28. Februar 2011

Deutschland im Öko-Würgegriff (26): Zusammenbruch erwartet. Das Stromnetz als Mastgans. Wie man aus Glauben Geld macht

Ostdeutschland ist vom Regen in die Traufe geraten. Die kommunistischen Ideologen ist man seit mehr als zwanzig Jahren los. Aber nirgends in Deutschland leidet man so sehr unter der Herrschaft der Öko-Ideologen wie in den Neuen Ländern.

Es war ja alles marode gewesen; damals, 1990. Also konnte man alles neu machen. Also ließ man eine tolle neue Zeit anbrechen, eine Brave New World: Die Welt, in der Strom nicht mehr in derjenigen Menge produziert wird, in der man ihn braucht, sondern in dem Umfang, in dem Mutter Natur ihn uns schenkt. Die Folge ist, daß die Neuen Länder und das ihnen im Stromnetz angeschlossene Hamburg im Strom sozusagen ertrinken. Sie jedenfalls ständig in Gefahr sind, das zu tun.

Ausgerechnet diejenigen, die uns die Glühbirne entzogen haben, die am liebsten Stand-By-Schaltungen verbieten würden; ausgerechnet diejenigen, die dem Stromsparen die sakrale Bedeutung gegeben haben, die bis ins Zwanzigste Jahrhundert hinein die Einhaltung der Zehn Gebote gehabt hatte - ausgerechnet sie haben es uns eingebrockt, daß wir, sofern im Osten lebend, Strom verbrauchen sollten, bis die Schwarte kracht. Die Elektroheizung aufdrehen, alle Lampen einschalten, den Computer mit dem 300-Watt-Netzteil Tag und Nacht laufen lassen - so sollten sich die Bürger verhalten. Jedenfalls manchmal.

Warum? Weil der Wind weht, wie er will. Weil die Sonne scheint, wie sie will. Weil folglich Strom nicht, wie das vor der Zeit des Öko-Wahns gewesen war, in Abhängigkeit vom Bedarf produziert wird. Die Räder drehen sich im Wind oder im Sturm, die Solaranlagen wandeln Lichtenergie in elektrische Energie um, ob wir wollen oder nicht; ob wir diese elektrische Energie brauchen oder nicht.

Das Stromnetz im Osten gleicht einer Mastgans, die zwangsweise gestopft wird, ob sie Hunger hat oder keinen. Nichts wie rein mit der Energie. Der Gesetzgeber hat es so bestimmt, in seinem Öko-Wahn.



Lesern dieses Blogs, Lesern dieser Serie ist das nichts Neues (siehe "Und es weht der Wind ..."; ZR vom 6. 11. 2006, Das gigantische Geschäft mit dem Solarstrom; ZR vom 4. 3. 2010, Absurdität des "Ökostroms"; ZR vom 9. 3. 2010 und Der Wahnwitz der Öko-Transfers; ZR vom 15. 10. 2010). In der heutigen gedruckten FAZ macht Winand von Petersdorff wieder einmal darauf aufmerksam.

Es ist ein wahres Horror-Szenario. Petersdorff:
Die Gefahr eines Blackouts steigt von Woche zu Woche, denn das ostdeutsche Stromnetz steckt im Dauerstress. Der RWE-Manager Fritz Vahrenholt ist sich sicher: "Es gibt zwei Regionen, in denen es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Engpässen kommt: um Berlin und Hamburg." (...)

Der Hauptgrund ist die Windkraft. Windenergie hat den Nachteil, dass sie mal kommt und mal nicht. In Ostdeutschland liefern Windräder und Photovoltaik bei voller Leistung mehr Strom als die Kohle- und Gaskraftwerke – so viel Naturstrom gibt es sonst nirgends in der Welt. Zwölf Gigawatt ostdeutsche Ökoenergie, das entspricht der Leistung zwölf kleiner Atomkraftwerke.
Wenn zugleich die Sonne scheint und der Wind kräftig weht, und wenn dann auch noch der industrielle Stromverbrauch niedrig ist, wie etwa während der kommenden Osterfeiertage, dann ist dieses Stromnetz folglich in der Lage der Mastgans, die derart gestopft wird, daß sie am Ende kollabiert:
Gefährlich wird es, wenn der Wind plötzlich heftig weht. Dann müssen zwölf Gigawatt Ökostrom schnell weg. Rund vier Gigawatt davon verbrauchen die Ostdeutschen selbst, höchstens fünf Gigawatt passen durch die drei Leitungen, die das ostdeutsche Höchstspannungsnetz mit dem westdeutschen System verbinden.
"Wahnsinn!" war das Wort des Jahres 1990. Daß ihnen als Folge der Wiedervereinigung dieser Öko-Wahnsinn aufgezwungen werden würde, hätten die Bürger der DDR vermutlich damals nicht gedacht.

Also wird die Regierung doch etwas tun, um dem Wahn wenigstens Grenzen zu setzen? Pustekuchen; jedenfalls, was den pustenden Wind angeht:
Unverdrossen lässt die Bundesregierung trotzdem den Ökostrom weiter ausbauen, mit üppigster Förderung. Tatsächlich bekommt Ostdeutschland jährlich gut ein Gigawatt Ökostrom dazu. Demnächst wird ein großer Offshore-Windpark in der Ostsee an das fragile Leitungsnetz angeschlossen.
Freilich kann es auch sein, daß die Sonne mal partout nicht scheinen will; daß statt eines kräftigen Windes Flaute herrscht. Was dann? Ganz einfach: Dann verwendet man wieder konventionell erzeugte Energie. Denn zu diesem ganzen Wahnsinn gehört, daß man die konventionellen Kraftwerke, die man ersetzen will, gar nicht ersetzen kann, weil sie für einen solchen Fall in Bereitschaft stehen müssen:
Selbst wenn die Stromwächter den Windstrom loswerden, müssen sie einkalkulieren, dass er plötzlich verschwindet oder zu stark wird. Ab einer Windgeschwindigkeit von 30 Metern je Sekunde stellen sich die Windräder ab, damit sie nicht umfallen. Es kann sein, dass den Kraftwerkern binnen einer Stunde plötzlich die Leistung von zwei Kernkraftwerken fehlt. Dann müssen sofort konventionelle Kraftwerke einspringen, sonst knallt es. Ostdeutschland braucht also einen Reservekraftwerkspark, der sofort zugeschaltet werden kann.
Though this be madness, yet there is method in't, heißt es im "Hamlet"; ist dies auch Wahnsinn, hat es doch Methode. Die Methode besteht hier darin, in gigantischem Umfang Geld aus den Taschen der Steuerzahler in die Taschen derer zu befördern, die sich Photovoltaik aufs Dach gesetzt haben, die "Windparks" betreiben. Ohne jede Vernunft; allein der Ideologie geschuldet.

Eine herrschende Ideologie dient in jedem System dazu, die Ideologen zu bereichern, auf Kosten der Bürger. So schamlos wie heute mit dem Wahnwitz der Solar- und der Windenergie hat selten eine herrschende Ideologie den Glauben der Gutgläubigen in klingende Münze verwandelt.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen bisherigen Folgen dieser Serie findet man hier. Titelvignette: Schiffe sinken im Sturm. Gemälde von Ludolf Backhuysen (ca 1630).