6. Juni 2009

Neues aus der Forschung (1): Ein Trailer. Lobendes über Galileo Galilei

Zwei kürzliche Artikel, in denen ich über Neues aus der Forschung berichtet habe, scheinen auf Resonanz gestoßen zu sein; jedenfalls war das Echo in "Zettels kleinem Zimmer" bei beiden recht positiv. Das hat mich ermutigt, diese neue Serie zu beginnen. Heute dazu ein Trailer.

Ich habe ein bißchen überlegt, wen oder was ich für die Titelvignette dieser Serie verwende. Irgend ein abstraktes Symbol für Wissenschaft? Schwierig. Also einen Wissenschaftler.

Aber wen? Es gibt so viele brillante Wissenschaftler; von Demokrit bis, sagen wir, Stephen Hawking. Wer kann da repräsentativ sein?

Ich habe mich, wie Sie oben sehen, für Galileo Galilei entschieden. Und zwar, weil er aus meiner Sicht drei Eigenschaften in sich vereint, von denen die anderen großen Begründer der modernen Wissenschaft nur die eine oder die andere hatten: Er war einer, der fragte und zweifelte. Er war ein Mann mit kühnen Ideen. Und er war ein großer Handwerker.

Descartes war ein großer Frager und Zweifler. Keiner hat so beharrlich gefordert, daß man belegen muß, was man behauptet. Er hat auch empirisch gearbeitet; aber ein großer Experimentator oder ein großer Theoretiker war er nicht.

Leibniz war ein genialer Theoretiker. Seine spekulative Kraft, seine Kühnheit darin, ein Problem zu Ende zu denken, waren beispiellos. Aber ein Zweifler war er nicht, erst recht kein Experimentator.

Tycho Brahe war ein Wissenschaftler mit außerordentlichen handwerklichen Qualitäten. Ein besessener Beobachter. Nie hat jemand vor der Erfindung des Teleskops mit einer solchen Exaktheit den Himmel beobachtet und kartografiert. Aber er war kein Zweifler; eher suchte er das Überkommene zu retten. Er war auch kein bedeutender Theoretiker. Sein System - die Sonne kreist um die Erde, die Planeten um die Sonne - gehört eher zu den Kuriositäten der Wissenschaftsgeschichte.

Galilei aber war das alles.

Er hat mit einer nachgerade kindlichen Naivität überkommenes Wissen in Zweifel gezogen. Er hat sich mit Aristoteles nicht auf dem Niveau einer scholastischen Disputation auseinandergesetzt; sondern er hat schlicht gefragt, ob dessen Behauptungen überhaupt empirisch stimmten.

Er war ein großer Theoretiker; der Begründer der Mechanik. Besser als jeder vor ihm hat er das Prinzip der Induktion verstanden: Beobachtungen unter möglichst störungsfreien Bedingungen anstellen; dann aus ihnen Gesetze abstrahieren.

Und er war ein großer Handwerker. Das Teleskop hat er nicht erfunden; aber er erkannte sofort seine Bedeutung und hat es verbessert. Er war einer der ersten, denen klar war, daß die großen Fortschritte der Wissenschaft nicht daraus kommen würden, daß man richtiger denkt, sondern daß man genauer hinsieht.

Im Einzelnen habe ich das in dieser Würdigung von Galilei beschrieben.



Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Galileo Galilei, gemalt im Jahr 1605 von Domenico Robusti. Ausschnitt