12. September 2011

Zitat des Tages: Afghanistan, Jauchs Einstand bei der ARD und die klaren Gedanken der Elke Heidenreich

So war es eher Elke Heidenreich zu verdanken, dass überhaupt ein paar klare Gedanken geäußert wurden, die über das tausendfach bereits Gesagte hinauswiesen ("Es passierte ja nicht umsonst, dass diese Türme in die Luft gesprengt wurden - so grausam das auch ist.").
Ruth Schneeberger in sueddeutsche.de über Günther Jauchs gestrige Premiere als ARD-Moderator.

Kommentar: Der Artikel ist überschrieben "TV-Kritik: Jauch in der ARD - Unfreiwillige Loriot-Komik zur Premiere". Was Ruth Schneeberger schreibt, ist vielleicht keine unfreiwillige Komik, aber unfreiwillige Amnesie.

Die Gedanken Heidenreichs in dieser Sendung, die nach Schneebergers Meinung "über das tausendfach bereits Gesagte hinauswiesen", waren das Abgeschmackteste, das am häufigsten Wiedergekäute, das seit zehn Jahren in Deutschland zum Afghanistan-Krieg geäußert wurde und wird. Es gehört schon ein bemerkenswerter Gedächtnisschwund dazu, das für etwas in irgendeiner Hinsicht Neues zu halten.

Es war und ist vielmehr die Standard-Leier des "linksliberalen" Deutschland. Unmittelbar nach dem Anschlag vom 11. September 2001 hat beispielsweise Konstantin Wecker sie dröhnend laut gespielt, diese Leier (siehe Zum Jahrestag von 9/11: Persönliche Erinnerungen. Verschwörungstheorien, Antiamerikanismus. Naivität und Selbstbehauptung; ZR vom 11. 9. 2011).

Es "passierte nicht umsonst", daß die Kaida in New York und Washington mordete, behauptet Heidenreich. Die Amis sind selbst schuld, soll uns das sagen. Es sei richtig, in Afghanistan Schulen für Mädchen zu bauen, lautete ein anderer der klaren Gedanken von Elke Heidenreich in dieser Sendung, aber man hätte unter keinen Umständen militärisch intervenieren dürfen.

Man hätte, so meinte sie offenkundig, nur die Taliban um Erlaubnis fragen müssen; dann hätten sie doch gewiß bereitwillig westliche Kulturhelfer und Brunnenbauer ins Land gelassen. Vielleicht hätte ja auch ein gutes Gespräch mit Mullah Omar die Herzen der Taliban für Frauen- und Menschenrechte geöffnet.



Elke Heidenreich war als "Else Stratmann" aus dem Ruhrpott eine Ulknudel der gehobenen Qualität, manchmal anknüpfend an den genialen Jürgen von Manger ("Adolf Tegtmeier"). Ihre Sendung "Lesen!" war nicht große Literaturkritik, aber amüsant; und in der Art, wie sie sich für Bücher ins Zeug legte, auch ein wenig anrührend. Ich habe Elke Heidenreich, diese Schnodderschnauze aus dem Revier, eigentlich immer gemocht.

Aber wieso in aller Welt sind ihre Verdienste als Autorin und Kritikerin ein Grund, sie in eine politische Sendung einzuladen? Sie hatte von dem gestrigen Thema offenkundig keine Ahnung.

Oder sagen wir: Sie, die einst in der Rolle der "Metzgersgattin Else Stratmann" brillierte, hatte davon nicht mehr Ahnung als jede beliebige echte Metzgersgattin. Wenn man in solche Talkshows schon Gäste einlädt, die vom Thema nicht mehr verstehen als der normale Leser von "Bild" - warum lädt man dann nicht einen normalen Leser von "Bild" ein? Jeder darf sich bewerben; der Glückliche, der dann in Jauchs Gasometer sitzt, wird durch das Los ermittelt.

Mehr Kokolores als gestern Elke Heidenreich wird er auch nicht reden.
Zettel



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