11. September 2010

Zitat des Tages: Zum Jahrestag des Angriffs vom 11. September 2001

First, the attack was a shock, its audaciousness frightening. Second, we did not know what was coming next. (...)

Since we did not know what was possible, our only prudent course was to prepare for the worst. That is what the Bush administration did. Nothing symbolized this more than the fear that al Qaeda had acquired nuclear weapons and that they would use them against the United States. The evidence was minimal, but the consequences would be overwhelming. Bush crafted a strategy based on the worst-case scenario.


(Erstens war der Angriff ein Schock, seine Dreistigkeit furchterregend. Zweitens wußten wir nicht, was als Nächstes kommen würde. (...)

Da wir nicht wußten, was möglich sein würde, bestand unser einziger kluger Kurs darin, uns auf das Schlimmste vorzubereiten. Das tat die Regierung Bush. Nichts symbolisierte das mehr als die Furcht, daß die Kaida nukleare Waffen in ihren Besitz gebracht hatte und daß sie diese gegen die Vereinigten Staaten einsetzen würde. Die Hinweise darauf waren minimal, aber die Folgen wären unermeßlich gewesen. Bush erarbeitete eine Strategie auf der Grundlage des schlimmsten denkbaren Szenarios.)

George Friedman gestern in Stratfor zum heutigen 9. Jahrestags von 9/11.


Kommentar: Friedman fordert seine Leser auf, sich an ihre damalige Reaktion und die damalige allgemeine Stimmung zu erinnern. Wir sollten das vielleicht alle tun, um die weitere Entwicklung in diesen neun Jahren zu verstehen.

Wenige Tage nach dem Angriff erhielt ich von der Universitätsverwaltung ein Rundschreiben mit der Maßgabe, es meinen Mitarbeitern zur Kenntnis zu bringen. Darin waren detaillierte Maßnahmen für den Fall eines Angriffs mit Anthrax auf unsere Universität aufgeführt. So war damals die Stimmung, so war die Besorgnis auch in Deutschland.

Später stellte sich heraus, schreibt Friedman, daß die Kaida nicht die operativen Kapazitäten hatte, die man aufgrund des perfekt geplanten und realisierten Angriffs vom 11. September 2001 für möglich gehalten hatte.

Es hatte zu wenige zuverlässige Informationen über den islamistischen Terrorismus gegeben; ein Mangel, den zu beheben zu den ersten Entscheidungen von Präsident Bush gehörte. Friedman:
The president had to do three things: First, he had to assure the public that he knew what he was doing. Second, he had to do something that appeared decisive. Third, he had to gear up an intelligence and security apparatus to tell him what the threats actually were and what he ought to do.

Der Präsident mußte dreierlei tun: Erstens mußte er der Öffentlichkeit die Zuversicht geben, daß er wußte, was er tat. Zweitens mußte er etwas tun, das sich als entscheidungsstark darstellte. Drittens mußte er den Geheimdienst- und Sicherheitsapparat in die Lage versetzen, ihm zu sagen, was die tatsächlichen Bedrohungen waren und was er zu tun hätte.
Aus dieser Entscheidungslage heraus, so Friedman, entstanden die Interventionen in Afghanistan und dann im Irak.

Friedman plädiert für eine Neubewertung der geostrategischen Lage und der amerikanischen Geopoliktik aus heutiger Sicht. Man müsse weg vom Fokus auf die Bedrohung durch den Islamismus - so ernst diese weiter zu nehmen sei - und wieder zu der klassischen amerikanischen Politik zurückkehren, für lokale Gleichgewichte zu sorgen.

Wohl wahr. Aber was folgt daraus für den Irak, für Afghanistan? Im Irak müßten die USA bleiben, meint Friedman, um den Iran im Zaum zu halten. Afghanistan aber sei von geringer strategischer Bedeutung.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.