Hätte die iranische Revolution siegreich sein können, wenn im Weißen Haus ein Präsident von Format regiert hätte, statt Barack der Redner?
Eine Woche lang schien im Iran alles möglich zu sein. Das Regime wirkte unsicher, es schien zu wanken. In dieser Zeit duckte sich der amerikanische Präsident; er sah weg wie ein Passant, der miterlebt, wie jemand zusammengeschlagen wird, der aber so tut, als bemerke er nichts.
Jetzt, nachdem alles entschieden ist, läuft der Redner Obama wieder zur gewohnten Hochform auf. "Dramatisch härter" sei er jetzt in seinen Äußerungen, schrieb Helen Kennedy gestern in den New York Daily News.
Wie wir das von diesem Mann kennen, an dem alles nur Rhetorik ist, können jetzt, nachdem das Schicksal der Revolution besiegelt ist, die Worte gar nicht hochtrabend genug sein: "Appalled and outraged" sei man in den USA; erschüttert und zornig. Nun "trauert" er, der Präsident, der nichts tat; ja "herzzereißend" sei das Video vom Tod Neda Soltans.
Und nun auf einmal gibt es auch Zuspruch: "... those who stand up for justice are always on the right side of history"; wer sich für Gerechtigkeit erhebe, sei immer auf der richtigen Seite der Geschichte. Das Regime, dem Barack Obama schon 2007 das Versprechen in Aussicht stellte, es nicht zu stürzen, hat ja auch gesiegt. Keine Rede mehr davon, daß die USA sich zurückhalten müßten, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie mischten sich ein.
Vor Tisch las man's anders. Aber genug von diesem Präsidenten, der sich - ich habe es am Sonntag beschrieben - täglich mehr decouvriert. Er hat jedenfalls keine Hand gerührt, um die iranischen Demokraten zu unterstützen, solange sie eine Chance hatten zu siegen. Ob sie es mit der Unterstützung der USA geschafft hätten, wird man nie wissen.
Gab es andere Ursachen für das Scheitern? In Stratfor hat George Friedman dazu einige Überlegungen angestellt.
Revolutionen, schreibt Friedman, verlaufen in drei Phasen: Zuerst rebelliert ein kleines Segment der Bevölkerung, meist in der Hauptstadt. Dann breitet sich der Aufstand in andere Teile der Gesellschaft hinein und auf das flache Land aus. In der dritten Phase kann das Regime seines Militärs nicht mehr sicher sein. Wenn dann die Sicherheitskräfte nicht mehr gehorchen und zu den Aufständischen überlaufen, hat die Revolution gesiegt.
Revolutionen scheitern, wenn sie nicht über die erste Phase hinausgelangen. Das, meint Friedman, sei in Peking 1989 der Fall gewesen. Und daran sei auch die Revolution im Iran gescheitert.
Die internationale Berichterstattung habe übersehen, daß der Aufstand immer auf ein kleines Segment der Bevölkerung - die gut Ausgebildeten, die Studenten, die Twittering Classes - beschränkt geblieben sei. Die Revolutionsgarden, die jetzt den Aufstand niederschlagen, hätten für diese Personen so wenig Verständnis wie ein Boy aus einer Kleinstadt in Alabama für einen Wissenschaftler an der Universität Harvard.
Aus der Sicht Friedmans findet der eigentliche Machtkampf im Iran zwischen zwei Fraktionen des Regimes selbst statt: Dem Klerus, der das Regime seit 1979 dominiert und der über die Jahre reich geworden ist; und auf der anderen Seite Ahmadinedschad, der diese herrschende Schicht als Anwalt der kleinen Leute bekämpft. Die westlich orientierten Städter, die jetzt Träger des Aufstands waren, seien nur eine kleine Fraktion, die von den beiden anderen in ihrem Machtkampf benutzt werde.
In der Sicht Friedmans geht es also nicht um "Fundamentalisten" gegen "gemäßigte" oder gar "liberale" Kleriker wie angebich Rafsandschani. Es gehe um die Fleischtöpfe der Macht.
Schwer zu beurteilen, ob Friedman recht hat. Wir wissen eben erschreckend wenig über den Iran. Friedmans Analyse hat etwas von einer Rückschau, in der man, nachdem man weiß, wie es ausgegangen ist, den Finger hebt und nachträglich erklärt, warum es so kommen mußte.
Vor allem darüber, wie die Bevölkerung außerhalb der großen Städte denkt, ist kaum etwas bekannt. Und wie sich das Militär verhalten hätte, wenn die Revolution noch eine Woche länger hätte durchhalten können, weiß niemand.
Zumindest vertretbar zu sein scheint mir die Ansicht, daß es eine Woche lang Spitz auf Knopf stand. Eine Revolution mit der Rückendeckung der USA hätte vielleicht eine wirkliche Chance zum Sieg gehabt. Aber die iranischen Demokraten hatten das Pech, daß jemand im Weißen Haus sitzt, dessen Politik - anders als die seines Vorgängers - nicht die Ausbreitung der Demokratie ist, sondern das Paktieren mit den Herrschenden.
Vor allem denen in islamischen Ländern.
Eine Woche lang schien im Iran alles möglich zu sein. Das Regime wirkte unsicher, es schien zu wanken. In dieser Zeit duckte sich der amerikanische Präsident; er sah weg wie ein Passant, der miterlebt, wie jemand zusammengeschlagen wird, der aber so tut, als bemerke er nichts.
Jetzt, nachdem alles entschieden ist, läuft der Redner Obama wieder zur gewohnten Hochform auf. "Dramatisch härter" sei er jetzt in seinen Äußerungen, schrieb Helen Kennedy gestern in den New York Daily News.
Wie wir das von diesem Mann kennen, an dem alles nur Rhetorik ist, können jetzt, nachdem das Schicksal der Revolution besiegelt ist, die Worte gar nicht hochtrabend genug sein: "Appalled and outraged" sei man in den USA; erschüttert und zornig. Nun "trauert" er, der Präsident, der nichts tat; ja "herzzereißend" sei das Video vom Tod Neda Soltans.
Und nun auf einmal gibt es auch Zuspruch: "... those who stand up for justice are always on the right side of history"; wer sich für Gerechtigkeit erhebe, sei immer auf der richtigen Seite der Geschichte. Das Regime, dem Barack Obama schon 2007 das Versprechen in Aussicht stellte, es nicht zu stürzen, hat ja auch gesiegt. Keine Rede mehr davon, daß die USA sich zurückhalten müßten, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie mischten sich ein.
Vor Tisch las man's anders. Aber genug von diesem Präsidenten, der sich - ich habe es am Sonntag beschrieben - täglich mehr decouvriert. Er hat jedenfalls keine Hand gerührt, um die iranischen Demokraten zu unterstützen, solange sie eine Chance hatten zu siegen. Ob sie es mit der Unterstützung der USA geschafft hätten, wird man nie wissen.
Gab es andere Ursachen für das Scheitern? In Stratfor hat George Friedman dazu einige Überlegungen angestellt.
Revolutionen, schreibt Friedman, verlaufen in drei Phasen: Zuerst rebelliert ein kleines Segment der Bevölkerung, meist in der Hauptstadt. Dann breitet sich der Aufstand in andere Teile der Gesellschaft hinein und auf das flache Land aus. In der dritten Phase kann das Regime seines Militärs nicht mehr sicher sein. Wenn dann die Sicherheitskräfte nicht mehr gehorchen und zu den Aufständischen überlaufen, hat die Revolution gesiegt.
Revolutionen scheitern, wenn sie nicht über die erste Phase hinausgelangen. Das, meint Friedman, sei in Peking 1989 der Fall gewesen. Und daran sei auch die Revolution im Iran gescheitert.
Die internationale Berichterstattung habe übersehen, daß der Aufstand immer auf ein kleines Segment der Bevölkerung - die gut Ausgebildeten, die Studenten, die Twittering Classes - beschränkt geblieben sei. Die Revolutionsgarden, die jetzt den Aufstand niederschlagen, hätten für diese Personen so wenig Verständnis wie ein Boy aus einer Kleinstadt in Alabama für einen Wissenschaftler an der Universität Harvard.
Aus der Sicht Friedmans findet der eigentliche Machtkampf im Iran zwischen zwei Fraktionen des Regimes selbst statt: Dem Klerus, der das Regime seit 1979 dominiert und der über die Jahre reich geworden ist; und auf der anderen Seite Ahmadinedschad, der diese herrschende Schicht als Anwalt der kleinen Leute bekämpft. Die westlich orientierten Städter, die jetzt Träger des Aufstands waren, seien nur eine kleine Fraktion, die von den beiden anderen in ihrem Machtkampf benutzt werde.
In der Sicht Friedmans geht es also nicht um "Fundamentalisten" gegen "gemäßigte" oder gar "liberale" Kleriker wie angebich Rafsandschani. Es gehe um die Fleischtöpfe der Macht.
Schwer zu beurteilen, ob Friedman recht hat. Wir wissen eben erschreckend wenig über den Iran. Friedmans Analyse hat etwas von einer Rückschau, in der man, nachdem man weiß, wie es ausgegangen ist, den Finger hebt und nachträglich erklärt, warum es so kommen mußte.
Vor allem darüber, wie die Bevölkerung außerhalb der großen Städte denkt, ist kaum etwas bekannt. Und wie sich das Militär verhalten hätte, wenn die Revolution noch eine Woche länger hätte durchhalten können, weiß niemand.
Zumindest vertretbar zu sein scheint mir die Ansicht, daß es eine Woche lang Spitz auf Knopf stand. Eine Revolution mit der Rückendeckung der USA hätte vielleicht eine wirkliche Chance zum Sieg gehabt. Aber die iranischen Demokraten hatten das Pech, daß jemand im Weißen Haus sitzt, dessen Politik - anders als die seines Vorgängers - nicht die Ausbreitung der Demokratie ist, sondern das Paktieren mit den Herrschenden.
Vor allem denen in islamischen Ländern.
Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Hossein Mussawi. Vom Autor Mardetanha unter GNU Free Documentation License freigegeben.