14. Oktober 2011

US-Präsidentschaftswahlen 2012 (4): Perry? Vorbei. Cherchez la femme!

Rick Perry ist ein Mann, der eine glänzende Zukunft hinter sich hat. Der shooting star, der ebenso schnell heruntergefallen ist, wie er nach oben geschossen war.

Warum? Melinda Henneberger hat jetzt in der Washington Post eine plausible Erklärung vorgetragen: Der Mann wollte nie Präsident werden.

Der Mann wollte es nicht. Aber seine Frau wollte es. Seine Frau Anita Perry wollte es, und gestern hat sie das, so Henneberger, in einer emotional speech dargelegt, einer emotionalen Rede.

Perry ist der erfolgreiche Gouverneur von Texas; im vergangenen Jahr für eine dritte Amtszeit gewählt. Aber Anita war das nicht genug:
...there was a nagging, a pulling at my heart for him to run for president. He didn't want to hear a thing about running for president; he was happy being the governor of Texas. He was good being the governor of Texas.

... ich hatte eine Qual im Herzen, einen Drang, daß er sich um das Amt des Präsidenten bewerben sollte. Er wollte kein Wort davon hören, sich um das Amt des Präsidenten zu bewerben; er war glücklich damit, Gouverneur von Texas zu sein. Er fühlte sich wohl dabei, Gouverneur von Texas zu sein.
Nicht aber offenbar Anita. Sie trug ihren Rick zum Jagen.

Und so hat er sich seither benommen. Ein Mann, der keinen Augenblick den Eindruck machte, er könnte das Zeug zum Präsidenten haben. Er sieht glänzend aus und sagt auswendig gelernte Sprüche auf; das ist es aber auch schon (siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (1): Der lange Vorlauf. Ein erster Eindruck von den republikanischen Kandidaten; ZR vom 9. 9. 2011).

Was macht jemand, der von seiner Frau ins Rennen geschickt wurde und der nun irgendwie rennen muß?

Soll er Gott folgen? Denn auch das sagte seine Frau: Ihr sei von Gott eingegeben worden, daß ihr Rick Präsident werden müsse, und sie hätte ihm das vermittelt ("God called him, repeatedly, and she passed on the message"; so Henneberger).

Da kann man ja nicht nein sagen, wenn Gott ruft. Man kann sich nur klein machen. Und das ist es offenbar, was Perry tut. Mit großen Sprüchen freilich.

Er schleppt sich von Debatte zu Debatte. In der letzten, am vergangenen Dienstag, war er so schwach, daß die Leute seines Konkurrenten Mitt Romney es nicht einmal mehr für nötig hielten, ihn zu kritisieren.

Er müsse doch wenigstens den Eindruck erwecken, wach zu sein und seine Hausaufgaben gemacht zu haben, meinte zu diesem Auftritt Mark McKinnon, einer der früheren Mitarbeiter von Präsident George W. Bush.



Also bleibt nur Mitt Romney? Es sieht im Augenblick so aus.

Sarah Palin geht nicht ins Rennen. Der eine Zeitlang als Geheimtipp gehandelte Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, wird nicht antreten. Mike Huckabee, der mein Favorit gewesen wäre, hat sich gleich zu Beginn entschlossen, nicht zu kandidieren, obwohl er ausgezeichnete Chancen gehabt hätte (siehe Huckabee for President; ZR vom 13. 8. 2010).

Also wird es wohl auf Romney hinauslaufen. Ein guter Mann. Ein Mann der rechten Mitte. Er hat nur ein entscheidendes Manko: Er ist schon einmal angetreten und hat damals bei der Kür der Kandidaten verloren; gegen John McCain. Und Verlierer mögen die Amerikaner nicht.

Die Amerikaner wählen in der Regel als ihren Präsidenten entweder den Erben oder den strahlenden Helden (siehe Wie wird man US-Präsident? Oder: Warum Hillary und Barack gute Chancen haben; ZR vom 14. 11. 2006). Romney ist nicht das eine und nicht das andere. Seine Chance ist allein, daß er - falls er Kandidat wird - mit Barack Obama einen der schlechtesten Präsidenten als Gegenkandidaten hätte, der jemals im Weißen Haus residierte.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Das Lansdowne-Porträt von George Washington, gemalt von Gilbert Stuart (1796). National Portrait Gallery der Smithsonian Institution. Das Porträt zeigt Washington, wie er auf eine weitere (dritte) Amtszeit verzichtet. Links zu allen Beiträgen dieser Serie finden Sie hier. Siehe auch die Serie Der 44. Präsident der USA von 2008.