6. November 2006

Randbemerkung: "Und es weht der Wind ..."

Produziert wird in einer kapitalistischen Gesellschaft in Abhängigkeit von der Nachfrage. Nur nicht Windenergie. Sie wird unabhängig vom Bedarf produziert.

Herrscht Flaute, dann liefern die "Windparks" keinen Strom, bei noch so hohem Bedarf. Folglich muß die gesamte Kapazität zur Stromerzeugung via Windräder durch andere Kraftwerke vorgehalten werden. Sonst gehen die Lichter aus, wenn der Wind nicht weht. Das ist, man weiß es, ein zentrales Argument gegen die Windkraft. Sie kommt überhaupt nur als redundante Energiequelle in Frage.

Wenn er nun allerdings stark weht, der Wind, wie in dieser Jahreszeit, dann können die Lichter ebenfalls ausgehen. Das hat sich Samstag Abend gezeigt. Jedenfalls sieht es so aus.



Unfälle entstehen in der Regel durch eine kausale Verkettung vieler Faktoren. Sie sind multiply determined, oder, mit einem Ausdruck Sigmund Freuds, mit dem er generell Fehlleistungen charakterisierte, "überdeterminiert".

Im Fall des Stromausfalls in Westeuropa war, so sieht es im Augenblick aus, die causa efficiens, die unmittelbar auslösende Ursache, die Abschaltung einer Stromleitung. Genauer: einer Höchstspannungsstromleitung über die Ems, die stillgelegt wurde, um die Durchfahrt des Kreuzfahrtschiffes "Norwegian Pearl" auf der Ems zu ermöglichen, das von der Meyer-Werft zurück ins Meer geschubst werden sollte, oder geschleppt.

Aber es gibt halt nicht nur die causa efficiens. Meist wirkt Vieles zusammen, bis es zu einem so schwerwiegenden Versagen eines Systems, einem Unfall dieses Ausmaßes kommt. Was "Ursache" genannt wird, ist eigentlich nur der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt. Oder manchmal auch derjenige Kausalfaktor, der unmittelbar ins Auge springt und sich dadurch gegenüber den anderen in den Vordergrund schiebt, wie etwa "überhöhte Geschwindigkeit" bei einem Verkehrsunfall.

Hier nun war, so hat es das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium erklärt, die Windenergie ein wesentlicher mitwirkender Faktor; neben dem Ausfall der Leitung, unter der die "Norwegian Pearl" hindurchmußte.



Sie schafft solche Probleme, die Windenergie. Das liegt in ihrem Wesen; es ist vermutlich nicht zu vermeiden.

Weil sie eben nicht nach Bedarf erzeugt wird, sondern in Mengen, die allein der Wind festlegt, der bekanntlich weht, wo und wann er will. Ein Unikum in einer Marktwirtschaft.

Das schafft ständig die Notwendigkeit, gewissermaßen die Irrationalität der Windenergie rational zu kompensieren. Weht der Wind heftig, dann müssen andere, weniger von den Launen der Natur abhängige Kraftwerke heruntergefahren werden. Funktioniert das nicht oder nicht rechtzeitig, dann kann es Probleme geben.

Lösbare meist. Kommt nun aber ein weiteres Problem dazu, dann haben wir ein Unfall-Szenario: Man hat nicht nur kein Glück, sondern es kommt auch noch Pech dazu. Eins kommt zum anderen. Unglückliche Umstände verketten sich. Und ein System, das man normalerweise beherrscht, gerät außer Kontrolle.



Eine potentielle Mitursache für den Zusammenbruch des Stromnetzes ist sie also, wie es scheint, die Windenergie. Ob das ein starkes Argument gegen sie ist, weiß ich nicht. Sie ist teuer, laut, verschandelt die Landschaft, ist unfähig, jemals eine bestimmte Liefermenge sicherzustellen.

Das reicht eigentlich.