3. Februar 2012

Wäre Jesus für höhere Steuern? – Obama und die Bibel

... for me as a Christian, it also coincides with Jesus’s teaching that “for unto whom much is given, much shall be required.”

Für mich als Christen stimmt es auch mit der Lehre Jesu überein, dass "von dem, welchem viel gegeben ist, auch viel gefordert werden soll."
Barack Obama beim Nationalen Gebetsfrühstück am 2. Februar 2012

(Ein vollständiges Transkript der Rede Obamas samt einem Kommentar, dem ich mich weitgehend anschließe, können Sie z. B. hier lesen.)

Jesus, der den Armen gibt, der die Reichen zur Verantwortung zieht, der zur Nächstenliebe auffordert, scheint ein guter Kronzeuge für linke Umverteilungspolitik zu sein. So jedenfalls auch für Obama, der ihn für seine Steuererhöhungspläne für Reiche in Anspruch nehmen möchte. ­

Leider erweist sich Obama dabei als lausiger Theologe, um nicht zu sagen als Demagoge, der sich passend macht, was nicht passend ist.

Während Jesus in seinen Worten eine Tatsache der Lebenserfahrung – "Wer viel hat, von dem wird man viel erwarten" (Lukas 12,48) – auf das eschatologische Verhältnis Gott – Mensch überträgt, also auf die letzte Verantwortung des Menschen vor seinem Schöpfer, setzt Obama an die Stelle Gottes den Staat, der den Menschen offenbar geben und nehmen kann, als wäre er Gott.

Während Jesus den einzelnen zur Verantwortung, ja, sicher auch zur sozialen Verantwortung ruft, trauen Linke wie Obama den einzelnen diese Verantwortung nicht zu, nehmen sie ihnen möglichst ab und übertragen sie dem Staat.

Man mag Obama immerhin zugute halten, dass er das englische Wort shall missverstanden hat, das an dieser Stelle eben nicht mit "soll", sondern mit "wird" richtig verstanden wäre: "Wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert werden." – Das ist keine Aufforderung an menschliches Handeln, sondern eine Beschreibung von göttlichem Handeln (passivum divinum).

Wie willkürlich die Auswahl einer solchen Bibelstelle ist, erkennt man auch daran, dass sich umgekehrt jemand ebensogut auf eine andere Stelle berufen könnten: Wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. (Matthäus 25,29)
Herr



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