In der Online-Ausgabe des "Tagesspiegel" gibt es eine sehr schöne interaktive Grafik, die alle gestrigen Berliner Wahlergebnisse im Detail - bis hin zu jedem einzelnen Wahllokal - erschließt.
Sieht man sich das gesamte Stadtgebiet an, dann fällt etwas auf, das man oft bei der Analyse von Wahlergebnissen sehen kann: Kein Faktor ist so wichtig für den relativen Erfolg oder Mißerfolg der Parteien wie die geographische Lage. Fast nie findet man einen Fleckenteppich, sondern es gibt zusammenhängende Regionen, in denen ähnlich gewählt wird.
Das ist auf nationaler Ebene so - in Frankreich zum Beispiel wählen die Bretagne und das Elsaß stets konservativ, der Midi stets links -, und es zeigt sich auch jetzt wieder in Berlin. Es zeigt sich bis hin zu den einzelnen Wahllokalen; sehen Sie sich beispielsweise einmal die Ergebnisse aus Treptow-Köpenick an.
Der Osten ist rot. Im ehemaligen Ostberlin siegte nur in einem einzigen Wahlkreis ein CDU-Kandidat, und zwar in Marzahn-Hellersdorf 5. Das ist Mahlsdorf; und dort gewann mit einem sogar sehr deutlichen Vorsprung (41,5 Prozent gegenüber 21,8 Prozent für die zweitplazierte SPD-Kandidatin) der CDU-Kandidat Mario Czaja.
Das ist auf den ersten Blick erstaunlich, denn Marzahn-Hellersdorf ist eine Hochburg der Kommunisten; vier der sieben Wahlkreise, die von ihnen gewonnen wurden, liegen in Marzahn-Hellersdorf. Und Mario Czaja ist auch noch ein Mann aus der freien Wirtschaft; der Betriebswirt arbeitet bei einer Firma für Gebäudemanagement.
Wie kann so einer im tiefroten Marzahn siegen? Es gibt verschiedene Besonderheiten. Erstens ist Mahlsdorf keine Plattenbau-Gegend, sondern ein um eine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert gruppiertes Dorf; eine der Gemeinden Deutschlands mit dem größten zusammenhängenden Gebiet von Ein- und Zweifamilienhäusern. Zweitens ist Czaja ein Kind dieses Dorfs; dort geboren und aufgewachsen. Und drittens ist er ein Politiker der Nach-DDR-Generation; beim Fall der Mauer war er gerade vierzehn Jahre geworden.
Alle anderen Wahlkreise des früheren Ostberlin haben links gewählt: Überwiegend die SPD; in Marzahn-Hellersdorf und zwei angrenzenden Wahlkreisen von Lichtenberg und in einem Wahlkreis von Mitte die Kommunisten; in zentral gelegenen Wahlkreisen in Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg die Grünen.
Die Hochburgen der Grünen liegen alle im Zentrum Berlins; wobei es belanglos ist, ob die betreffenden Wahlkreise zum früheren Ost- oder Westberlin gehörten. Das Milieu der Alternativen und Autonomen, der Ökos und der grünen Schickeria ist das einzige, das die einst durch die Mauer gezogene Grenze wirklich überwunden hat.
Ansonsten dominiert im früheren Westberlin die CDU. Das ist immer noch Diepgen-Land; von Reinickendorf im Norden über Spandau und Charlottenburg bis hinunter nach Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg.
Allerdings wird dieses CDU-Land durch einen SPD-Streifen durchschnitten. Er reicht von Wedding über die Mitte und die südlich an sie anschließenden Wahlkreise bis hinein nach Neukölln. Das sind die ehemaligen - und teils noch heutigen - Arbeiterbezirke im ehemaligen Westberlin.
Gestern hatte ich darauf aufmerksam gemacht, daß die Bevölkerung Berlins aus einer 42-Prozent-Minderheit besteht, die ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit verdient, und einer Mehrheit von Empfängern von Transferleistungen (Warum wird heute in Berlin die Linke siegen? Eine Anmerkung zum Athen an der Spree; ZR vom 18. 9. 2011).
Mir liegen keine Zahlen darüber vor, wie sich diese beiden Gruppen auf die einzelnen Wahlbezirke verteilen. Aber die Vermutung liegt nahe, daß es einen Zusammenhang mit dem Wahlverhalten in den Wahlkreisen gibt; daß also die Transferempfänger sich dort konzentrieren, wo gestern rot oder grün gewählt wurde, und daß die produktive Minderheit mehrheitlich die CDU gewählt hat.
"Eine bürgerliche Partei gewählt hat", hätte ich gern geschrieben. Aber von der zweiten bürgerlichen Partei, der FDP, ist ja wenig geblieben. Als gestern Abend der rbb die Einzelergebnisse brachte, kam sie in den Tabellen gar nicht mehr vor.
Sieht man sich das gesamte Stadtgebiet an, dann fällt etwas auf, das man oft bei der Analyse von Wahlergebnissen sehen kann: Kein Faktor ist so wichtig für den relativen Erfolg oder Mißerfolg der Parteien wie die geographische Lage. Fast nie findet man einen Fleckenteppich, sondern es gibt zusammenhängende Regionen, in denen ähnlich gewählt wird.
Das ist auf nationaler Ebene so - in Frankreich zum Beispiel wählen die Bretagne und das Elsaß stets konservativ, der Midi stets links -, und es zeigt sich auch jetzt wieder in Berlin. Es zeigt sich bis hin zu den einzelnen Wahllokalen; sehen Sie sich beispielsweise einmal die Ergebnisse aus Treptow-Köpenick an.
Der Osten ist rot. Im ehemaligen Ostberlin siegte nur in einem einzigen Wahlkreis ein CDU-Kandidat, und zwar in Marzahn-Hellersdorf 5. Das ist Mahlsdorf; und dort gewann mit einem sogar sehr deutlichen Vorsprung (41,5 Prozent gegenüber 21,8 Prozent für die zweitplazierte SPD-Kandidatin) der CDU-Kandidat Mario Czaja.
Das ist auf den ersten Blick erstaunlich, denn Marzahn-Hellersdorf ist eine Hochburg der Kommunisten; vier der sieben Wahlkreise, die von ihnen gewonnen wurden, liegen in Marzahn-Hellersdorf. Und Mario Czaja ist auch noch ein Mann aus der freien Wirtschaft; der Betriebswirt arbeitet bei einer Firma für Gebäudemanagement.
Wie kann so einer im tiefroten Marzahn siegen? Es gibt verschiedene Besonderheiten. Erstens ist Mahlsdorf keine Plattenbau-Gegend, sondern ein um eine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert gruppiertes Dorf; eine der Gemeinden Deutschlands mit dem größten zusammenhängenden Gebiet von Ein- und Zweifamilienhäusern. Zweitens ist Czaja ein Kind dieses Dorfs; dort geboren und aufgewachsen. Und drittens ist er ein Politiker der Nach-DDR-Generation; beim Fall der Mauer war er gerade vierzehn Jahre geworden.
Alle anderen Wahlkreise des früheren Ostberlin haben links gewählt: Überwiegend die SPD; in Marzahn-Hellersdorf und zwei angrenzenden Wahlkreisen von Lichtenberg und in einem Wahlkreis von Mitte die Kommunisten; in zentral gelegenen Wahlkreisen in Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg die Grünen.
Die Hochburgen der Grünen liegen alle im Zentrum Berlins; wobei es belanglos ist, ob die betreffenden Wahlkreise zum früheren Ost- oder Westberlin gehörten. Das Milieu der Alternativen und Autonomen, der Ökos und der grünen Schickeria ist das einzige, das die einst durch die Mauer gezogene Grenze wirklich überwunden hat.
Ansonsten dominiert im früheren Westberlin die CDU. Das ist immer noch Diepgen-Land; von Reinickendorf im Norden über Spandau und Charlottenburg bis hinunter nach Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg.
Allerdings wird dieses CDU-Land durch einen SPD-Streifen durchschnitten. Er reicht von Wedding über die Mitte und die südlich an sie anschließenden Wahlkreise bis hinein nach Neukölln. Das sind die ehemaligen - und teils noch heutigen - Arbeiterbezirke im ehemaligen Westberlin.
Gestern hatte ich darauf aufmerksam gemacht, daß die Bevölkerung Berlins aus einer 42-Prozent-Minderheit besteht, die ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit verdient, und einer Mehrheit von Empfängern von Transferleistungen (Warum wird heute in Berlin die Linke siegen? Eine Anmerkung zum Athen an der Spree; ZR vom 18. 9. 2011).
Mir liegen keine Zahlen darüber vor, wie sich diese beiden Gruppen auf die einzelnen Wahlbezirke verteilen. Aber die Vermutung liegt nahe, daß es einen Zusammenhang mit dem Wahlverhalten in den Wahlkreisen gibt; daß also die Transferempfänger sich dort konzentrieren, wo gestern rot oder grün gewählt wurde, und daß die produktive Minderheit mehrheitlich die CDU gewählt hat.
"Eine bürgerliche Partei gewählt hat", hätte ich gern geschrieben. Aber von der zweiten bürgerlichen Partei, der FDP, ist ja wenig geblieben. Als gestern Abend der rbb die Einzelergebnisse brachte, kam sie in den Tabellen gar nicht mehr vor.
Zettel
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