Aus meiner Sicht gibt es kein höheres Lob für eine journalistische Arbeit, als zu konstatieren, daß man so etwas auch in der New York Times oder in der Washington Post lesen könnte.
Das gibt es auch in Deutschland? Ja, das gibt es auch in Deutschland. Nicht häufig, zugegeben.
Es gab das früher einmal in der Wochenzeitschrift "Die Zeit", bevor diese sich, beginnend mit dem Chefredakteur in den neunziger Jahren, Robert Leicht, auf den Weg zum Zentralorgan der Dauerbetroffenen und Weltverbesserer machte.
Es gab das auch gelegentlich in der "Welt", bevor diese - jedenfalls in ihrem Internet-Auftritt - den Kampf um die Gefilde südlich der Gürtellinie mit "Spiegel-Online" aufgenommen hat; siehe Die Notrutsche, die Insel, der tote Dackel; ZR vom 10. 8. 2010.
Und es gab und gibt es in der FAZ, der mittlerweile einzigen verbliebenen deutschen Tageszeitung von internationalem Niveau. Mit ihrem Schwesterblatt, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.).
In der F.A.S. erschien am vergangenen Wochenende der Artikel, den ich loben möchte, "Kristina Schröder und Ursula von der Leyen - Machtkampf der Ministerinnen". Es geht um das "Chipkarten-Modell", das vorsieht, daß Empfänger von Hartz-IV-Leistungen als zusätzliche Zuwendung für die Bildung ihrer Kinder nicht Bargeld bekommen, sondern eben diese Chipkarte, mit der sie kostenlosen Zugang zu bestimmten Bildungsangeboten haben.
Die Autorin, Christiane Hoffmann, schildert, wie es bei einem solchen "Projekt" in Berlin zugeht, wie die Abläufe im Bundeskabinett sind.
Wie das Ganze mit einem Urteil des Verfassungsgerichts begann, das die bessere Berücksichtigung der Bildungsausgaben für Kinder in Hartz-IV-Familien verlangt. Wie Ursula von der Leyen sofort das politische Potential dieses Urteils erkannte und sich daran machte, daraus "ihr" Projekt zu entwickeln.
Was gar nicht so einfach war, weil man ja denken könnte, daß dafür die Familienministerin Kristina Schröder, damals noch Köhler, mindestens ebenso zuständig ist wie die Arbeitsministerin. Aber von der Leyen warf ihren Apparat an, veranstaltete Hearings, schmiedete Allianzen (zum Beispiel mit ihrer Kollegin Annette Schavan vom Bildungsministerium), setzte sich in Szene. Und stellte die junge Kollegin Schröder, damals noch Kristina Köhler, kalt.
Geschildert wird, wie die Jungministerin Köhler/Schröder - sie war damals kaum im Amt - auch gleich um etliche gute Beamte sowie um Kompetenzen erleichtert wurde, die sich von der Leyen aus ihrem alten Ministerium besorgte. Wie die erst einmal ausmanövrierte junge Kollegin dann zum Kampf erwachte und begann, Krallen zu zeigen.
Kurzum, ein Blick ins Innere des Berliner Machtapparats. Im Detail recherchiert, glänzend geschrieben. Mit kritischer Distanz, aber ohne die Häme und die Mätzchen, die fast jeden politischen Artikel des "Spiegel" verderben. Ohne parteipolitische Tendenz, ohne Herabwürdigung und ohne erhobenen Zeigefinger. Aufschreiben, was ist, wie es Journalisten gelernt haben (sollten).
Schlicht guter Journalismus. Und wer ist die gute Journalistin, die so etwas schreibt? Christiane Hoffmann ist eine neugierige und mutige Journalistin. Zehn Jahre berichtete die studierte Slawistin aus Moskau; aus Rußland in der Zeit des großen Umbruchs. Dann ging sie von 1999 bis 2004 nach Teheran und schrieb als einzige deutsche Journalistin aus dem Iran. Was sie dort erlebte und wie sie dort lebte, können Sie hier nachlesen.
Jetzt also ist sie in der politischen Redaktion der F.A.S. Und hat aus ihrer internationalen Erfahrung offenbar mitgenommen, wie man gute Hintergrundberichte verfertigt: Indem man nämlich schlicht auf eine interessante Weise aufschreibt, was man herausgefunden hat.
Übrigens: Christiane Hoffmann wählt für das Verhältnis zwischen den Ministerinnen von der Leyen und Schröder das Gleichnis von der älteren und der jüngeren Schwester. Ich hatte eher an Brunhild und Kriemhild gedacht.
Das gibt es auch in Deutschland? Ja, das gibt es auch in Deutschland. Nicht häufig, zugegeben.
Es gab das früher einmal in der Wochenzeitschrift "Die Zeit", bevor diese sich, beginnend mit dem Chefredakteur in den neunziger Jahren, Robert Leicht, auf den Weg zum Zentralorgan der Dauerbetroffenen und Weltverbesserer machte.
Es gab das auch gelegentlich in der "Welt", bevor diese - jedenfalls in ihrem Internet-Auftritt - den Kampf um die Gefilde südlich der Gürtellinie mit "Spiegel-Online" aufgenommen hat; siehe Die Notrutsche, die Insel, der tote Dackel; ZR vom 10. 8. 2010.
Und es gab und gibt es in der FAZ, der mittlerweile einzigen verbliebenen deutschen Tageszeitung von internationalem Niveau. Mit ihrem Schwesterblatt, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.).
In der F.A.S. erschien am vergangenen Wochenende der Artikel, den ich loben möchte, "Kristina Schröder und Ursula von der Leyen - Machtkampf der Ministerinnen". Es geht um das "Chipkarten-Modell", das vorsieht, daß Empfänger von Hartz-IV-Leistungen als zusätzliche Zuwendung für die Bildung ihrer Kinder nicht Bargeld bekommen, sondern eben diese Chipkarte, mit der sie kostenlosen Zugang zu bestimmten Bildungsangeboten haben.
Die Autorin, Christiane Hoffmann, schildert, wie es bei einem solchen "Projekt" in Berlin zugeht, wie die Abläufe im Bundeskabinett sind.
Wie das Ganze mit einem Urteil des Verfassungsgerichts begann, das die bessere Berücksichtigung der Bildungsausgaben für Kinder in Hartz-IV-Familien verlangt. Wie Ursula von der Leyen sofort das politische Potential dieses Urteils erkannte und sich daran machte, daraus "ihr" Projekt zu entwickeln.
Was gar nicht so einfach war, weil man ja denken könnte, daß dafür die Familienministerin Kristina Schröder, damals noch Köhler, mindestens ebenso zuständig ist wie die Arbeitsministerin. Aber von der Leyen warf ihren Apparat an, veranstaltete Hearings, schmiedete Allianzen (zum Beispiel mit ihrer Kollegin Annette Schavan vom Bildungsministerium), setzte sich in Szene. Und stellte die junge Kollegin Schröder, damals noch Kristina Köhler, kalt.
Geschildert wird, wie die Jungministerin Köhler/Schröder - sie war damals kaum im Amt - auch gleich um etliche gute Beamte sowie um Kompetenzen erleichtert wurde, die sich von der Leyen aus ihrem alten Ministerium besorgte. Wie die erst einmal ausmanövrierte junge Kollegin dann zum Kampf erwachte und begann, Krallen zu zeigen.
Kurzum, ein Blick ins Innere des Berliner Machtapparats. Im Detail recherchiert, glänzend geschrieben. Mit kritischer Distanz, aber ohne die Häme und die Mätzchen, die fast jeden politischen Artikel des "Spiegel" verderben. Ohne parteipolitische Tendenz, ohne Herabwürdigung und ohne erhobenen Zeigefinger. Aufschreiben, was ist, wie es Journalisten gelernt haben (sollten).
Schlicht guter Journalismus. Und wer ist die gute Journalistin, die so etwas schreibt? Christiane Hoffmann ist eine neugierige und mutige Journalistin. Zehn Jahre berichtete die studierte Slawistin aus Moskau; aus Rußland in der Zeit des großen Umbruchs. Dann ging sie von 1999 bis 2004 nach Teheran und schrieb als einzige deutsche Journalistin aus dem Iran. Was sie dort erlebte und wie sie dort lebte, können Sie hier nachlesen.
Jetzt also ist sie in der politischen Redaktion der F.A.S. Und hat aus ihrer internationalen Erfahrung offenbar mitgenommen, wie man gute Hintergrundberichte verfertigt: Indem man nämlich schlicht auf eine interessante Weise aufschreibt, was man herausgefunden hat.
Übrigens: Christiane Hoffmann wählt für das Verhältnis zwischen den Ministerinnen von der Leyen und Schröder das Gleichnis von der älteren und der jüngeren Schwester. Ich hatte eher an Brunhild und Kriemhild gedacht.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.