5. April 2007

Zettels Oster-LobhudelEi (3): Lob des Klimawandels

Im Paradies gibt es keine Evolution. Sieben Tage waren nötig, bis alles fertig war - dann aber war es, siehe, gut. Wäre nicht der Sündenfall dazwischen gekommen, dann wäre es so geblieben, für alle Zeiten.

Nicht nur dieses erinnerte, vergangene Paradies, sondern auch das erhoffte, zukünftige - das Paradies, in das Christen und Moslems dereinst zu kommen hoffen - wird als zeitlos gedacht.

In der Hölle, ja, da herrscht immerhin Leben, wenn auch kein schönes; Leiden ist aber Leben.

Aber der Himmel - das ist im Grunde ein Nirwana, zeitlos, also unveränderlich. Von Ewigkeit zu Ewigkeit.



Wer in einem Goldenen Zeitalter lebt, der hat das Paradies auf Erden. Er möchte es, verständlicherweise, nicht verlieren.

Also hat er Angst vor Veränderungen. Viel besser kann es eigentlich nicht werden, aber schlechter natürlich. Wem es gut geht, der ist "wertkonservativ".

Angst vor Veränderung - das ist deshalb nachgerade das Prüfzeiches jeden Goldenen Zeitalters. Heute ist dies, in den reichen Ländern, in denen ein Goldenes Zeitalter herrscht, die Angst vor einer Änderung des Klimas.



Ja, gewiß, das Klima ändert sich. Wir leben ja nicht in einem klimatischen Steady State. Im Gegenteil - kaum etwas ist unsteter als das Klima.

Das Klima ändert sich, wie man zum Beispiel hier nachlesen kann, weil die Erdbahn nicht ganz stabil ist, weil die Erdachse ihre Lage ändert, weil die von der Sonne abgestrahlte Energie variabel ist, weil die kosmische Strahlung wechselt, weil Vulkane ausbrechen, weil es tektonische Verschiebungen gibt, weil Asteroiden auf die Erde fallen.

Das alles interagiert miteinander und mit dem jeweils bestehenden Zustand, und daraus entsteht eben das Klima. Die Dynamik des Weltklimas, die immer extreme Ausschläge gekannt hat.



Ist diese ständige Klimaänderung gut oder schlecht? Seltsame Frage. Jede Klimaänderung ist schlecht für das Bestehende und gut für das Zukünftige.

Die Klimaänderung, die vor einigen Millionen Jahren baumbewohnende Primaten, Brachiatoren, die in ihrem tropischen Regenwald- Paradies fröhlich von Baum zu Baum hangelten, in eine karge Savanne versetzte - war sie gut oder schlecht?

Sie war schlecht für diejenigen, die die Anpassung nicht schafften. Sie war eine bestandene Herausforderung für diejenigen, die sich genetisch so veränderten, daß sie zu den Vorfahren des Homo Sapiens wurden. Sie war gut für den Fortschritt.

Challenge and Response, das war für Arnold Toynbee die Dynamik der Geschichte: Es sind Herausforderungen, oft Klimaänderungen, die die Menschen dazu gezwungen haben, neue Antworten zu finden. Die Völkerwanderungen, die so Entscheidendes zur Entwicklung der Kulturen beigetragen haben, wurden meist durch Hungersnöte ausgelöst, also durch klimatische Veränderungen.



Ob uns jetzt eine Klimaänderung bevorsteht, ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaß sie menschengemacht ist, weiß niemand. Alles, was dazu an angeblich unzweifelhaftem Wissen verkündet wird, ist schlicht Agitprop.

Soweit ich das beurteilen kann, scheinen im Augenblick mehr gute Gründe für als gegen einen bevorstehenden, einen vielleicht schon im Gang befindlichen Klimawandel zu sprechen.

Im Augenblick. Und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Wie komplex das Thema ist, wie vorsichtig man mit Folgerungen sein sollte, wie fragwürdig insbesondere Computersimulationen sind, das ist in dieser ausgezeichneten Zusammenstellung nachzulesen.

Nicht die Skeptiker lassen es folglich, wie uns das Umwelt-Bundesamt mit seiner Agitprop weismachen will, an Wissenschaftlichkeit fehlen. Sondern die Gläubigkeit der Klimawandel- Propheten ist Junk Science, Pseudowissenschaft.



Aber auch diejenigen, die sich nicht nicht anmaßen, als Laien die Diskussion der Fachleute zu beurteilen, sollten zur Kenntnis nehmen, daß unter diesen Fachleuten eine deutliche Mehrheit einen bevorstehenden Klimawandel für wahrscheinlich hält. Sie können sich irren; es wäre ja nicht das erste Mal, daß eine Mehrheit der Fachleute irrt. Aber wir Laien tun doch gut daran, dieses Mehrheitsurteil ernst zu nehmen.

Was also, wenn das Klima sich wandelt? Sofort steigen vor unserem geistigen Auge Bilder auf: Der Kölner Dom, im Wasser versinkend. Die Eisbären, die unter so warmen Bedingungen leben müssen wie der bedauernswerte Knut. Südsee- Inseln, im Meer versinkend. Hurrikans, die über uns hinwegfegen. Noch nicht ganz der Weltuntergang, aber schon fast.



Warum waren eigentlich alle früheren Klimaänderungen nicht so katastrophal? Nun, sie waren das ja zum Teil. Sie haben Arten sterben lassen, und sie haben anderen erlaubt, sich zu entwickeln. Nach einer verbreiteten Theorie verdanken wir Säugetiere unserem Aufstieg einem dramatischen Klimawandel, der den Sauriern den Garaus machte.

Dem einen sin Uhl ist dem anderen sin Nachtigall, sagte meine Großmutter.

Wenn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre anwächst, dann bedeutet das für die Pflanzen mehr Luft zum Atmen, im Wortsinn. CO2 ist ja keine Verschmutzung, kein Gift, sondern bekanntlich für Pflanzen das, was für uns der Sauerstoff ist.

Ein Experte des Cato-Instituts, Patrick J. Michaels, hat das kürzlich beschrieben:
Objectively speaking, any environmental change should have both positive benefits and negative effects. For example, theory predicts and observations confirm that human-induced warming takes place primarily in winter, lengthening the growing season. Satellite measurements now show that the planet is greener than it was before it warmed. There are literally thousands of experiments reported in the scientific literature demonstrating that higher atmospheric carbon dioxide concentrations -- cause by human activity -- dramatically increase food production.

Objektiv gesprochen sollte jede Änderung in der Umwelt sowohl positiven Nutzen als auch negative Folgen haben. Zum Beispiel sagt die Theorie vorher, und Beobachtungen bestätigen es, daß die vom Menschen verursachte Erwärmung sich hauptsächlich im Winter auswirkt und damit die Erntezeit verlängert. Satellitenmessungen zeigen jetzt, daß der Planet grüner ist als vor der Erwärmung. Es gibt buchstäblich Tausende von Experimenten, über die in der wissenschaftlichen Literatur berichtet wird und die nachweisen, daß eine größere Konzentration von CO2 in der Atmosphäre - wie der Mensch sie bewirkt - die Nahrungsmittelproduktion dramatisch steigert.
Ich werde mich, wie gesagt, nicht in die Diskussion der Fachleute einmischen. Mag das Klima sich schnell ändern, wie das Umweltbundesamt es für die einzige wissenschaftliche Wahrheit hält, oder langsam, wie es das immer getan hat - jedenfalls scheint mir auf der Hand zu liegen, daß in solchen Änderungen Herausforderungen liegen.



Wenn das Klima in Deutschland sich um einige Grade erwärmt, dann wird es auf Sylt so warm sein wie jetzt in Südbaden. Ist das nicht schön?

Wenn im äußersten Norden Europas der Permafrost verschwindet und man dort Getreide anbauen kann - was ist daran katastrophal?

Wenn infolge der Zunahme an CO2 Pflanzen schneller wachsen, wo ist da die Apokalypse?

Natürlich wird es auch Probleme geben. Der Meersspiegel wird steigen. Also sollte man die Deiche erhöhen, wie es Hamburg nach der Flutkatastrophe getan hat; wie es die Holländer tun, seit sie sich entschlossen haben, einen Teil ihres Landes unter den Meeresspiegel zu legen.

In den Alpen wird es weniger Wintersport geben, wenn es zu einer Klimaerwärmung kommen sollte. Dafür wird sich die Sommersaison verlängern.

Biergärten werden sich, über Bayern hinaus, bis nach Flensburg ausdehnen. Der Weinbau wird vielleicht Norddeutschland erreichen. Gut für Mecklenburg; schlecht vielleicht für Baden.

So ist das eben; selten sind alle glücklich, wenn sich etwas ändert.



Ja, aber die armen Eisbären? Ja, aber die armen Menschen auf der Insel Tuvalu?

Man muß ihnen halt helfen. So, wie man immer denen helfen hätte sollen und müssen, die die Leidtragenden einer geschichtlichen Veränderungen sind.