischen Blogosphäre eine Welle der korrekten Empörtheit aus.
Im Blog des San Francisco Chronicle schrieb beispielsweise Zennie62 von einem
... totally psychotic level of racism exhibited by some Couch Potato Conservative bloggers. Take Daniel Pipes, who actually believes that Rima Fakih's win is a example of Affirmative Action in beauty contests. (...)Kommentare in diesem Duktus der empörten Aufgeregtheit findet man seit gestern massenhaft in amerikanischen Blogs; und so wird das Thema auch Jörg Lau erreicht haben. Als Epigone hängt er sich mit seinem Kommentar an.
This is a perfect example of how some people are brainwashed to think one person who's white and female should be a beauty standard, and someone of color like Rima Fakih could only win a contest due to affirmative action. His view is so sick it makes me sick.
... völlig psychotischen Grad von Rassismus, der von einigen konservativen Stubenhocker-Bloggern zur Schau gestellt wird. Nehmen wir Daniel Pipes, der allen Ernstes glaubt, daß der Sieg von Rima Fakih ein Fall von positiver Diskriminierung bei Schönheits-Wettbewerben ist. (...)
Dies ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die Leute einer Gehirnwäsche unterzogen werden, damit sie glauben, daß jemand, der weiß und weiblich ist, den Standard der Schönheit verkörpern sollte, und daß eine Farbige wie Rima Fakih einen Wettbewerb nur durch positive Diskriminierung gewinnen kann. Seine Sicht ist so krank, daß es mich krank macht.
Nur habe ich, soweit ich mir diese Blogs angesehen habe, keine Argumentation gefunden, die so mangels jeder Logik war wie die von Jörg Lau. Der nämlich schreibt:
Komisch: Sonst macht Pipes sich gerne Sorgen darüber, dass zuviele Muslimas in Europa die Burka tragen. Nun hat eine im Bikini die nichtmuslimische Konkurrenz hinter sich gelassen – und es ist auch wieder nicht recht. (...)Lau freilich hat sich nicht demontiert, sondern zur Kenntlichkeit präsentiert. Zur Kenntlichkeit eines Autors, der einen Gedankenbrei anrührt, statt den Sachverhalt mit Verstand zu analysieren.
Wenn aber selbst die nahezu vollkommen entblößte Araberin den gleichen Argwohn auf sich zieht wie die vollkommen verhüllte, dann stimmt wohl etwas nicht. Islamophobie? Arabophobie? Lubnanphobie? Whatever.
Pipes – Betreiber eines gut gehenden Liefergeschäfts für nahöstliche Angstpropaganda – hat sich hier einmal sehr schön selbst demontiert.
Denn was in aller Welt hat das eine mit dem anderen zu tun? Wieso kann man nicht erstens gegen das Tragen der Burka in der Öffentlichkeit sein und zweitens die Vermutung hegen, bei Schönheits-Wettbewerben gebe es eine positive Diskriminierung? Was bringt Jörg Lau auf den Einfall, jemand, der beide Meinungen vertritt, würde sich dadurch "demontieren"?
Ich weiß es nicht. Und was ich auch nicht weiß, das ist die Bedeutung des Worts "Lubnanphobie". Offenbar hat uns Lau da in seinen Gedankenbrei einen seltenen Fund hineingerührt, ein sprachliches Kleinod. So hat sein Artikel doch immerhin sprachliches Niveau bekommen.
Und dann möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf den letzten von mir zitierten Satz von Lau lenken, der auch der letzte Satz seines Kommentars ist:
Wenn jemand den Nahost-Konflikt unter Parteinahme für Israel journalistisch bearbeitet, dann betreibt er für Lau "ein gut gehendes Liefergeschäfts für nahöstliche Angstpropaganda". Das mußte Lau am Ende doch noch sagen.
Nachtrag um 21.55 Uhr: Jetzt habe ich doch in einem US-Blog eine Argumentation gefunden, die so mangels jeder Logik ist wie die von Lau. Mehr noch: Sie gleicht ihr wie ein Ei dem anderen.
In Talking Points Memo nämlich hat Josh Marshall am Montag dies geschrieben:
But what strikes me as really odd about this is that what usually gets folks like Pipes most up in arms is the hijab -- as a symbol of female subordination and anti-modernism, a point that has a lot to say for it. But most of these women Pipes now has a separate beef with are -- like most beauty pageant winners -- spending a decent amount of their time waltzing around with almost their whole bodies exposed (i.e., in bikinis). So the whole thing leaves me a bit confused.Und nun lesen wir noch einmal, was Jörg Lau einen Tag später publizierte:
Aber es ist wirklich komisch: Was Leute wie Pipes sonst am meisten in Rage bringt, ist der Hidschab - als ein Symbol für die Unterordnung der Frau und Antimodernismus; wofür ja in der Tat viel spricht. Die meisten der Frauen jedoch, die Pipes nun wieder aufs Korn nimmt, verbringen - wie die meisten Siegerinnen von Schönheits-Wettbewerben - einen erklecklichen Teil ihrer Zeit damit, fast ihren ganzen Körper zur Schau zu stellen (d.h. im Bikini). Zusammengenommen finde ich das ein wenig verwirrend.
Komisch: Sonst macht Pipes sich gerne Sorgen darüber, dass zuviele Muslimas in Europa die Burka tragen. Nun hat eine im Bikini die nichtmuslimische Konkurrenz hinter sich gelassen – und es ist auch wieder nicht recht.Zwei Menschen - ein Gedanke. So hatte ich es eigentlich nicht gemeint, als ich in die Überschrift setzte: "Ein amerikanischer Blogger, ein deutscher Epigone".
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