Mit ihrer mutigen Entscheidung, 1982 die Koalition mit der SPD zu verlassen, hatte die FDP- Führung die Existenz ihrer Partei aufs Spiel gesetzt, die bei den sich daran anschließenden Wahlen fast nicht mehr in den Bundestag gekommen wäre.
Otto Graf Lambsdorff und Hans-Dietrich Genscher haben sich damit um Deutschland verdient gemacht.
Denn die Mehrheit der SPD war entschlossen gewesen, den Nato- Doppelbeschluß abzulehnen, was mittelfristig zu einer sowjetischen Dominanz in Mitteleuropa geführt hätte - flankierende Maßnahme für eine Entwicklung zum Sozialismus, wie sie sich um die Wende von den siebziger zu den achtziger Jahren in anderen Ländern Europas (in Frankreich, Italien, Portugal und Griechenland vor allem) abzeichnete.
Daß das auch dort nur ein vorübergehendes Phänomen war, konnte damals niemand wissen. Selbst Henry Kissinger hatte ein sozialistisches Europa vorhergesagt.
Diese Gefahr war in Deutschland beseitigt, nachdem Lambsdorff und Genscher aus Verantwortung für ihr Land das Überleben ihrer Partei in die Waagschale geworfen hatten.
Es folgten, nach dem Wahlsieg der Union, die Goldenen achtziger Jahre. "Golden" im Wortsinn. So, wie die Siebziger die Jahre greller Pop- Farben gewesen waren, gegen Ende allerdings zunehmend abgelöst vom ökologisch korrekten Braun und Grün, so wurden die Achtziger das Jahrzehnt des Messing- Golds, das auf einmal überall auftauchte, der Spiegel und Ornamente, des edlen Dunkelblaus und Silbers.
Der Kanzler dieser Jahre, Helmut Kohl, war allerdings nie besonders populär.
Teils lag das an der heftigen Agitprop, der er von Anfang an ausgesetzt gewesen war (kaum war er im Amt, begann z.B. die "Birne"- Kampagne). Hauptsächlich aber lag es an ihm selbst.
Er war ein Staatsmann, der - so berichten es viele, die mit ihm gearbeitet und verhandelt haben - im persönlichen Kontakt ungemein gewinnend sein konnte. Kein anderer deutscher Kanzler hatte so viele persönliche Freunde unter den Führern der Welt.
Aber im öffentlichen Auftritt wirkte er nicht. Nicht bei seinen Reden, die weder rhetorisch noch intellektuell brillant waren, noch gar mitreißend; sondern meist langweilig. Nicht bei Auftritten in Diskussionen und Interviews, in denen er ungeschickt und rechthaberisch erschien.
Aber dieser nie sehr populäre Kanzler machte eine ungewöhnlich erfolgreiche Politik. Am Ende der achtziger Jahre war Deutschland in einer Verfassung, in der es die sich abzeichnenden Herausforderungen der Globalisierung hätte bestehen können.
Nein, nicht "Deutschland". Ich habe bisher nur von der Bundesrepublik gehandelt. Und nun, 1990, war es auf einmal das ganze Deutschland. Von der Wiedervereinigung hatten alle immer gesprochen, aber kaum jemand hatte daran geglaubt. Irgendwann einmal, in ferner Zukunft, vielleicht oder auch nicht. Aber nicht zu unserer Zeit. Das war die allgemeine Meinung gewesen.
Nun kam sie über uns, fiel uns zu, wurde uns geschenkt. Der Mantel der Geschichte wehte, und Kohl und Genscher ergriffen ihn beherzt. Sie hatten richtig gesehen, daß das Zeitfenster, in dem sie den Sowjets die Wiedervereinigung würden abringen können, nur schmal war. Jederzeit hätte das eintreten können, was ja auch nicht mehr lange auf sich warten ließ - der Sturz Gorbatschows.
Zum zweiten Mal machte sich Hans-Dietrich Genscher um Deutschland verdient, nun zusammen mit Helmut Kohl.
Viele werden zustimmen, daß die Geschichte der Bundesrepublik bis zu diesem Zeitpunkt der Wiedervereinigung den Namen "Modell Deutschland" verdient. Vierzig Jahre lang wurden wir von aller Welt beneidet - für unsere blühende Wirtschaft, unsere friedliche, auf Ausgleich aufgebauten Gesellschaft, unseren stabilen demokratischen Rechtsstaat; selbst für die konsequente Art, mit der wir mit dem Terrorismus fertig geworden waren.
Nur hatte das halt alles nur für das halbe Deutschland gegolten. Wie würde es nach der Wiedervereinigung weitergehen?
Viele im Ausland dachten, das werde sich nun alles nach der Wiedervereinigung noch steigern. Man erwartete, und befürchtete, ein noch übermächtigeres Deutschland, als man es ohnehin schon gehabt hatte.
Das Gegenteil trat ein. Die neunziger Jahre erfüllten nicht die Befürchtungen im Ausland und nicht die deutschen Hoffnungen.
Otto Graf Lambsdorff und Hans-Dietrich Genscher haben sich damit um Deutschland verdient gemacht.
Denn die Mehrheit der SPD war entschlossen gewesen, den Nato- Doppelbeschluß abzulehnen, was mittelfristig zu einer sowjetischen Dominanz in Mitteleuropa geführt hätte - flankierende Maßnahme für eine Entwicklung zum Sozialismus, wie sie sich um die Wende von den siebziger zu den achtziger Jahren in anderen Ländern Europas (in Frankreich, Italien, Portugal und Griechenland vor allem) abzeichnete.
Daß das auch dort nur ein vorübergehendes Phänomen war, konnte damals niemand wissen. Selbst Henry Kissinger hatte ein sozialistisches Europa vorhergesagt.
Diese Gefahr war in Deutschland beseitigt, nachdem Lambsdorff und Genscher aus Verantwortung für ihr Land das Überleben ihrer Partei in die Waagschale geworfen hatten.
Es folgten, nach dem Wahlsieg der Union, die Goldenen achtziger Jahre. "Golden" im Wortsinn. So, wie die Siebziger die Jahre greller Pop- Farben gewesen waren, gegen Ende allerdings zunehmend abgelöst vom ökologisch korrekten Braun und Grün, so wurden die Achtziger das Jahrzehnt des Messing- Golds, das auf einmal überall auftauchte, der Spiegel und Ornamente, des edlen Dunkelblaus und Silbers.
Der Kanzler dieser Jahre, Helmut Kohl, war allerdings nie besonders populär.
Teils lag das an der heftigen Agitprop, der er von Anfang an ausgesetzt gewesen war (kaum war er im Amt, begann z.B. die "Birne"- Kampagne). Hauptsächlich aber lag es an ihm selbst.
Er war ein Staatsmann, der - so berichten es viele, die mit ihm gearbeitet und verhandelt haben - im persönlichen Kontakt ungemein gewinnend sein konnte. Kein anderer deutscher Kanzler hatte so viele persönliche Freunde unter den Führern der Welt.
Aber im öffentlichen Auftritt wirkte er nicht. Nicht bei seinen Reden, die weder rhetorisch noch intellektuell brillant waren, noch gar mitreißend; sondern meist langweilig. Nicht bei Auftritten in Diskussionen und Interviews, in denen er ungeschickt und rechthaberisch erschien.
Aber dieser nie sehr populäre Kanzler machte eine ungewöhnlich erfolgreiche Politik. Am Ende der achtziger Jahre war Deutschland in einer Verfassung, in der es die sich abzeichnenden Herausforderungen der Globalisierung hätte bestehen können.
Nein, nicht "Deutschland". Ich habe bisher nur von der Bundesrepublik gehandelt. Und nun, 1990, war es auf einmal das ganze Deutschland. Von der Wiedervereinigung hatten alle immer gesprochen, aber kaum jemand hatte daran geglaubt. Irgendwann einmal, in ferner Zukunft, vielleicht oder auch nicht. Aber nicht zu unserer Zeit. Das war die allgemeine Meinung gewesen.
Nun kam sie über uns, fiel uns zu, wurde uns geschenkt. Der Mantel der Geschichte wehte, und Kohl und Genscher ergriffen ihn beherzt. Sie hatten richtig gesehen, daß das Zeitfenster, in dem sie den Sowjets die Wiedervereinigung würden abringen können, nur schmal war. Jederzeit hätte das eintreten können, was ja auch nicht mehr lange auf sich warten ließ - der Sturz Gorbatschows.
Zum zweiten Mal machte sich Hans-Dietrich Genscher um Deutschland verdient, nun zusammen mit Helmut Kohl.
Viele werden zustimmen, daß die Geschichte der Bundesrepublik bis zu diesem Zeitpunkt der Wiedervereinigung den Namen "Modell Deutschland" verdient. Vierzig Jahre lang wurden wir von aller Welt beneidet - für unsere blühende Wirtschaft, unsere friedliche, auf Ausgleich aufgebauten Gesellschaft, unseren stabilen demokratischen Rechtsstaat; selbst für die konsequente Art, mit der wir mit dem Terrorismus fertig geworden waren.
Nur hatte das halt alles nur für das halbe Deutschland gegolten. Wie würde es nach der Wiedervereinigung weitergehen?
Viele im Ausland dachten, das werde sich nun alles nach der Wiedervereinigung noch steigern. Man erwartete, und befürchtete, ein noch übermächtigeres Deutschland, als man es ohnehin schon gehabt hatte.
Das Gegenteil trat ein. Die neunziger Jahre erfüllten nicht die Befürchtungen im Ausland und nicht die deutschen Hoffnungen.