23. November 2009

Zitat des Tages: John McCain zu Afghanistan. Nebst Anmerkungen zur psychologischen Kriegsführung

Der Surge hat im Irak funktioniert. Das kann und wird auch in Afghanistan klappen – wenn wir genügend Soldaten schicken! Und wenn wir zugleich unseren Feind überzeugen, dass wir erst unseren Auftrag erfüllen, bevor wir irgendein Datum für den Abzug verkünden.

Senator John McCain in einem Interview mit Korrespondenten verschiedener Zeitungen, das jetzt in "Zeit- Online" zu lesen ist.


Kommentar: John McCain benennt den zentralen Aspekt jedes asymmetrischen Kriegs: Er ist ein psychologischer Krieg.

Im Irak konnten die Aufständischen zu keinem Zeitpunkt militärisch gewinnen. Zu keinem Zeitpunkt waren - und sind - aber andererseits auch die irakische Regierung und die USA in der Lage gewesen, den Aufstand vollständig militärisch niederzuschlagen.

Ebenso ist es jetzt in Afghanistan; ebenso war es bei allen diesen "nationalen Befreiungskriegen" in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, mit denen die Kommunisten die Weltrevolution vorzubereiten trachteten.

In solchen Kriegen siegt derjenige, der glaubwürdig vermittelt, daß er nicht bereit ist, die Waffen zu strecken. Wer zögert, wer laviert, wer endlose Beratungen abhält, ohne zu einer Entscheidung zu kommen, wie das jetzt Obama tut, der hat bereits verloren. Egal, zu welcher Entscheidung er sich schließlich durchringt.

Das Entscheidende am Surge im Irak war nicht, daß er die Truppen der Koalition militärisch in die Offensive brachte; so wichtig das auch war. Entscheidend war die message, daß die USA nicht nachgeben würden. Also schlugen sich immer mehr Iraker, schlugen sich ganze Stämme und Provinzen auf die amerikanische Seite. Ich habe das damals in der Serie "Ketzereien zum Irak" dokumentiert. Vielleicht mögen Sie den einen oder anderen dieser Artikel noch einmal nachlesen; beispielsweise Eine neue Allianz, eine neue Strategie, eine neue Taktik; ZR vom 4. 8. 2007.

Präsident Obama macht jetzt in Afghanistan genau das Falsche. Seine Halbherzigkeiten und seine Unentschlossenheit signalisieren den Afghanen - und nicht nur ihnen - , daß auf das Amerika dieses Präsidenten kein Verlaß ist.

Er hat die Verbündeten in Osteuropa bei der Raketenabwehr fallen lassen. Er wird - so jedenfalls ist jetzt die Wahrnehmung - die Verbündeten der USA in Afghanistan fallen lassen, wenn es ihm opportun erscheint.

Da stellt man sich doch besser auf die Seite der Feinde der USA. Diese sind entschlossen und berechenbar. Das ist es, was im Augenblick in Afghanistan stattfindet.

Obama wird das Leben weiterer amerikanischer und verbündeter Soldaten opfern. Erreichen wird er in Afghanistan nichts.

Es sei denn, daß Obama nicht mehr Obama ist. Daß er Zuverlässigkeit und Berechenbarkeit ausstrahlt statt Wankelmut und die Selbstverliebtheit des Narziß. Aber wo sollte er das hernehmen?



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