10. Februar 2012

Zitat des Tages: "Waffen für den Weltfrieden". Eine Rede des Generals Peter van Uhm, Oberbefehlshaber der niederländischen Streitkräfte

The gun may be one of the most important instruments of peace and stability that we have in this world.

(Das Gewehr ist vielleicht eines der wichtigsten Instrumente des Friedens und der Stabilität, die wir in dieser Welt haben.)
Der Oberkommandierende der Niederländischen Streitkräfte, General Peter van Uhm, am 28. Dezember 2011 auf der Konferenz "TEDxAmsterdam".

Kommentar: Wollen Sie hier aufhören zu lesen? Weil Sie diese Feststellung erstens abgeschmackt finden, zweitens inhuman und drittens vielleicht schlicht unzutreffend?

Wenn das Ihre erste Reaktion auf das Zitat war, dann sind Sie nicht allein. Es ist, so darf man annehmen, die Reaktion, die General van Uhm erwartet, die er nachgerade einkalkuliert hat, als er das sagte.

Es nicht nur sagte, sondern dabei vor dem Publikum der "TEDxAsterdam-Konferenz" stand, breitbeinig, in seiner Paradeuniform, und das illustrierend, was seine Botschaft war: Während fast der ganzen Rede hielt er ein Gewehr in den Händen, einen Trumm von einem Gewehr.

Näheres über TEDx erfahren Sie hier; es handelt sich um eine private Organisation, die in verschiedenen Ländern regelmäßig Konferenzen zu Problemen unserer Welt veranstaltet; wobei die zentrale Rolle jeweils von lokalen Gruppen übernommen wird. Über den General Peter van Uhm können Sie sich hier informieren.

Die Rede dauert 18 Minuten. (Es gehört zum Ritual dieser Konferenzen, daß jeder Redner genau 18 Minuten hat). Sie können sich das Video hier ansehen.



Daß ich dieser Rede das Ziat des Tages entnommen habe, hat verschiedene Gründe:

Zum einen ist dieser Auftritt eines Oberbefehlshabers nationaler Streitkräfte als Inszenierung eigenartig; ja befremdlich, oder auch faszinierend.

Van Uhm steht nicht am Pult und liest seine Rede vor. Sondern wie ein Showstar steht er frei auf der Bühne. Erst dachte ich, er hätte die Rede auswendig gelernt; aber dann sah man die Teleprompter. Kurz nach Beginn der Rede betrat plötzlich eine zweite Person die Bühne ... aber sehen Sie selbst.

Zweitens ist die Direktheit beeindruckend, mit der van Uhm für militärische Gewalt eintritt. Er redet nicht um den heißen Brei herum. Er sagte geradeheraus, und von seiner Sache überzeugt, seine Meinung. Man mag sie nicht teilen - aber es ist eine in sich stimmige, moralisch überzeugende und auch historisch begründbare Position.

Drittens hat mich ein Punkt in dieser Rede nachdenklich gemacht. Van Uhm stützt sein, sagen wir, antipazifistisches Plädoyer darauf, daß die Holländer im Zweiten Weltkrieg dem deutschen Überfall weitgehend hilflos ausgeliefert gewesen waren. Er illustriert das mit der Geschichte seines Vaters, der gegen die heranrückenden Deutschen ins Feld geschickt wurde, aber mit einer so schlechten Waffe ausgerüstet, daß er nicht einmal bis zum anderen Ufer des Flusses schießen konnte; dort standen die Deutschen.

Dieser geschichtliche Hintergrund lieferte van Uhm gewissermaßen das feste Fundament für seine Argumentation: So, wie wir damals gegen die Deutschen wehrhafter hätten sein müssen, um unsere Freiheit zu verteidigen, so ist auch heute Wehrhaftigkeit zur Verteidigung von Recht und Freiheit notwendig; mit dem Ziel einer besseren und gerechteren, vor allem einer friedlicheren Welt.

Könnte ein deutscher General eine solche Rede halten? Vielleicht dann, wenn sein Vater oder Großvater im Widerstand gegen Hitler gestanden hätte. Aber nur dann.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Uwe Richard.