"Was ist in Hamid Karzai gefahren? ... Ist Hamid Karzai verrückt geworden?" fragt die Afghanistan-Kennerin Susanne Koelbl heute in "Spiegel-Online". "Was ist passiert mit dem charmanten Staatschef, dem ehemaligen Liebling des Westens im schicken Seidenmantel und mit dem eleganten Englisch?"
Koelbl nennt allerlei Psychologisches - der stolze Paschtune, den der Westen, den besonders der Präsident Obama beleidigt hat - und kommt dann zum Kern der Sache:
Was jetzt in Afghanistan passiert, das ist die Antwort auf die Politik des amerikanischen Präsidenten. Es war am 23. November 2009 in diesem Blog zu lesen, und ich zitiere es der Einfachheit halber, weil es mir heute so richtig erscheint wie damals:
Weder das Völkerrecht, noch das ISAF-Mandat der UNO, noch auch das Mandat des Bundestags zum Einsatz in Afghanistan verbieten es, daß die Bundeswehr sich aktiv im Kampf gegen die Taliban engagiert. Aber die politische Vernunft verbietet es.
Koelbl nennt allerlei Psychologisches - der stolze Paschtune, den der Westen, den besonders der Präsident Obama beleidigt hat - und kommt dann zum Kern der Sache:
Der Staatschef weiß: Die westlichen Verbündeten wollen ihre Truppen möglichst bald aus seinem Land abziehen. Die fremden Soldaten jedoch garantieren seine Macht. Deshalb muss sich der afghanische Präsident rechtzeitig neue Verbündete suchen - und zwar diejenigen, die auch dann noch da sind, wenn der Westen mit seinen Schutztruppen fort ist.Karsai mag ein stolzer Paschtune sein, vor allem aber ist er ein rational handelnder Politiker. Er reagiert auf eine "Strategie" des Präsidenten Obama, die kurzsichtiger, die dümmer und undurchdachter nicht sein kann. Allenfalls dann, wenn man sie als zynisch interpretiert, läßt sich in ihr Rationalität erkennen.
Was jetzt in Afghanistan passiert, das ist die Antwort auf die Politik des amerikanischen Präsidenten. Es war am 23. November 2009 in diesem Blog zu lesen, und ich zitiere es der Einfachheit halber, weil es mir heute so richtig erscheint wie damals:
Präsident Obama macht jetzt in Afghanistan genau das Falsche. Seine Halbherzigkeiten und seine Unentschlossenheit signalisieren den Afghanen - und nicht nur ihnen - , daß auf das Amerika dieses Präsidenten kein Verlaß ist.Am 2. Dezember dann erhob Obama die Planlosigkeit zum Plan, indem er zugleich einen Surge und den Abzug der USA aus Afghanistan im Jahr 2011 verkündete. Das habe ich damals in einem weiteren Beitrag kommentiert; und auch dies scheint mir unverändert aktuell zu sein:
Er hat die Verbündeten in Osteuropa bei der Raketenabwehr fallen lassen. Er wird - so jedenfalls ist jetzt die Wahrnehmung - die Verbündeten der USA in Afghanistan fallen lassen, wenn es ihm opportun erscheint.
Da stellt man sich doch besser auf die Seite der Feinde der USA. Diese sind entschlossen und berechenbar. Das ist es, was im Augenblick in Afghanistan stattfindet.
Obama wird das Leben weiterer amerikanischer und verbündeter Soldaten opfern. Erreichen wird er in Afghanistan nichts.
Einen Surge zu verkünden und zugleich mitzuteilen, daß man 2011 abziehen wird, ist unverantwortlich. Die Taliban, die Kaida wissen damit, daß sie nur bis 2011 durchhalten müssen, um der Sieger zu sein. Die Bevölkerung weiß das auch und wird sich auf ihre Seite stellen; was bleibt ihr übrig.Die Bundesregierung sollte ernsthaft darüber nachdenken, ob es richtig ist, dieser wankelmütigen, unberechenbaren US-Regierung in Nibelungentreue zur Seite zu stehen.
Obama konnte Afghanistan fallenlassen, so wie er Osteuropa den Russen überläßt, oder er konnte sich zum Kampf aufraffen. Er hat nicht das eine und nicht das andere getan.
Er verheizt seine Soldaten für eine Sache, die schon jetzt so gut wie verloren ist.
Weder das Völkerrecht, noch das ISAF-Mandat der UNO, noch auch das Mandat des Bundestags zum Einsatz in Afghanistan verbieten es, daß die Bundeswehr sich aktiv im Kampf gegen die Taliban engagiert. Aber die politische Vernunft verbietet es.
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