27. Juni 2009

Zitat des Tages: Die USA - bald europäischer als die Europäer?

There has been much talk recently that the US is becoming more like Europe. To be more technically accurate, we should say that the US is becoming more like what Europe used to be. In the meantime, Europe is un-Europeanizing. We are about to make France look like a holdout for rugged individualism.

(Es wird neuerdings oft gesagt, daß die USA Europa immer ähnlicher werden. Sachlich richtiger ist es, zu sagen, daß die USA immer mehr so werden, wie Europa einmal war. Mittlerweile de-europäisiert sich Europa. Wir sind dabei, Frankreich zu einer Trutzburg wilder Individualisten zu machen.)

Randall Hoven im American Thinker.

Kommentar: Um diese Aussage richtig zu verstehen, muß man berücksichtigen, daß wir Deutschen die Franzosen zwar für Individualisten halten, daß das aber ein großer Irrtum ist. (Ich habe darüber in der Anfangszeit dieses Blogs einmal einen Artikel geschrieben).

Trotz aller Revolutions- Rhetorik sind die meisten Franzosen nicht nur staatsgläubig, sondern geradezu staatsfromm. Wenn sie gegen den Staat wettern, dann nicht etwa, um dessen Befugnisse einzuschränken, sondern um ihn dazu zu bringen, seine Macht zugunsten ihrer jeweiligen Interessen einzusetzen.

In den USA sieht man das traditionell sehr viel realistischer als in Deutschland. Dort gelten die Europäer generell als Etatisten; allen voran aber die Franzosen.

Das ist, behauptet Hoven, dabei, sich zu ändern. Die USA rücken nach links, während Europa immer liberaler wird. Er belegt das mit interessanten Zahlen, zum Beispiel zur Staatsquote, also dem Anteil der Staatsausgaben am Brutto- Sozialprodukt (BSP). Er lag in Europa 1993 bei einem Spitzenwert von 52,2 Prozent, ist aber inzwischen auf 46,2 Prozent gefallen. Nur noch vier Länder liegen über 50 Prozent: Ungarn, Dänemark, Schweden - und Frankreich.

In den USA aber geht der Trend in die umgekehrte Richtung. 2007 lag der Anteil der Ausgaben der US-Bundesregierung am BSP noch bei 20 Prozent; im Haushaltsentwurf Obamas für 2009 wird er auf 28,5 Prozent steigen. Zusammen mit den Ausgaben der Bundesstaaten und der Kommunen liegt die Staatsquote dann bei mindestens 46 Prozent.

Hoven erwähnt nicht die besonderen Bedingungen der Wirtschaftskrise, die ja auch in Europa die Staatsausgaben für 2009 in die Höhe treiben. Das relativiert sicherlich die Zahlen für 2009.

Aber Obamas Wirtschaftspolitik ist ja nicht nur für den Tag gemacht. Er nutzt die Krise, um via Subventionen die Wirtschaft zu steuern; Investitionslenkung nannten das die Linken in den siebziger Jahren.

In welchem Ausmaß Obama die USA auf den Weg hin zu einer staatlich gelenkten Wirtschaft bringen will, habe ich Anfang Mai in diesem Artikel über Obamas Sonderberater Van Jones und seine Vision von einer "grünen Ökonomie" beschrieben.

Dort zitiere ich auch Charles Krauthammer, der diesen radikalen Politikwechsel in den USA wieder einmal als einer der ersten erkannte; schon im Dezember 2008, als Obama noch gar nicht sein Amt angetreten hatte.



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