Wie sieht eigentlich der politische Teil der deutschen Blogosphäre aus? Wie verteilen sich die Blogs auf die diversen politischen Strömungen, wie einflußreich sind sie, wie sind sie miteinander verlinkt?
Seit gut einem Monat gibt es eine deutsche WebSite, die darüber umfassend informiert: Das "Wahlradar" von Public Consultants.
Public Consultants ist eine Firma für Kommunikations- Beratung. Die Software wird von Linkfluence geliefert, einem französischen Unternehmen, das mit solchen Analysen schon den amerikanischen Wahlkampf 2008 und den letzten französischen Präsidentschafts- Wahlkampf begleitet hat.
Das Angebot umfaßt diverse Analysen und aktuelle Berichte. Der Kern ist aber die Kartierung der Blogs. Eine Kartierung nicht im geographischen Sinn, sondern die zweidimensionale Darstellung von Informationen über die Blogs, ihren Einfluß, ihre Vernetzung.
Wenn Sie mögen, schauen Sie sich einmal diese Karte an. Das sieht ein wenig wie Deutschland in den Grenzen von 1938 aus; aber mit Geographie hat eine solche Karte eben nichts zu tun.
Auf den ersten Blick mag die Karte verwirren. Arg viele Blogs sind da dargestellt; in Farben, die für die einzelnen politischen Richtungen stehen. Gelb zum Beispiel sind, wie anders, die liberalen Blogs.
Um es etwas übersichtlicher zu machen, sollten Sie vielleicht einmal diese liberalen Blogs für sich allein anschauen. Zur Bedienung gibt es links eine Leiste. Wenn Sie dort auf "Kategorien" gehen, können Sie erst einmal alles ausblenden. Klicken Sie dann auf "Liberal", und Sie sehen nur die liberalen Blogs. Mit dem Mausrad können Sie die Darstellung vergrößern oder verkleinern.
Jeder Kreis (Node = Knoten in der Fachsprache) steht für einen Blog. Jede Linie (Edge = Kante) steht für einen Link.
Sie sehen drei große Gruppen (Clusters). Wenn Sie mit dem Cursor über die Karte fahren, wird dort, wo Sie gerade sind, der Name des jeweiligen Blogs angezeigt.
Sie werden, wenn Sie das ausprobieren, schnell merken, was es mit den drei Clusters auf sich hat:
In dem rechts oben finden Sie die FDP und die mit ihr verbundenen Organisationen und Einrichtungen - von den Julis über die Bundestagsfraktion bis zu den Liberalen Senioren.
Unten ist ein kleiner Cluster aus eigenwilligen, eher linken Blogs wie dem "Oefferdinger Freidenker".
Im Zentrum sind die im engeren Sinn liberalen Blogs - freiheitlich, aber nicht parteigebunden; untereinander vernetzt.
Links unten in diesem Cluster finden Sie einen großen Knoten; die "Achse des Guten". Wie Sie wissen, ein Pionier liberalen Bloggens. Klicken Sie darauf. Dann leuchten zahlreiche Blogs auf, durch rote Kanten verbunden. Das bedeutet, daß diese Blogs zur "Achse des Guten" verlinken, während diese selbst überhaupt niemanden verlinkt.
Oft aber wird gegenseitig verlinkt. Das sehen Sie, wenn Sie "Zettels Raum" gefunden haben (unten in dem Cluster ungefähr in der Mitte). Dort finde Sie grüne Kanten; das sind die gegenseitigen Verlinkungen. Allerdings gibt es auch einige rote Kanten. Diese Blogs muß ich mir einmal daraufhin ansehen, ob ich sie nicht auch verlinken sollte.
Und es gibt erschreckend viele gelbe Kanten: Blogs, die in "Zettels Raum" verlinkt sind, aber nicht ihrerseits hierher verlinken. Mir scheint, da muß ich einmal gründlich meine Blogroll überarbeiten.
Weiteres zu dem, was man interaktiv mit der Karte machen kann, finden Sie, wenn Sie auf die Schaltfläche "Bedienung" klicken. Ich fand, es macht Spaß und ist informativ.
Wie kommt nun ein solcher Graph zustande? Informationen dazu finden Sie auf der Schaltfläche "Hinweise".
Es wurden zunächst auf eine dort näher beschriebene Weise 2000 Blogs ausgewählt, die "das Herzstück der deutschen politischen Weblandschaft ausmachen." Dann wurden deren gegenseitige Verlinkungen ermittelt - und nur diese. Also nicht ein- und ausgehende Links von anderen Blogs.
Der Rest war Mathematik. Man benutzte einen Algorithmus (den Fruchterman- Rheingold- Algorithmus), der im wesentlichen darauf hinausläuft "die Energie des Systems zu minimieren". Das klingt etwas seltsam, meint aber nichts anderes, als eine möglichst kompakte und möglichst geordnete Darstellung zu finden, bei der es z.B. möglichst wenige Überschneidungen zwischen Links gibt.
Das war also alles eine objektive Datenanalyse und -aufarbeitung. Das einzig subjektive war die Zuordnung der einzelnen Blogs zu den Kategorien "liberal", "links" usw.
Daß sie offenbar weitgehend gelungen ist, sieht man am Ergebnis. Wenn Sie sich zum Beispiel einmal nur die liberalen und die grünen Blogs zeigen lassen, dann sehen sie zwei säuberlich voneinander getrennte Clusters. Der einzige grüne Punkt am Rande des großen liberalen Clusters ist Ökologismus.de. Und das nun freilich ist kein grüner Blog, sondern einer, der den Ökowahn scharf kritisiert.
Das ist der einzige derartige Fehler, der mir auf dieser ansonsten vorzüglichen WebSite bisher aufgefallen ist.
Seit gut einem Monat gibt es eine deutsche WebSite, die darüber umfassend informiert: Das "Wahlradar" von Public Consultants.
Public Consultants ist eine Firma für Kommunikations- Beratung. Die Software wird von Linkfluence geliefert, einem französischen Unternehmen, das mit solchen Analysen schon den amerikanischen Wahlkampf 2008 und den letzten französischen Präsidentschafts- Wahlkampf begleitet hat.
Das Angebot umfaßt diverse Analysen und aktuelle Berichte. Der Kern ist aber die Kartierung der Blogs. Eine Kartierung nicht im geographischen Sinn, sondern die zweidimensionale Darstellung von Informationen über die Blogs, ihren Einfluß, ihre Vernetzung.
Wenn Sie mögen, schauen Sie sich einmal diese Karte an. Das sieht ein wenig wie Deutschland in den Grenzen von 1938 aus; aber mit Geographie hat eine solche Karte eben nichts zu tun.
Auf den ersten Blick mag die Karte verwirren. Arg viele Blogs sind da dargestellt; in Farben, die für die einzelnen politischen Richtungen stehen. Gelb zum Beispiel sind, wie anders, die liberalen Blogs.
Um es etwas übersichtlicher zu machen, sollten Sie vielleicht einmal diese liberalen Blogs für sich allein anschauen. Zur Bedienung gibt es links eine Leiste. Wenn Sie dort auf "Kategorien" gehen, können Sie erst einmal alles ausblenden. Klicken Sie dann auf "Liberal", und Sie sehen nur die liberalen Blogs. Mit dem Mausrad können Sie die Darstellung vergrößern oder verkleinern.
Jeder Kreis (Node = Knoten in der Fachsprache) steht für einen Blog. Jede Linie (Edge = Kante) steht für einen Link.
Sie sehen drei große Gruppen (Clusters). Wenn Sie mit dem Cursor über die Karte fahren, wird dort, wo Sie gerade sind, der Name des jeweiligen Blogs angezeigt.
Sie werden, wenn Sie das ausprobieren, schnell merken, was es mit den drei Clusters auf sich hat:
In dem rechts oben finden Sie die FDP und die mit ihr verbundenen Organisationen und Einrichtungen - von den Julis über die Bundestagsfraktion bis zu den Liberalen Senioren.
Unten ist ein kleiner Cluster aus eigenwilligen, eher linken Blogs wie dem "Oefferdinger Freidenker".
Im Zentrum sind die im engeren Sinn liberalen Blogs - freiheitlich, aber nicht parteigebunden; untereinander vernetzt.
Links unten in diesem Cluster finden Sie einen großen Knoten; die "Achse des Guten". Wie Sie wissen, ein Pionier liberalen Bloggens. Klicken Sie darauf. Dann leuchten zahlreiche Blogs auf, durch rote Kanten verbunden. Das bedeutet, daß diese Blogs zur "Achse des Guten" verlinken, während diese selbst überhaupt niemanden verlinkt.
Oft aber wird gegenseitig verlinkt. Das sehen Sie, wenn Sie "Zettels Raum" gefunden haben (unten in dem Cluster ungefähr in der Mitte). Dort finde Sie grüne Kanten; das sind die gegenseitigen Verlinkungen. Allerdings gibt es auch einige rote Kanten. Diese Blogs muß ich mir einmal daraufhin ansehen, ob ich sie nicht auch verlinken sollte.
Und es gibt erschreckend viele gelbe Kanten: Blogs, die in "Zettels Raum" verlinkt sind, aber nicht ihrerseits hierher verlinken. Mir scheint, da muß ich einmal gründlich meine Blogroll überarbeiten.
Weiteres zu dem, was man interaktiv mit der Karte machen kann, finden Sie, wenn Sie auf die Schaltfläche "Bedienung" klicken. Ich fand, es macht Spaß und ist informativ.
Wie kommt nun ein solcher Graph zustande? Informationen dazu finden Sie auf der Schaltfläche "Hinweise".
Es wurden zunächst auf eine dort näher beschriebene Weise 2000 Blogs ausgewählt, die "das Herzstück der deutschen politischen Weblandschaft ausmachen." Dann wurden deren gegenseitige Verlinkungen ermittelt - und nur diese. Also nicht ein- und ausgehende Links von anderen Blogs.
Der Rest war Mathematik. Man benutzte einen Algorithmus (den Fruchterman- Rheingold- Algorithmus), der im wesentlichen darauf hinausläuft "die Energie des Systems zu minimieren". Das klingt etwas seltsam, meint aber nichts anderes, als eine möglichst kompakte und möglichst geordnete Darstellung zu finden, bei der es z.B. möglichst wenige Überschneidungen zwischen Links gibt.
Das war also alles eine objektive Datenanalyse und -aufarbeitung. Das einzig subjektive war die Zuordnung der einzelnen Blogs zu den Kategorien "liberal", "links" usw.
Daß sie offenbar weitgehend gelungen ist, sieht man am Ergebnis. Wenn Sie sich zum Beispiel einmal nur die liberalen und die grünen Blogs zeigen lassen, dann sehen sie zwei säuberlich voneinander getrennte Clusters. Der einzige grüne Punkt am Rande des großen liberalen Clusters ist Ökologismus.de. Und das nun freilich ist kein grüner Blog, sondern einer, der den Ökowahn scharf kritisiert.
Das ist der einzige derartige Fehler, der mir auf dieser ansonsten vorzüglichen WebSite bisher aufgefallen ist.
Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Calimero. Titelvignette: Jerome Galtier. Frei unter Creative Commons Attribution ShareAlike 3.0 License. Bearbeitet.
