5. Februar 2012

Zitat des Tages: "Wärmedämmung - die Burka für das Haus". Cora Stephan über Wohnen im Fachwerk und die Energiewende

Die Burka für das Haus ist ein Todesurteil – für die großbürgerlichen Gründerzeitwohnungen in der Stadt ebenso wie für die letzten verbliebenen Fachwerkhäuser, die das romantische Bild von Deutschland prägen und deretwegen man so viele Japaner in Rothenburg trifft. Ich habe schon einige Häuser sterben sehen und daher nur eine Hoffnung: dass die relative Armut des Landstrichs, in dem ich lebe, verhindert, dass das Fachwerkhaussterben dank moderner Wärmedämmung Tempo aufnimmt.
Cora Stephan in "Welt-Online" unter der Überschrift "Dämmung ist das Todesurteil für Fachwerkhäuser"

Kommentar: Lesen Sie diesen schön geschriebenen Artikel; die Autorin ist nicht nur eine glänzende politische Publizistin, sondern mit ihrem alter ego, Anne Chaplet, auch Schriftstellerin. Die Lektüre ist also auch stilistisch ein Vergnügen. Und Sie verstehen, wenn Sie das gelesen haben, etwas mehr vom Charakter dessen, was uns als "Energiewende" oktroyiert ist.

So, wie im Mittelalter die Religion in alle Lebensbereiche hineinragte und sie bestimmte, ist heute die oberste, die alles leitende Instanz die apokalyptische Vorstellung von einer heraufziehenden klimatischen Katastrophe, deren Abwendung sich alles Andere unterzuordnen habe.

Wie wir uns fortbewegen, wie wir unsere Wohnungen beleuchten, wie und wohin wir reisen; ja was wir essen und womit wir uns kleiden - alles sollen wir unter diesem Gesichtspunkt entscheiden. Denn etwas zu tun oder zu lassen, es herzustellen und zu konsumieren - es hinterläßt einen "CO2-Fußabdruck", der bedacht sein will, der handlungsleitend sein muß (siehe Die Multiple Grüne Persönlichkeit (MGP). Eine nicht ganz unernst gemeinte Diagnose; ZR vom 9. 6. 2011).

Und natürlich schon ganz und gar ist das Wohnen unter die Kuratel der CO2-Vermeidung gestellt. Also werden wir demnächst unsere Häuser dämmen und versiegeln müssen, was das Zeug hält. Eingriffe, die kein Fachwerkhaus lebend übersteht, wie Cora Stephan im einzelnen zeigt.



Die "Grünen" waren einmal als Wertkonservative aufgetreten; sie wollten bewahren und schützen. Lange vorbei. Die grüne Ideologie gehört heute zu den rabiatesten Weltanschauungen, die man sich vorstellen kann. Die monomane Fixierung auf die klimatische Katastrophe, an deren Dräuen man glaubt wie einst die Mayas an den Weltuntergang, walzt alles nieder.

Die Landschaft wird gnadenlos mit Windrädern vollgestellt. Hinter unseren dreifach-isolierverglasten Fenstern hocken wir im kalten Licht der Energiesparlampen. Da passen alte Fachwerkhäuser einfach nicht mehr in die Landschaft.­
Zettel



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