Ségolène Royal ist eine auch in der eigenen Partei wenig geliebte Kandidatin.
Sie hatte sich gegen zwei Partei- Elefanten durchgesetzt, gegen Laurent Fabius, den Mann des Apparats, der schon Vorsitzender der Partei war und Premier. Und gegen Dominique Strauss- Kahn, einen Sozialdemokraten (was keineswegs alle in der PS sind; überwiegend sind das Sozialisten). Strauss- Kahn war ein sehr erfolgreicher Wirtschafts- und Finanzminister unter Jospin gewesen.
Gegen diese beiden Schwergewichte - und damit zugleich die beiden Hauptströmungen in der PS - hat sich Royal durchgesetzt, die in dieser Partei zuvor hauptsächlich als Lebensgefährtin des Vorsitzenden Hollande eine gewisse Bekanntheit genossen hatte. Sie hat sich aus einem einzigen Grund gegen diese beiden behauptet: Weil sie plötzlich ungeheuer populär geworden war und man ihr am ehesten einen Wahlsieg zutraute.
Sie ist also aus demselben Grund Kandidatin geworden wie bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen John Kerry. Auch bei ihm hatten die Umfragen signalisiert, daß er am ehesten Bush würde schlagen können.
Eh bien, c'est fini. Durch einen Patzer nach dem anderen hat Royal ihre Beliebtheit geradezu systematisch zerstört. Auch in der Sozialistischen Partei hoben sich die Augenbrauen, runzelte man die Stirn.
Nach einer heute veröffentlichten Umfrage von Opinionways beurteilen 63 Prozent der Franzosen den Wahlkampf von Ségolène Royal als schlecht. Sie liegt damit noch hinter Le Pen (43 Prozent schlecht, 56 Prozent gut). Dagegen fanden 63 Prozent den Wahlkampf von Sarkozy gut, und sogar 74 den von Bayrou.
Ein gewinnendes Lächeln und ein spröder Charme allein tun es offenbar nicht. Nun ist Ségolène Royal aber halt einmal die Kandidatin der Sozialisten. Und da in Frankreich die meisten Wähler sich noch immer als entweder links oder rechts sehen, liegt sie seit vielen Wochen stabil an zweiter Stelle in den Umfragen; nur ganz kurz, Mitte März, konnte Bayrou einmal an sie herankommen.
Es schien also alles gelaufen zu sein; und so habe ich das vor zwei Wochen auch geschrieben. Sarkozy vorn, Royal auf Platz zwei im ersten Wahlgang; Sarkozy der eindeutige Sieger im zweiten.
In den letzten Tagen ist aber etwas geschehen, was die Wahlen doch noch spannend macht: Gegen Royal wurde aus der Linken heraus der Dolch gezückt. Linke Strategen haben sich offenbar überlegt, daß der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach.
Und dieser Spatz heißt - wenn man mir den Kalauer verzeiht - François Bayrou. Der frühere Premierminister Michel Rocard und der frühere Gesundheitsminister Bernard Kouchner, beide vom sozialdemokratischen Flügel der PS, haben eine Allianz mit Bayrou vorgeschlagen. Dritter im Bunde ist kein anderer als Daniel Cohn-Bendit, der seine Grünen gern in eine solche Allianz einbringen möchte.
Und Mitte dieser Woche nun wurde etwas bekannt, was in Frankreich eines der wichtigsten politischen Ereignisse überhaupt ist: François Bayrou à diné avec Michel Rocard. Bayrou hat mit Rocard gespeist, und er selbst hat das der Presse mitgeteilt.
Das Signal ist deutlich: Rocard bedeutet mit diesem tête-à-tête den Wählern der Sozialisten, daß ein Präsident Bayrou immer noch ungleich besser wäre als ein Präsident Sarkozy; wenn denn die Lage für Royal aussichtslos geworden ist. Jean-Pierre Chevènement, ein Sozialist jakobinischer Prägung, der Royal unterstützt, hat denn auch sarkastisch gefragt, welches Linsengericht den Rocard wohl zusammen mit Bayrou genossen habe.
Einen Präsidenten Bayrou können die Franzosen nur bekommen, wenn ein Teil der Sozialisten zähneknirschend Bayrou wählen, statt zähneknirschend Royal. Liegt Bayrou im ersten Wahlgang vor Royal, dann schlägt er im zweiten sehr wahrscheinlich auch Sarkozy.
Die Frage ist jetzt natürlich, wieviele sozialistische Wähler auf Rocard und Kouchner hören; und wieviele Grüne den Wink von Cohn-Bendit befolgen, nicht die eigene Kandidatin Voynet zu wählen, sondern Bayrou.
Vielleicht brauchen manche auch gar nicht den Rat dieser Strategen. Eben läuft in LCP eine Diskussion, an der auch der stellvertretende Leiter des Umfrage- Instituts CSA, Jean- Daniel Lévy, teilnimmt. Er hat auf die Rückwirkung von Umfrage- Ergebnisse auf die Wahlentscheidung des strategisch denkenden Teils der Wähler - also intelligenter Wechselwähler - hingewiesen.
Vor fünf Jahren signalisierten alle Umfragen, daß Chirac und Jospin den zweiten Wahlgang erreichen würden. Also konnten sich viele Wähler der Linken den Luxus leisten, im ersten Wahlgang einen linksextremen Exoten zu wählen; als kleiner Schuß vor den Bug der Sozialisten. Die Folge war bekanntlich, daß Jospin gar nicht erst in den zweiten Wahlgang kam.
Diesmal könnten die Umfrage- Ergebnisse zum zweiten Wahlgang kritisch sein. Sie besagen durchweg seit Wochen, daß Royal gegen Sarkozy verlieren würde, daß Bayrou ihn aber schlagen kann.
Das könnte - ganz unabhängig von dem, was Strategen wie Rocard sagen - für viele denkende Linke ein Grund sein, schon im ersten Wahlgang Bayrou zu wählen.
Spannend ist es jedenfalls durch den Dolchstoß in den Rücken von Ségolène Royal unerwarteterweise jetzt doch noch geworden.
Sie hatte sich gegen zwei Partei- Elefanten durchgesetzt, gegen Laurent Fabius, den Mann des Apparats, der schon Vorsitzender der Partei war und Premier. Und gegen Dominique Strauss- Kahn, einen Sozialdemokraten (was keineswegs alle in der PS sind; überwiegend sind das Sozialisten). Strauss- Kahn war ein sehr erfolgreicher Wirtschafts- und Finanzminister unter Jospin gewesen.
Gegen diese beiden Schwergewichte - und damit zugleich die beiden Hauptströmungen in der PS - hat sich Royal durchgesetzt, die in dieser Partei zuvor hauptsächlich als Lebensgefährtin des Vorsitzenden Hollande eine gewisse Bekanntheit genossen hatte. Sie hat sich aus einem einzigen Grund gegen diese beiden behauptet: Weil sie plötzlich ungeheuer populär geworden war und man ihr am ehesten einen Wahlsieg zutraute.
Sie ist also aus demselben Grund Kandidatin geworden wie bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen John Kerry. Auch bei ihm hatten die Umfragen signalisiert, daß er am ehesten Bush würde schlagen können.
Eh bien, c'est fini. Durch einen Patzer nach dem anderen hat Royal ihre Beliebtheit geradezu systematisch zerstört. Auch in der Sozialistischen Partei hoben sich die Augenbrauen, runzelte man die Stirn.
Nach einer heute veröffentlichten Umfrage von Opinionways beurteilen 63 Prozent der Franzosen den Wahlkampf von Ségolène Royal als schlecht. Sie liegt damit noch hinter Le Pen (43 Prozent schlecht, 56 Prozent gut). Dagegen fanden 63 Prozent den Wahlkampf von Sarkozy gut, und sogar 74 den von Bayrou.
Ein gewinnendes Lächeln und ein spröder Charme allein tun es offenbar nicht. Nun ist Ségolène Royal aber halt einmal die Kandidatin der Sozialisten. Und da in Frankreich die meisten Wähler sich noch immer als entweder links oder rechts sehen, liegt sie seit vielen Wochen stabil an zweiter Stelle in den Umfragen; nur ganz kurz, Mitte März, konnte Bayrou einmal an sie herankommen.
Es schien also alles gelaufen zu sein; und so habe ich das vor zwei Wochen auch geschrieben. Sarkozy vorn, Royal auf Platz zwei im ersten Wahlgang; Sarkozy der eindeutige Sieger im zweiten.
In den letzten Tagen ist aber etwas geschehen, was die Wahlen doch noch spannend macht: Gegen Royal wurde aus der Linken heraus der Dolch gezückt. Linke Strategen haben sich offenbar überlegt, daß der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach.
Und dieser Spatz heißt - wenn man mir den Kalauer verzeiht - François Bayrou. Der frühere Premierminister Michel Rocard und der frühere Gesundheitsminister Bernard Kouchner, beide vom sozialdemokratischen Flügel der PS, haben eine Allianz mit Bayrou vorgeschlagen. Dritter im Bunde ist kein anderer als Daniel Cohn-Bendit, der seine Grünen gern in eine solche Allianz einbringen möchte.
Und Mitte dieser Woche nun wurde etwas bekannt, was in Frankreich eines der wichtigsten politischen Ereignisse überhaupt ist: François Bayrou à diné avec Michel Rocard. Bayrou hat mit Rocard gespeist, und er selbst hat das der Presse mitgeteilt.
Das Signal ist deutlich: Rocard bedeutet mit diesem tête-à-tête den Wählern der Sozialisten, daß ein Präsident Bayrou immer noch ungleich besser wäre als ein Präsident Sarkozy; wenn denn die Lage für Royal aussichtslos geworden ist. Jean-Pierre Chevènement, ein Sozialist jakobinischer Prägung, der Royal unterstützt, hat denn auch sarkastisch gefragt, welches Linsengericht den Rocard wohl zusammen mit Bayrou genossen habe.
Einen Präsidenten Bayrou können die Franzosen nur bekommen, wenn ein Teil der Sozialisten zähneknirschend Bayrou wählen, statt zähneknirschend Royal. Liegt Bayrou im ersten Wahlgang vor Royal, dann schlägt er im zweiten sehr wahrscheinlich auch Sarkozy.
Die Frage ist jetzt natürlich, wieviele sozialistische Wähler auf Rocard und Kouchner hören; und wieviele Grüne den Wink von Cohn-Bendit befolgen, nicht die eigene Kandidatin Voynet zu wählen, sondern Bayrou.
Vielleicht brauchen manche auch gar nicht den Rat dieser Strategen. Eben läuft in LCP eine Diskussion, an der auch der stellvertretende Leiter des Umfrage- Instituts CSA, Jean- Daniel Lévy, teilnimmt. Er hat auf die Rückwirkung von Umfrage- Ergebnisse auf die Wahlentscheidung des strategisch denkenden Teils der Wähler - also intelligenter Wechselwähler - hingewiesen.
Vor fünf Jahren signalisierten alle Umfragen, daß Chirac und Jospin den zweiten Wahlgang erreichen würden. Also konnten sich viele Wähler der Linken den Luxus leisten, im ersten Wahlgang einen linksextremen Exoten zu wählen; als kleiner Schuß vor den Bug der Sozialisten. Die Folge war bekanntlich, daß Jospin gar nicht erst in den zweiten Wahlgang kam.
Diesmal könnten die Umfrage- Ergebnisse zum zweiten Wahlgang kritisch sein. Sie besagen durchweg seit Wochen, daß Royal gegen Sarkozy verlieren würde, daß Bayrou ihn aber schlagen kann.
Das könnte - ganz unabhängig von dem, was Strategen wie Rocard sagen - für viele denkende Linke ein Grund sein, schon im ersten Wahlgang Bayrou zu wählen.
Spannend ist es jedenfalls durch den Dolchstoß in den Rücken von Ségolène Royal unerwarteterweise jetzt doch noch geworden.