22. Juni 2009

Kurioses, kurz kommentiert: "Weder Verdienste noch Leistungen spielen eine Rolle". Wie sich der Berliner Bildungssenator Gerechtigkeit vorstellt

Zöllner: Ganz allgemein garantiert das Los eine völlige Gleichbehandlung. Das ist die wissenschaftliche Umsetzung des Zufallsprinzips: Bei der Entscheidung spielen andere Faktoren keine Rolle, weder Verdienste noch Leistungen.

SPIEGEL ONLINE: Ist es nicht ungerecht, wenn leistungsstarke Kinder, die sich angestrengt, aber wenig Losglück haben, nicht an ihre Wunschschule dürfen, weil weniger begabte oder faule mit mehr Glück ihnen den Platz wegschnappen?

Zöllner: Ich halte es für gerecht, dass jeder die gleichen Chancen bekommt.


Aus einem Interview von "Spiegel-Online" mit dem Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner. Es geht um den Beschluß der Volksfront- Regierung Berlins, dort künftig 30 Prozent der Plätze an Gymnasien unter allen Bewerbern zu verlosen.

Kommentar: Als Califax vor zwei Wochen auf dieses Vorhaben aufmerksam machte, habe ich das zunächst für einen Witz gehalten. Es war aber keiner; und in "Zettels kleinem Zimmer" gab es dann über dieses für die Betroffenen gar nicht witzige Gesetz eine lebhafte Diskussion.

Ich greife das Thema jetzt noch einmal auf, weil die Äußerungen des Senators Zöllner ein Schlaglicht darauf werfen, was die Volksfront unter Gerechtigkeit versteht. Nämlich das Gegenteil von dem, was wir normalerweise darunter verstehen.

Wann sehen wir beispielsweise den Ausgang eines Fußballspiels als gerecht an? Wenn die bessere Mannschaft gewinnt.

Nach dem Gerechtigkeitsbegriff des Senators Zöllner ist das aber überhaupt nicht gerecht. Gerecht wäre es, wenn der Schiedsrichter nach dem Spiel eine Münze werfen würde, um zu entscheiden, wer die Punkte bekommt. Bei Adler die Heimmannschaft, bei Zahl die Gäste. Und wenn die Münze auf der Kante stehen bleibt, dann werden die Punkte geteilt.

So stellt sich dieser Senator, stellen sich offenbar die Sozialdemokraten und Kommunisten dieses Berliner Senats soziale Gerechtigkeit vor. Leistung soll keine Rolle spielen. Die wahre Gerechtigkeit ist erst dann erreicht, wenn es den Dummen und Faulen genauso gut geht wie denen, die begabt sind, die sich anstrengen und etwas leisten.

Alle sollen sie dieselbe Chance haben, aufs Gymnasium zu gehen. Freilich ist das erst ein Anfang. Vorerst kommen nur 30 Prozent in den Genuß der wahren Gerechtigkeit. Die Kommunisten hatten - im Einvernehmen mit dem Gerechtigkeits- Theoretiker Zöllner - 50 Prozent gefordert. Und noch soll es nur beim Zugang zum Gymnasium gerecht zugehen. Konsequent wäre es, dort dann auch die Noten zu verlosen.

Konservative und liberale Kritiker haben den Sozialisten und Kommunisten schon immer vorgeworfen, daß sie diesen egalitären Begriff von sozialer Gerechtigkeit haben. Aber daß einer von ihnen, noch dazu einer ihrer führenden Bildungspoltiker, es so ungehemmt sagt, das finde ich schon kurios.



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