Zu Ostern, wenn der alte Winter in seiner Schwäche sich in rauhe Berge zurückgezogen hat (dieses Jahr, wir sind im Zeitalter der globalen Erwärmung, freilich eher ins sanfte Mittelgebirge), herrscht traditionell eine heiter-gelassene Feiertagsstimmung. Nichts von der Hektik, aber auch nichts von der emotionalen Beanspruchung, wie wir sie zu Weihnachten erfahren. Und weit entfernt von karnevalistischer Ausgelassenheit. Ostern ist ein Fest in Pastelltönen.
Feste haben meist etwas Kindliches. Feiern bedeutet eine vorübergehende Suspendierung des Realitätsprinzips. "Heute sind wir fröhlich wie die Kinder" singt man im Karneval. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein" heißt es am Ende des "Osterspaziergangs"; der Winter hat sich ja, man erfuhr es am Anfang, in die rauhen Berge zurückgezogen. Und ganz Mensch sind wir bekanntlich nur, wenn wir spielen; was nun nicht Goethe geschrieben hat.
Also ist Weihnachten, ist Ostern zuvörderst etwas für Kinder. Wir richten das Fest für sie her und freuen uns, daß wir dabei selbst, sozusagen unter diesem Vorwand, ein wenig kindlicher sein dürfen, als wir es uns sonst gestatten.
Den Weihnachtsbaum, hieß es in meiner Familie, haben wir ja nur wegen der Kinder und der Großeltern. Vermutlich haben meine Eltern sich aber auch selbst an ihm erfreut. So ist es auch mit den kleinen Geschenken zu Ostern, mit der lustigen Sitte des Ostereier-Suchens.
Als ich im Nachkriegsdeutschland aufwuchs, waren Eier eine Kostbarkeit. Meine Eltern hatten zu Ostern zwei Eier aufgetrieben. Mit diesen inszenierten sie - ich mag drei Jahre gewesen sein - eine Art immerwährendes Spiel, ein Perpetuum Mobile sozusagen:
Während ich nach dem Ei A suchte, wurde das Ei B versteckt, ohne daß ich es bemerkte. Hatte ich A gefunden und mich auf die Suche nach dem Ei B gemacht, wurde A, das ich achtlos zur Seite gelegt hatte, erneut versteckt. Und so fort. Die Freude des Findens währte schier ewig, und als Kind im präoperationalen Stadium fiel es mir durchaus nicht auf, daß ich viele Eier gefunden, am Ende aber nur zwei im Körbchen hatte.
Sie sehen, ich gerate ins Plaudern. Und genau das will ich.
Es hat eine gewisse Tradition in diesem Blog, daß über die Ostertage - passend eben zu dieser heiter-lockeren Feiertagsstimmung, vielleicht auch inspiriert durch sie - kleine Serien erscheinen, die ein wenig anders sind als sonst die Artikel in ZR.
2007 war es Zettels OsterlobhudelEi, eine kleine Auszeit heraus aus den kritischen Kommentaren, die sonst diesen Blog prägen. Gedanken über das Lobenswerte, kleine Laudationes sozusagen. Ein Lob des Klimawandels beispielsweise. Ich habe den Artikel eben noch einmal gelesen; mir scheint, er paßt ganz gut zur aktuellen Diskussion.
2009 gab es eine kleine OsterfragerEi - zur Wiedervereinigung zum Beispiel, zur Mathematik und, auch heute wieder aktuell, zum Bischof Mixa und seinen radikalen Ansichten zum Atheismus. Da habe ich mir die Freiheit genommen, einmal nicht für meine Meinung zu argumentieren, sondern hier und dort etwas von dem darzulegen, wozu sich bei mir keine feste Meinung einstellen mag.
Diesmal also OsterplauderEi. Diesmal nehme ich mir die Freiheit zu plaudern. Feuilleton somit.
Ein feuilleton ist, wörtlich übersetzt, ein Blättchen. Als Blättchen legte man im 18. Jahrhundert den Teil mit den Theaterkritiken und dergleichen dem eigentlichen Blatt, der Zeitung also, bei.
Aber Feuilleton, das ist auch eine Art des Schreibens. Heine und Tucholsky waren Meister dieses Plaudertons; auch der junge Sebastian Haffner. Und keiner so sehr wie Theodor Fontane, mit seinen Plaudereien in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", aber auch mit den Plaudereien, denen sich die Gestalten seiner Romane und Erzählungen gern und ausführlich hingeben. Ihn habe ich deshalb für die Titelvignette dieser Oster-Plaudereien gewählt.
Feuilletonistisches war für ZR von Anfang an vorgesehen. Der Blog hat sich dann politischer entwickelt, als ich es eigentlich geplant und im ersten Artikel am 4. Juni 2006 angekündigt hatte. Der zweite Artikel beschäftigte sich damals, anläßlich der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs, mit den Vorzügen von Kopfbahnhöfen. Im dritten ging es um Daily Soaps, nicht viel später um den Reiz des Fußballs.
Sie sehen, dieser Blog begann recht feuilletonistisch. Die OsterplauderEi ist also auch ein wenig eine Rückkehr: Ad fontes!
Feste haben meist etwas Kindliches. Feiern bedeutet eine vorübergehende Suspendierung des Realitätsprinzips. "Heute sind wir fröhlich wie die Kinder" singt man im Karneval. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein" heißt es am Ende des "Osterspaziergangs"; der Winter hat sich ja, man erfuhr es am Anfang, in die rauhen Berge zurückgezogen. Und ganz Mensch sind wir bekanntlich nur, wenn wir spielen; was nun nicht Goethe geschrieben hat.
Also ist Weihnachten, ist Ostern zuvörderst etwas für Kinder. Wir richten das Fest für sie her und freuen uns, daß wir dabei selbst, sozusagen unter diesem Vorwand, ein wenig kindlicher sein dürfen, als wir es uns sonst gestatten.
Den Weihnachtsbaum, hieß es in meiner Familie, haben wir ja nur wegen der Kinder und der Großeltern. Vermutlich haben meine Eltern sich aber auch selbst an ihm erfreut. So ist es auch mit den kleinen Geschenken zu Ostern, mit der lustigen Sitte des Ostereier-Suchens.
Als ich im Nachkriegsdeutschland aufwuchs, waren Eier eine Kostbarkeit. Meine Eltern hatten zu Ostern zwei Eier aufgetrieben. Mit diesen inszenierten sie - ich mag drei Jahre gewesen sein - eine Art immerwährendes Spiel, ein Perpetuum Mobile sozusagen:
Während ich nach dem Ei A suchte, wurde das Ei B versteckt, ohne daß ich es bemerkte. Hatte ich A gefunden und mich auf die Suche nach dem Ei B gemacht, wurde A, das ich achtlos zur Seite gelegt hatte, erneut versteckt. Und so fort. Die Freude des Findens währte schier ewig, und als Kind im präoperationalen Stadium fiel es mir durchaus nicht auf, daß ich viele Eier gefunden, am Ende aber nur zwei im Körbchen hatte.
Sie sehen, ich gerate ins Plaudern. Und genau das will ich.
Es hat eine gewisse Tradition in diesem Blog, daß über die Ostertage - passend eben zu dieser heiter-lockeren Feiertagsstimmung, vielleicht auch inspiriert durch sie - kleine Serien erscheinen, die ein wenig anders sind als sonst die Artikel in ZR.
2007 war es Zettels OsterlobhudelEi, eine kleine Auszeit heraus aus den kritischen Kommentaren, die sonst diesen Blog prägen. Gedanken über das Lobenswerte, kleine Laudationes sozusagen. Ein Lob des Klimawandels beispielsweise. Ich habe den Artikel eben noch einmal gelesen; mir scheint, er paßt ganz gut zur aktuellen Diskussion.
2009 gab es eine kleine OsterfragerEi - zur Wiedervereinigung zum Beispiel, zur Mathematik und, auch heute wieder aktuell, zum Bischof Mixa und seinen radikalen Ansichten zum Atheismus. Da habe ich mir die Freiheit genommen, einmal nicht für meine Meinung zu argumentieren, sondern hier und dort etwas von dem darzulegen, wozu sich bei mir keine feste Meinung einstellen mag.
Diesmal also OsterplauderEi. Diesmal nehme ich mir die Freiheit zu plaudern. Feuilleton somit.
Ein feuilleton ist, wörtlich übersetzt, ein Blättchen. Als Blättchen legte man im 18. Jahrhundert den Teil mit den Theaterkritiken und dergleichen dem eigentlichen Blatt, der Zeitung also, bei.
Aber Feuilleton, das ist auch eine Art des Schreibens. Heine und Tucholsky waren Meister dieses Plaudertons; auch der junge Sebastian Haffner. Und keiner so sehr wie Theodor Fontane, mit seinen Plaudereien in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg", aber auch mit den Plaudereien, denen sich die Gestalten seiner Romane und Erzählungen gern und ausführlich hingeben. Ihn habe ich deshalb für die Titelvignette dieser Oster-Plaudereien gewählt.
Feuilletonistisches war für ZR von Anfang an vorgesehen. Der Blog hat sich dann politischer entwickelt, als ich es eigentlich geplant und im ersten Artikel am 4. Juni 2006 angekündigt hatte. Der zweite Artikel beschäftigte sich damals, anläßlich der Eröffnung des Berliner Hauptbahnhofs, mit den Vorzügen von Kopfbahnhöfen. Im dritten ging es um Daily Soaps, nicht viel später um den Reiz des Fußballs.
Sie sehen, dieser Blog begann recht feuilletonistisch. Die OsterplauderEi ist also auch ein wenig eine Rückkehr: Ad fontes!
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen Folgen dieser Serie finden Sie hier. Titelvignette: Theodor Fontane. Gemälde von Carl Breitbach (1883). In der Public Domain, da das Copyright erloschen ist.