9. Juni 2009

Zitat des Tages: "Ein lustiger Wahlkampf". Wäre da nicht Frank-Walter Steinmeier

Das wird noch ein lustiger, ganz aktiver Wahlkampf. Da können Sie sicher sein.

Franz Müntefering, zitiert von Veit Medick in "Spiegel- Online".

Kommentar: Ein lustiger, ein ganz aktiver Wahlkampf hatte es für die SPD werden sollen. Und es fing ja auch so gut an. Den März über war die SPD weit aktiver als die Union, was sich auch in den Umfragewerten niederzuschlagen begann. Am 31. März maß zum Beispiel Emnid einen Vorsprung von nur noch 6 Prozentpunkten für die Union (33 Prozent gegenüber 27 für die SPD). Ich habe damals die Professionalität des SPD-Wahlkampfs gelobt und das noch einmal Mitte April bekräftigt.

Warum hat dieser Schwung nicht getragen? Es gab sicher verschiedene Gründe, aber der vermutlich wichtigste heißt Frank- Walter Steinmeier. Am 30. März stand hier im Anschluß an eine Erinnerung an den erfolgreichen Wahlkampf Obamas zu lesen:
Die Strategen der SPD folgen exakt diesem Rat der Wissenschaftler, sich zunächst um das Image zu kümmern. Und zwar hier das der Kanzlerin, das systematisch demontiert werden soll. Ist man erst einmal so weit, daß die Kanzlerin als jemand wahrgenommen wird, der - so Müntefering im aktuellen "Focus" - nicht führt, sich nicht festlegt, es nicht "schafft", dann kann sogar der graue und dröge Steinmeier dagegen als ein Macher aufgebaut werden. Das wird die nächste Phase sein.
Und diese Phase ist gründlich danebengegangen.

Die Demontage der Kanzlerin hätte gelingen können, wenn man es geschafft hätte, Steinmeier als eine glaubhafte Alternative aufzubauen; als jemanden, der so entscheidungsstark ist, wie man die Kanzlerin als führungsschwach darstellen wollte.

Aber Steinmeier hat da nicht mitgespielt; wollte und konnte nicht mitspielen. Das Erscheinungsbild der SPD wird nicht durch ihn geprägt, sondern durch den Großen Vorsitzenden Franz Müntefering. Noch nicht einmal gestern zu den Europawahlen war es der zuvor doch so eifrig plakatierte Steinmeier, der sich hinstellte und die Verantwortung übernahm. Es war Franz Müntefering.

Steinmeier wurde im September 2008 Kanzlerkandidat, weil Kurt Beck es nun wirklich nicht werden konnte und kein anderer da war. Diese graue Eminenz par excellence, dieser ideale Zweite Mann eignet sich zum Kanzler ungefähr so gut wie Reiner Calmund zum Stürmer in der Fußball- Nationalmannschaft. Das spüren die Wähler. Und da hilft auch kein noch so perfekt organisierter Wahlkampf.



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