Frauen machen die Wirtschaft profitabler! – Firmen, in denen besonders viele Frauen einen Sitz im Vorstand haben, erzielen eine bis zu 53 Prozent höhere Eigenkapitalrendite rechnet etwa das US-amerikanische Frauenforschungs-institut Catalyst vor. Dennoch weigert sich die deutsche Wirtschaft bislang, diese (vermeintlich) gewaltige Gewinnchance wahrzunehmen. Deshalb wächst sowohl bei der Bundesregierung als auch bei der Europäischen Kommission die Neigung zur Einführung einer Frauenquote in Führungspositionen – selbst wenn die Bundeskanzlerin jetzt fürs erste auf die Bremse tritt.
Beginn eines Artikels von Kostas Petropulos, der seit heute Abend in "Zeit-Online" zu lesen ist.
Kommentar: Für soviel krause Unlogik ist "kurios", eigentlich ein zu schwaches Wort; curiosissime, sozusagen.
Zum einen hat sich inzwischen auch unter Nicht-Statistikern herumgesprochen, daß eine Korrelation nicht eine bestimmte Kausalität bedeutet. Das klassische Beispiel ist die Korrelation zwischen der Zahl der Störche und der Geburtenziffer, für die es viele Belege gibt und die ihre Aufklärung, wie man sich denken kann, darin findet, daß Storchen- wie Geburtenzahl von dritten Faktoren abhängen, vor allem dem Grad der Industrialisierung.
Der Autor Petropulos hat die Untersuchung, auf die er sich bezieht, offenkundig nicht gelesen; denn schon in deren Zusammenfassung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß man nur eine Korrelation zwischen Unternehmenserfolg und Prozentsatz der Frauen im Vorstand gefunden hat, und keine Kausalität:
Zum Beispiel könnte - das ist jetzt mein Kommentar - es ja sein, daß in dem untersuchten Zeitraum (den Jahren 1996 bis 2000) in den USA diejenigen Branchen boomten, in denen aus ganz anderen Gründen viele Frauen in den Vorständen sind; und daß es traditionelleren Branchen, etwa im verarbeitenden Gewerbe, schlechter ging.
Aber das Hineintappen in diese Storchenfalle ist nicht das einzige Kuriose an der zitierten Textpassage.
Nehmen wir einmal an, Catalyst hätte das gefunden, was Petropoulos hineinliest, nämlich daß Frauen die Wirtschaft profitabler machen. Wieso "weigert" sich die deutsche Wirtschaft dann, die (und zwar, so schreibt der Autor jetzt kurioserweise, die "vermeintliche", also gar nicht reale - oder meint er "vermutliche"?) Gewinnchance wahrzunehmen?
Weigern kann man sich nur, wenn man zu etwas gezwungen oder gedrängt werden soll. Hier ist es schlicht so, daß offenbar die meisten deutschen Unternehmen sich von diesen Daten nicht beeinflussen lassen; sie glauben halt nicht daran, daß der Storch die Kinder bringt.
Aber gut, nehmen wir einmal an, die deutsche Wirtschaft würde sich "weigern". Wieso wächst, wie der Autor es meint, "deshalb" die Neigung zur Einführung einer Frauenquote? Glaubt er ernsthaft, die QuotenfreundInnen seien von der Sorge getrieben, daß deutsche - oder europäische - Unternehmen möglichst profitabel sind? Und sie würden nicht vielmehr ihre frauenpolitischen Ziele verfolgen?
Wenn das so wäre, dann wäre auch das kurios. Denn wie ein Unternehmen am besten Profit erwirtschaftet, das kann es schließlich selbst besser beurteilen als irgendwelche FrauenpolitikerInnen in Berlin oder Brüssel.
Wenn es um Frauen geht, dann setzt bei Männern bekanntlich manchmal der Verstand aus. Offenbar, wie der Artikel von Kostas Petropulos zeigt, auch dann, wenn es um Frauenpolitik geht.
Siehe zum Thema auch Der "Spiegel" und die Frauenquote; ZR vom 29. 1. 2011, sowie Die FDP und die Frauenquote: Eine vertane Chance. Wie, wenn nicht bei solch einem Thema, will sich die FDP überhaupt noch gegen die CDU profilieren?; ZR vom 2. 2. 2011.
Beginn eines Artikels von Kostas Petropulos, der seit heute Abend in "Zeit-Online" zu lesen ist.
Kommentar: Für soviel krause Unlogik ist "kurios", eigentlich ein zu schwaches Wort; curiosissime, sozusagen.
Zum einen hat sich inzwischen auch unter Nicht-Statistikern herumgesprochen, daß eine Korrelation nicht eine bestimmte Kausalität bedeutet. Das klassische Beispiel ist die Korrelation zwischen der Zahl der Störche und der Geburtenziffer, für die es viele Belege gibt und die ihre Aufklärung, wie man sich denken kann, darin findet, daß Storchen- wie Geburtenzahl von dritten Faktoren abhängen, vor allem dem Grad der Industrialisierung.
Der Autor Petropulos hat die Untersuchung, auf die er sich bezieht, offenkundig nicht gelesen; denn schon in deren Zusammenfassung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß man nur eine Korrelation zwischen Unternehmenserfolg und Prozentsatz der Frauen im Vorstand gefunden hat, und keine Kausalität:
"It is important to realize that our findings demonstrate a link between women's leadership and financial performance, but not causation," said Susan Black, Catalyst Vice President of Canada and Research and Information Services.Es gebe viele Faktoren, die zu hervorragendem finanziellem Erfolg beitragen.
"Es ist wichtig, sich klarzumachen, daß unsere Ergebnisse einen Zusammenhang zwischen Frauen in Führungspositionen und der dem finanziellen Erfolg zeigen, aber keine Kausalbeziehung", sage Susan Black, Vizepräsidentin der Canada and Research and Information Services.
Zum Beispiel könnte - das ist jetzt mein Kommentar - es ja sein, daß in dem untersuchten Zeitraum (den Jahren 1996 bis 2000) in den USA diejenigen Branchen boomten, in denen aus ganz anderen Gründen viele Frauen in den Vorständen sind; und daß es traditionelleren Branchen, etwa im verarbeitenden Gewerbe, schlechter ging.
Aber das Hineintappen in diese Storchenfalle ist nicht das einzige Kuriose an der zitierten Textpassage.
Nehmen wir einmal an, Catalyst hätte das gefunden, was Petropoulos hineinliest, nämlich daß Frauen die Wirtschaft profitabler machen. Wieso "weigert" sich die deutsche Wirtschaft dann, die (und zwar, so schreibt der Autor jetzt kurioserweise, die "vermeintliche", also gar nicht reale - oder meint er "vermutliche"?) Gewinnchance wahrzunehmen?
Weigern kann man sich nur, wenn man zu etwas gezwungen oder gedrängt werden soll. Hier ist es schlicht so, daß offenbar die meisten deutschen Unternehmen sich von diesen Daten nicht beeinflussen lassen; sie glauben halt nicht daran, daß der Storch die Kinder bringt.
Aber gut, nehmen wir einmal an, die deutsche Wirtschaft würde sich "weigern". Wieso wächst, wie der Autor es meint, "deshalb" die Neigung zur Einführung einer Frauenquote? Glaubt er ernsthaft, die QuotenfreundInnen seien von der Sorge getrieben, daß deutsche - oder europäische - Unternehmen möglichst profitabel sind? Und sie würden nicht vielmehr ihre frauenpolitischen Ziele verfolgen?
Wenn das so wäre, dann wäre auch das kurios. Denn wie ein Unternehmen am besten Profit erwirtschaftet, das kann es schließlich selbst besser beurteilen als irgendwelche FrauenpolitikerInnen in Berlin oder Brüssel.
Wenn es um Frauen geht, dann setzt bei Männern bekanntlich manchmal der Verstand aus. Offenbar, wie der Artikel von Kostas Petropulos zeigt, auch dann, wenn es um Frauenpolitik geht.
Siehe zum Thema auch Der "Spiegel" und die Frauenquote; ZR vom 29. 1. 2011, sowie Die FDP und die Frauenquote: Eine vertane Chance. Wie, wenn nicht bei solch einem Thema, will sich die FDP überhaupt noch gegen die CDU profilieren?; ZR vom 2. 2. 2011.
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