"Mehrheit der Deutschen gegen Rücktritt Guttenbergs" lautete gegenwärtig der Aufmacher bei "Welt-Online". In dem Artikel erfährt man, daß laut einer Emnid-Umfrage für "Focus" nicht weniger als 68 Prozent der Deutschen gegen einen Rücktritt des Freiherrn sind; nur 27 Prozent befürworten einen solchen Schritt.
Ich kann sie verstehen, diese 68 Prozent. "Welt-Online" zitiert das, was dazu der Politologe Karl-Rudolf Korte gegenüber der "Passauer Neuen Presse" äußerte:
Eine Arbeit mit solchen gravierenden Mängeln kann zwar nach normalen akademischen Maßstäben nicht mehr mit summa cum laude oder auch nur magna cum laude oder cum laude bewertet werden - also "ausgezeichnet", "sehr gut" oder "gut"; aber ein rite (befriedigend) ließe sich vertreten. Kein Grund jedenfalls, die Arbeit abzulehnen oder gar dem Betreffenden, wenn die Sache herauskommt, den Doktortitel abzuerkennen.
Aber so ist es ja nicht. Guttenberg hat nicht hier und da ein bißchen geschummelt, wie das vermutlich die meisten Befragten glaubten, als sie sich für sein Verbleiben im Amt aussprachen. Sondern Plagiate durchziehen die gesamte Arbeit.
Bis in den gestrigen Abend hinein wurde die Liste der Funde auf der WebSite GuttenPlag Wiki länger und länger; und auch heute Vormittag geht die Suche mit großem Erfolg weiter. Nach gegenwärtigem Stand gibt es Plagiate auf 247 Seiten der Dissertation; das sind 62,8 Prozent aller Seiten.
Zu gelegentlichen Schummeleien verhält sich das wie die Niagara-Fälle zu einem sprudelnden Bächlein. Man muß nach dem jetzigen Stand der Überprüfung zu dem Schluß kommen, daß diese Dissertation in die deutsche Akademische Geschichte eingehen wird: Als ein Fall von ausgemachter Dreistigkeit, was das Ausmaß des Plagiierens angeht.
Und es ist nicht nur das Ausmaß. Guttenberg schreibt nicht nur einfach ab, sondern er verändert mitunter die Texte, die er seiner Arbeit einverleibt. Wie er das tut, das wirft ein bezeichnendes Licht auf diesen Mann.
Ich habe bereits gestern auf solche Veränderungen aufmerksam gemacht ("Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat". Warum Guttenbergs Erklärung unglaubhaft ist; ZR vom 18. 2. 2011). Sie sind kritisch für die Beurteilung von Guttenbergs Behauptung, ihm seien nur "Fehler" unterlaufen. Denn wenn man zitieren will, dann schreibt man nicht in das Zitat eigene Wörter hinein. Genau das aber hat Guttenberg an inzwischen zahlreichen dokumentierten Stellen getan.
Die Änderungen, die er an den von anderen übernommenen Texten vornimmt, fallen im wesentlichen in drei Kategorien:
Ich kann sie verstehen, diese 68 Prozent. "Welt-Online" zitiert das, was dazu der Politologe Karl-Rudolf Korte gegenüber der "Passauer Neuen Presse" äußerte:
Es kann sein, dass am Ende die Mehrzahl der Wählerinnen und Wähler sagen wird: Gut, jeder macht mal Fehler, schreibt mal ab. Dann könnte die Sache für den Politiker zu Guttenberg ausgestanden sein.Ja, wenn es denn so wäre. Wenn Guttenberg hier und da einmal abgeschrieben, wenn er gelegentlich das Kennzeichnen von Zitaten vergessen hätte - gut.
Eine Arbeit mit solchen gravierenden Mängeln kann zwar nach normalen akademischen Maßstäben nicht mehr mit summa cum laude oder auch nur magna cum laude oder cum laude bewertet werden - also "ausgezeichnet", "sehr gut" oder "gut"; aber ein rite (befriedigend) ließe sich vertreten. Kein Grund jedenfalls, die Arbeit abzulehnen oder gar dem Betreffenden, wenn die Sache herauskommt, den Doktortitel abzuerkennen.
Aber so ist es ja nicht. Guttenberg hat nicht hier und da ein bißchen geschummelt, wie das vermutlich die meisten Befragten glaubten, als sie sich für sein Verbleiben im Amt aussprachen. Sondern Plagiate durchziehen die gesamte Arbeit.
Bis in den gestrigen Abend hinein wurde die Liste der Funde auf der WebSite GuttenPlag Wiki länger und länger; und auch heute Vormittag geht die Suche mit großem Erfolg weiter. Nach gegenwärtigem Stand gibt es Plagiate auf 247 Seiten der Dissertation; das sind 62,8 Prozent aller Seiten.
Zu gelegentlichen Schummeleien verhält sich das wie die Niagara-Fälle zu einem sprudelnden Bächlein. Man muß nach dem jetzigen Stand der Überprüfung zu dem Schluß kommen, daß diese Dissertation in die deutsche Akademische Geschichte eingehen wird: Als ein Fall von ausgemachter Dreistigkeit, was das Ausmaß des Plagiierens angeht.
Und es ist nicht nur das Ausmaß. Guttenberg schreibt nicht nur einfach ab, sondern er verändert mitunter die Texte, die er seiner Arbeit einverleibt. Wie er das tut, das wirft ein bezeichnendes Licht auf diesen Mann.
Ich habe bereits gestern auf solche Veränderungen aufmerksam gemacht ("Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat". Warum Guttenbergs Erklärung unglaubhaft ist; ZR vom 18. 2. 2011). Sie sind kritisch für die Beurteilung von Guttenbergs Behauptung, ihm seien nur "Fehler" unterlaufen. Denn wenn man zitieren will, dann schreibt man nicht in das Zitat eigene Wörter hinein. Genau das aber hat Guttenberg an inzwischen zahlreichen dokumentierten Stellen getan.
Die Änderungen, die er an den von anderen übernommenen Texten vornimmt, fallen im wesentlichen in drei Kategorien:
Aber Latein, das schmückt halt, ob passend oder nicht. Der Freiherr Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein Blender.Aktualisierungen. Beispiele habe ich gestern genannt: Bei der Übernahme eines Textes aus einem Zeitungsartikel von 1997 hat Guttenberg die alte durch die neue Rechtschreibung ersetzt und eine Zeitangabe aktualisiert; inzwischen war ja rund ein Jahrzehnt vergangen, und so machte er aus "vor rund 200 Jahren" ein "vor über 215 Jahren". Für die zweite und dritte Kategorie habe ich in Zettels kleinem Zimmer Beispiele genannt; dort finden Sie auch die betreffenden Links.
Die zweite Kategorie kann man so kennzeichnen, daß der Text wortreicher, gewissermaßen breiter gemacht wird; das also, was Journalisten Zeilenschinderei nennen.
Zwei Beispiele: Im Original (einer Master-Arbeit von 2003) stand der schlichte Satz "Sie spielte für seine Aufgabe keine Rolle". Guttenberg machte daraus "Sie spielte für seine Aufgabe letztlich auch keine fundamentale Rolle". In einem anderen der von ihm ausgeschlachteten Texte hieß es: "Die amerikanische Lösung wird noch heute der 'Great Compromise' genannt". Bei Guttenberg wurde daraus "...wird die amerikanische Lösung noch heute nicht ohne Pathos der 'Great Compromise' (...) genannt". Es darf halt ein bißchen mehr sein. Es kommt ein Sahnehäubchen auf den Kaffee. Nicht ohne Pathos.Damit sind wir bei der dritten Kategorie. Sahnehäubchen nämlich liebt Guttenberg. Wo im Original der Plural von "Referendum" steht, nämlich "Referenden", heißt es bei Guttenberg "Referenda"; was zwar lateinisch klingt, aber falsch ist. Wenn im Original davon die Rede ist, daß ein Text "zustandekommt", dann macht Guttenberg daraus die "Genesis" dieses Textes. Griechisch, aber im Deutschen in einem solchen Zusammenhang völlig unüblich.
Das Schönste, was ich in diesem Bereich bisher gefunden habe, ist die Sache mit der Mitte. Da ist im abgekupferten Original von einem "Mittelweg" die Rede. Bei Guttenberg wird daraus "aurea mediocritas".
"Aurea mediocritas" (die Goldene Mitte; wobei ein In-der-Mitte-Sein mitschwingt) ist aber mitnichten ein juristischer Fachausdruck. Es handelt sich um einen Begriff aus der antiken Lebensphilosophie, der das Ideal beschreibt, sich zu mäßigen und Extreme zu vermeiden.
In dem Text, in den Guttenberg diesen Begriff verpflanzt, geht es aber überhaupt nicht um etwas Derartiges; sondern schlicht um einen Kompromiß zwischen zwei Verfassungsprinzipien.
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