You get to ask the questions you want. I give the answers I want.
(Sie können hier das fragen, was Sie fragen wollen. Ich antworte so, wie ich es will).
Kommentar: Zu dieser Bemerkung Romneys kam es folgendermaßen:
Für die Schlußrunde hatte der CNN-Redakteur John King, der die Debatte moderierte, die Frage gestellt "What's the biggest misconception the public has about you?"; also etwa: "Was ist der größte Irrtum über Sie in der Öffentlichkeit?" Diese Frage sollte das Thema für die Schlußrunde vorgeben; sie war auch die ganze Zeit am unteren Bildrand eingeblendet.
Gefragt wurden die vier Kandidaten, wie das bei solchen Debatten üblich ist, in der Reihenfolge ihres Rangs in den Umfragen - beginnend mit dem Schwächsten.
Das ist derzeit Ron Paul. Er antwortete mit seinem üblichen verschmitzten Lächeln, das bei ihm fast schon zu einem Gesichtszug geworden ist: Der größte Irrtum sei, daß er nicht gegen Obama gewinnen könne. Er könne das aber.
Dann war Gingrich dran. Er war offenbar nicht auf diese Frage vorbereitet gewesen, sondern hatte als die Schlußfrage das Übliche erwartet - Was möchten Sie Ihren Wählern mit auf den Weg geben? Was sind die wichtigsten Gründe, warum Sie Präsident werden sollten? Etwas in dieser Art. Jedenfalls trug Gingrich seine darauf gemünzte übliche Antwort vor: Die Wähler wollten jemanden als Präsidenten, der ihre Probleme löst. Und das sei nur er. Das sei es, was die Amerikaner wissen sollten.
Dann kam Romney an die Reihe; in den Umfragen derzeit deutlich hinter Rick Santorum und deshalb jetzt der Dritte. Romney machte dasselbe wie Gingrich - er ging mit keinem Wort auf die Frage ein, sondern trug im Stakkato sein Regierungsprogramm als Präsident vor.
Als er an der Stelle "... to create more jobs, have less debt and shrink the size of Government" angekommen war (mehr Jobs zu schaffen, die Schulden zu reduzieren und die Regierung zu verkleinern), warf John King ein: "The miconceptions about you? The question is about misconceptions" - "Die Irrtümer über Sie? Nach den Irrtümern war gefragt worden". Und darauf antwortete Romney mit dem, was ich zitiert habe.
Und wie reagierte das Publikum? Es lachte und applaudierte Romney. Und wie reagierte John King? Er lachte ebenfalls amüsiert, sagte etwas offenbar Freundliches (ich habe es in dem Applaus nicht verstehen können) und machte keineswegs den Versuch, Romney nun doch noch zum Beantworten der Frage zu bringen.
Das haben Sie sie, die amerikanische politische Kultur im Umgang der Medien mit den Politikern. Diese werden gewiß nicht mit Samthandschuhen angefaßt. Aber wenn ein Journalist ein Interview führt oder wenn moderiert, dann behandelte er seinen Interviewpartner, seine Gäste mit Respekt; so, wie das zivilisierte Menschen zu tun pflegen.
Der rüde Umgang deutscher Journalisten mit Politikern wäre in den USA undenkbar; diese Attitüde der Überlegenheit, wie sie beispielsweise Frank Plasberg pflegt, dieses sogenannte "Nachhaken" ("Ich habe aber gefragt ..."; " ... bitte beantworten Sie jetzt meine Frage"; "Das war aber nicht die Frage") - so, als sei der Gast ein Student und der Journalist sein gestrenger Prüfer, dem er Rede und Antwort stehen muß. Manchmal könnte einem auch eher die Analogie eines Vernehmers in den Sinn kommen.
Sehr anders in den USA. Auch in Äußerlichkeiten zeigt sich der Respekt, mit dem dort Journalisten mit Politikern umgehen. Zum Beispiel werden sie grundsätzlich mit ihrem Titel angeredet (den sie behalten, auch wenn sie die betreffende Funktion nicht mehr ausüben). Romney ist also "Mr. Governor", oder "Governor Romney"; Gingrich wird mit "Mr. Speaker" angeredet, weil er einmal der Sprecher (Präsident) des Repräsentantenhauses war.
Deutschland galt einmal als das Land der Titelsucht. Lange ist's her. Heute ist es durchaus üblich geworden, einen Minister in einer Talkrunde nicht mehr mit "Herr Minister", sondern schlicht mit seinem Namen anzureden.
Wir sind ja alle gleich, nicht wahr. Nur der Moderator, nur der Journalist, der sich zum Inquisitor aufschwingt - der freilich ist gleicher als die anderen.
Ich bin auf dieses Thema immer einmal wieder eingegangen. Falls es Sie interessiert, mögen Sie vielleicht lesen:
(Sie können hier das fragen, was Sie fragen wollen. Ich antworte so, wie ich es will).
Der Kandidat für das Amt des US-Präsidenten Mitt Romney gestern Abend (vergangene Nacht MEZ) in einer Debatte der republikanischen Kandidaten bei CNN.
Kommentar: Zu dieser Bemerkung Romneys kam es folgendermaßen:
Für die Schlußrunde hatte der CNN-Redakteur John King, der die Debatte moderierte, die Frage gestellt "What's the biggest misconception the public has about you?"; also etwa: "Was ist der größte Irrtum über Sie in der Öffentlichkeit?" Diese Frage sollte das Thema für die Schlußrunde vorgeben; sie war auch die ganze Zeit am unteren Bildrand eingeblendet.
Gefragt wurden die vier Kandidaten, wie das bei solchen Debatten üblich ist, in der Reihenfolge ihres Rangs in den Umfragen - beginnend mit dem Schwächsten.
Das ist derzeit Ron Paul. Er antwortete mit seinem üblichen verschmitzten Lächeln, das bei ihm fast schon zu einem Gesichtszug geworden ist: Der größte Irrtum sei, daß er nicht gegen Obama gewinnen könne. Er könne das aber.
Dann war Gingrich dran. Er war offenbar nicht auf diese Frage vorbereitet gewesen, sondern hatte als die Schlußfrage das Übliche erwartet - Was möchten Sie Ihren Wählern mit auf den Weg geben? Was sind die wichtigsten Gründe, warum Sie Präsident werden sollten? Etwas in dieser Art. Jedenfalls trug Gingrich seine darauf gemünzte übliche Antwort vor: Die Wähler wollten jemanden als Präsidenten, der ihre Probleme löst. Und das sei nur er. Das sei es, was die Amerikaner wissen sollten.
Dann kam Romney an die Reihe; in den Umfragen derzeit deutlich hinter Rick Santorum und deshalb jetzt der Dritte. Romney machte dasselbe wie Gingrich - er ging mit keinem Wort auf die Frage ein, sondern trug im Stakkato sein Regierungsprogramm als Präsident vor.
Als er an der Stelle "... to create more jobs, have less debt and shrink the size of Government" angekommen war (mehr Jobs zu schaffen, die Schulden zu reduzieren und die Regierung zu verkleinern), warf John King ein: "The miconceptions about you? The question is about misconceptions" - "Die Irrtümer über Sie? Nach den Irrtümern war gefragt worden". Und darauf antwortete Romney mit dem, was ich zitiert habe.
Und wie reagierte das Publikum? Es lachte und applaudierte Romney. Und wie reagierte John King? Er lachte ebenfalls amüsiert, sagte etwas offenbar Freundliches (ich habe es in dem Applaus nicht verstehen können) und machte keineswegs den Versuch, Romney nun doch noch zum Beantworten der Frage zu bringen.
Das haben Sie sie, die amerikanische politische Kultur im Umgang der Medien mit den Politikern. Diese werden gewiß nicht mit Samthandschuhen angefaßt. Aber wenn ein Journalist ein Interview führt oder wenn moderiert, dann behandelte er seinen Interviewpartner, seine Gäste mit Respekt; so, wie das zivilisierte Menschen zu tun pflegen.
Der rüde Umgang deutscher Journalisten mit Politikern wäre in den USA undenkbar; diese Attitüde der Überlegenheit, wie sie beispielsweise Frank Plasberg pflegt, dieses sogenannte "Nachhaken" ("Ich habe aber gefragt ..."; " ... bitte beantworten Sie jetzt meine Frage"; "Das war aber nicht die Frage") - so, als sei der Gast ein Student und der Journalist sein gestrenger Prüfer, dem er Rede und Antwort stehen muß. Manchmal könnte einem auch eher die Analogie eines Vernehmers in den Sinn kommen.
Sehr anders in den USA. Auch in Äußerlichkeiten zeigt sich der Respekt, mit dem dort Journalisten mit Politikern umgehen. Zum Beispiel werden sie grundsätzlich mit ihrem Titel angeredet (den sie behalten, auch wenn sie die betreffende Funktion nicht mehr ausüben). Romney ist also "Mr. Governor", oder "Governor Romney"; Gingrich wird mit "Mr. Speaker" angeredet, weil er einmal der Sprecher (Präsident) des Repräsentantenhauses war.
Deutschland galt einmal als das Land der Titelsucht. Lange ist's her. Heute ist es durchaus üblich geworden, einen Minister in einer Talkrunde nicht mehr mit "Herr Minister", sondern schlicht mit seinem Namen anzureden.
Wir sind ja alle gleich, nicht wahr. Nur der Moderator, nur der Journalist, der sich zum Inquisitor aufschwingt - der freilich ist gleicher als die anderen.
Ich bin auf dieses Thema immer einmal wieder eingegangen. Falls es Sie interessiert, mögen Sie vielleicht lesen:
Journalistische Wegelagerer. Zwei Minuten und achtundzwanzig Sekunden "Spiegel-Online"; ZR vom 20. 5. 2010 Noch einmal journalistische Wegelagerer. Die Dummdreistigkeit von TV-Journalisten. Beispiel "Panorama"; ZR vom 1. 10. 2011
Zettel
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