Zur Nazi-Zeit erfuhr man über moderne Kunst nur dann etwas, wenn sie als "entartet" angeprangert wurde.
Gelernte DDR-Bürger wußten aus den Negativ- Meldungen über die Bundesrepublik das eine oder andere über die wahren Lebensbedingungen zu entnehmen, zwischen den Zeilen lesend.
Daran fühlte ich mich durch eine Meldung in "Spiegel Online" (SPON) über den Irak erinnert. Ihre Tendenz ist, wie könnte es anders sein, negativ:
Der Artikel schließt mit dem süffisant gemeinten Satz:
Es sei denn, wir lesen Horror- Stories wie die jetzige sozusagen gegen den Strich.
So, wie viele der Besucher, die 1937 durch die Ausstellung "Entartete Kunst" in München zogen, Kunstfreunde waren, die auf diese Weise endlich Zugang zu verbotenen Kunstwerken hatten.
Gelernte DDR-Bürger wußten aus den Negativ- Meldungen über die Bundesrepublik das eine oder andere über die wahren Lebensbedingungen zu entnehmen, zwischen den Zeilen lesend.
Daran fühlte ich mich durch eine Meldung in "Spiegel Online" (SPON) über den Irak erinnert. Ihre Tendenz ist, wie könnte es anders sein, negativ:
Unsummen haben die USA in den Aufbau des Irak gesteckt. Stichproben förderten nun viel Murks zu Tage. Gewaltige Summen wurden offenbar in den Sand gesetzt.Wer seine Informationen nur aus SPON bezieht, der dürfte damit zum ersten Mal etwas davon erfahren haben, daß im Irak nicht nur Terroristen bomben und US-Soldaten sterben, daß dort nicht nur Geiseln genommen werden und Menschen in berüchtigten Gefängnissen sitzen, sondern daß auch ein Wiederaufbau stattfindet. Und zwar offenbar ein gewaltiger Wiederaufbau. Über acht Projekte, die jetzt inspiziert worden waren, heißt es:
150 Millionen Dollar haben sie insgesamt verschlungen - nur ein kleiner Bruchteil der insgesamt 30 Milliarden, die für den Aufbau veranschlagt sind.Dreißig Millarden Dollar haben die USA für den Wiederaufbau des Irak ausgegeben oder planen das! Seltsam, nicht wahr, daß über alle diesen neuen oder modernisierten Schulen und Krankenhäuser, über den Straßenbau und die Modernisierung der Stromversorgung, daß über alle diese Infrakstruktur- Maßnahmen so gut wie nichts berichtet wird. Jedenfalls nicht in SPON. Lesen wir weiter:
In einer Geburtsklinik in der im Norden gelegenen Stadt Erbil etwa fanden die Inspektoren zwar die teure, eigens angeschaffte Verbrennungsanlage für medizinische Abfälle - sie lag jedoch hinter einer mit einem Vorhängeschloss gesicherten Tür. (...) Ein eigens eingebautes System zur Trinkwasseraufbereitung war ebenfalls nicht in Betrieb. (...) Ein System zur Sauerstoffversorgung, das installiert worden war, wurde nicht genutzt.Schau an, da wurde also mit US-Mitteln eine Klinik modernisiert. Hat SPON je darüber berichtet, oder über andere derartige Projekte? Nein, solange sie funktionieren, sind sie keine Meldung wert. Wenn aber Inspektoren etwas finden, was ähnlich jeder Bericht des Bundes- Rechnungshofs enthält, dann auf einmal erfährt das der staunende Leser von SPON.
Der Artikel schließt mit dem süffisant gemeinten Satz:
Ein US-Brigadegeneral hatte erst im vergangenen Monat gefordert, man solle doch endlich einmal darauf schauen, was schon alles erreicht worden sei im Irak: "Was Sie nicht sehen", sagte General Michael Walsh zu Journalisten, "sind die Erfolge im Wiederaufbau- Programm, wie der Wiederaufbau das Alltagsleben der Menschen im Irak verändert".In der Tat, das sehen wir nicht. Wir sähen es jedenfalls nicht, wenn wir unser Bild von der Situation im Irak aus SPON bezögen.
Es sei denn, wir lesen Horror- Stories wie die jetzige sozusagen gegen den Strich.
So, wie viele der Besucher, die 1937 durch die Ausstellung "Entartete Kunst" in München zogen, Kunstfreunde waren, die auf diese Weise endlich Zugang zu verbotenen Kunstwerken hatten.