10. Juni 2009

Zitat des Tages: "Gedankenlose Lektüre führt zu einem frühen Tod". Über die angebliche Internetsucht

Die Folgen einer solchen geschmack- und gedankenlosen Lektüre sind ... unsinnige Verschwendung, unüberwindliche Scheu vor jeder Anstrengung, grenzenloser Hang zum Luxus, Unterdrückung der Stimme des Gewissens, Lebensüberdruß, und ein früher Tod.

Johann Adam Bergk, Die Kunst, Bücher zu lesen. Nebst Bemerkungen über Schriften und Schriftsteller. Jena: Hempelschen Buchhandlung, 1799, S. 412. Zitiert nach Seminario de Literatura Recreativa; bibliographische Angaben hier.

Kommentar: Diese Textstelle erwähnt Martin Andree gestern in einem Artikel in "Welt-Online"; allerdings überläßt er es uns Lesern, den zitierten Autor und sein Werk zu ergoogeln.

Man glaubt es kaum: Aber die Bundesregierung hat - das ist der Anlaß des Artikels von Andree - eine angebliche "Internetsucht" allen Ernstes in ihren Drogenbericht aufgenommen. Erstellt von der Drogenbeauftragten Sabine Bätzing.

Andree zitiert Bergk und andere Autoren seiner Zeit, um auf einen simplen Umstand aufmerksam zu machen: Neue Medien erregen immer Ängste; der Umgang mit ihnen muß ja auch erst erlernt werden. Was damals das Buch war, das ist heute das Internet.

Aber es ist ja nicht das Internet, das süchtig macht. Allenfalls kann man spielsüchtig werden und dabei dieses Medium nutzen; ebensogut könnte es der Gameboy sein oder die Daddelkiste. Und wenn jemand übertrieben lang chattet, dann tut er nichts anderes als derjenige, der ständig telefoniert. Wer sich ständig Pornos aus dem Internet herunterlädt, der ist nicht internetsüchtig, sondern allenfalls pornosüchtig.



Aber Frau Bätzing konstatiert eine "Internetsucht". Dieses Amt der "Drogenbeauftragten" wird zunehmend zu einem Ärgernis. Es ist ein klassisches Beispiel für wuchernde, sich verselbständigende Bürokratie.

Ich habe das im vergangenen Dezember hier einmal nachgezeichnet: Ursprünglich, mit dem Amtsantritt der ersten rotgrünen Regierung 1998, war "Drogenbeauftragte" lediglich eine weitere Amtsbezeichnung der Parlamentarischen Staatssekretärin im Gesundheitsministerium Christa Nickels gewesen. Sie sollte sich in dieser Funktion um Probleme des Konsums von Rauschgiften kümmern und um sonst nichts.

Dann entstand ein eigenes Amt. Dieses begann sich immer neue Kompetenzen zu schaffen, indem man immer neue Formen der Sucht einbezog und diese einfach zum Drogenkonsum erklärte - Rauchen, das Trinken von Alkohol, gar das Spielen.

Nun also das Internet. In dem damaligen Artikel habe ich auf eine andere Form der Sucht hingewiesen, der die Leiterin dieses Amtes, Sabine Bätzing, ja vielleicht verfallen ist: Der Machtsucht. Die Droge Macht ist es, die bewirkt, daß Ämter wie dieses die Neigung haben, sich immer weiter auszudehnen, immer neue Kompetenzen an sich zu ziehen.

Nun ist also das Amt, das einmal dafür gedacht gewesen war, den Konsum von Heroin und anderen Rauschgiften zu bekämpfen, auch schon für das Internet zuständig.



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