31. Dezember 2009

Marginalie: El Kaida im Jemen. Mit Links zu früheren Artikeln in ZR

Jetzt, nach dem Anschlag von Detroit, rückt auf einmal der Jemen in den Blickpunkt der Medien. Man entdeckt, daß dort die Kaida eine neue Zentrale aufbaut.

Den Lesern dieses Blogs ist das nichts Neues.

Über den Haßprediger Anwar Al-Awlaki, auf den "Spiegel- Online" jetzt aufmerksam macht, habe ich bereits im November ausführlich berichtet; siehe "Nidal Hassan ist ein Mann mit Gewissen"; ZR vom 10.11. 2009.

Daß viele freigelassene Guantánamo- Häftlinge alsbald den Dschihad wieder aufnehmen, ist den Lesern von ZR ebenfalls geläufig; siehe Wie gefährlich sind eigentlich die Häftlinge, die aus Guantánamo entlassen werden?; ZR vom 16. 1. 2009.

Und daß dabei der Jemen eine besondere Bedeutung hat, konnte man hier auch schon lesen:

"Zeit- Online" meldet jetzt unter der Überschrift "Terror-Drahtzieher saßen angeblich in Guantánamo", wie der Häftling Said Ali Shari freigelassen wurde, zunächst in Saudi- Arabien eine "Umerziehung" genoß, dann in den Jemen entkam und dort einer der Führer der Kaida wurde.

Die Vita dieses - mit vollständigem Kampfnamen - Abu-Sayyaf al-Shihri, einschließlich seiner jetzigen Funktion als stellvertretender Kommandeur der Kaida des Jemen (vereint mit der Kaida Saudi-Arabiens) war eines der Themen eines Artikels im Februar, in dem es um den Wunsch des damaligen Außenministers Steinmeier ging, "unschuldige" Häftlinge aus Guantánamo in Deutschland aufzunehmen: Sind es Unschuldige, die Steinmeier aus Guantánamo aufnehmen will?; ZR vom 5. 2. 2009.



Stammleser von ZR dürften also durchaus nicht von dem überrascht sein, was jetzt zu den Hintergründen des Anschlags von Detroit berichtet wird.

Und wenn Sie, lieber Leser, nicht zu dieser Gruppe gehören, dann haben Sie vielleicht Zeit und Interesse, den Links zu folgen. Sie werden dann, denke ich, besser informiert sein als durch Vieles, was Ihnen unsere Medien bieten.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.

Realität in acht Päckchen (8): Wissenschaftliche Erkenntnis

In der letzten Folge dieser Serie ging es um Wahrheit und Täuschung. Sie unterscheiden sich, so können wir einem Blick in die Wahrnehmungspsychologie entnehmen, offenbar nicht nur in Bezug auf ihr Ergebnis, sondern auch in funktioneller Hinsicht.

Täuschung entsteht, wenn die Interaktion mit der Welt beeinträchtigt ist - sei es durch eine verarmte Reizgrundlage, wie bei den optischen Täuschungen; durch den Schlafzustand, wie im Traum; oder durch eine partielle Verweigerung der Interaktion, wie bei Wahnkranken. In dem Maß, in dem sie auf Handeln basiert, entgeht Erkenntnis dem Irrtum.

Dieser einfache Sachverhalt liegt dem Erfolg der naturwissenschaftlichen Welterkenntnis zugrunde.



Im dritten vorchristlichen Jahrhundert maß Eratosthenes den Umfang der Erde. Er hatte bemerkt, daß in Syene, dem heutigen Assuan, die Sonne am Tag der Sommersonnenwende zur Mittagszeit senkrecht steht, d.h. daß ihre in einen Brunnen fallenden Strahlen dann keinen Schatten werfen. Eine entsprechende Messung des Schattens im 800 km entfernten Alexandria ergab, daß der Sonnenwinkel am selben Tag zur selben Zeit um sieben Grad von der Senkrechten abweicht.

Eratosthenes nahm an, daß die Sonne so weit von der Erde entfernt ist, daß die Sonnenstrahlen, welche die Erde an diesen beiden Punkten treffen, als parallel angesehen werden können. Der Winkel von sieben Grad mußte also identisch mit dem Winkel zwischen zwei Erdradien sein, deren Schnittpunkte mit der Erdoberfläche 800 Kilometer voneinander entfernt sind. Wenn 800 Kilometer sieben Grad entsprechen, dann entsprechen 360 Grad ungefähr 41.000 Kilometern.

Das war Eratosthenes' Schätzung des Erdumfangs. Wie exakt er den tatsächlichen Wert getroffen hat, läßt sich nicht mehr feststellen, weil man nicht weiß, mit welchem genauen Wert für das Längenmaß Stadium er rechnete. Die Annahmen liegen zwischen Abweichungen von einem halben Prozent und siebzehn Prozent von den 40.000 Kilometern, die der Erdumfang tatsächlich mißt.



Das Kloster Ebstorf bei Lüneburg birgt als seinen größten Schatz eine mittelalterliche Weltkarte (Hier können Sie sie sich mit allen Einzelheiten interaktiv ansehen). Diese Karte zeigt unter anderem in der Mitte der Welt Rom und Jerusalem, nicht weit von dieser Mitte Lüneburg und Celle, und am Rand der Erdscheibe, jenseits des Mittelmeers, das Land schrecklich aussehender Halbmenschen.

Das Kloster ist heute ein evangelisches Stift für adelige Damen. Zu ihren Pflichten gehört es, die Besucher zu führen. Die Führerin, die ich dort erlebte, war sehr kenntnisreich. Sie betonte, daß man die Karte nicht einfach als etwas Geographisches betrachten dürfe. Vielmehr zeige sie auch die mittelalterliche Wertordnung, deretwegen z.B. die heiligen Städte Rom und Jerusalem sich in der Weltmitte befinden müßten.

Mit anderen Worten, diese Weltkarte spiegelte ein Konstrukt der mittelalterlichen Gesellschaft wider; eine Welt, die gemäß der gültigen Ordnung gegliedert war. Sie zeigt eine sozusagen religiös- gesellschaftlich durchdrungene Geographie.

Die Welt des Eratosthenes spiegelte aber keine antike Gesellschaftsordnung wider. Er hielt die Erde für eine Kugel, nicht weil dies seinem Wertesystem entsprach, sondern weil es sich aus vielen Beobachtungen, z.B. von Mondfinsternissen, schließen ließ. Der ganz andere gesellschaftliche Kontext, in dem er lebte, hat ihn nicht daran gehindert, genauso zu messen und zu folgern, wie das auch nach heutigen Maßstäben zur Lösung des Problems angemessen wäre.



Bilder von der Welt sind fast beliebig zu erzeugen. Sie hängen von der kulturellen Tradition ab, vom gesellschaftlichen Kontext, von den persönlichen Präferenzen. Man kann eine Sache so sehen oder auch anders. Das Handeln geschieht aber in der einen, realen Welt. Der Speer, den ein Neandertaler vor 50.000 Jahren auf ein Tier schleuderte, folgte demselben Wurfgesetz wie der Speer, den ein römischer Legionär benutzte und wie der Speer, der heute von einem Athleten im Stadion geworfen wird.

Wissenschaftliche Realität ist nicht "stets das, was wir dafür halten" wie ich Ulrich Schnabel am Beginn der Serie zitiert habe. Sondern wissenschaftliche Realität ist das, was uns als Objekt wissenschaftlichen Handelns gegenübertritt.

Es gibt keine "physikalische Welt", die hinter der "phänomenalen Welt" oder der "Alltagswelt" steckt, diese sozusagen fundierend oder sie hervorbringend. Es gibt nur eine einzige Welt, in der wir handeln. Wissenschaftliche Erkenntnis unterscheidet sich von der Erkenntnis im Alltag nicht dadurch, daß sie eine andere Realität zum Gegenstand hätte, sondern nur durch ihr tieferes Eindringen in diese eine Realität; mit Hilfe von Geräten und Instrumenten.

Der Fortschritt der Wissenschaften besteht aus dieser Sicht darin, unsere Handlungsmöglichkeiten innerhalb der einen, realen Welt zu erweitern - durch Versuchsanordnungen wie diejenige des Eratosthenes, durch das Teleskop des Galilei (siehe Mein Buch des Jahres; ZR vom 27. 12. 2007) oder jetzt aktuell beispielsweise durch den Teilchenbeschleuniger von CERN.

Man wirkt auf die Welt ein und beobachtet, was passiert. Das ist bei CERN nicht anders als bei dem Kind - das Beispiel stammt von Jean Piaget - , das in der Badewanne seine Plastikente unter Wasser drückt um zu sehen, was sie dann macht.

Wissenschaft hat es so wenig mit "Konstrukten" zu tun wie unsere alltägliche Erkenntnis.

Wenn wir etwas noch nicht hinreichend kennen, dann können wir uns irren; oder wenn wir unzureichende Informationen haben. Wenn ich aus dem Fenster auf das verschneite Feld blicke, dann kann es sein, daß ich eine nahe Krähe für ein entfernteres Reh halte. Es begegnen uns Dinge, auf die wir uns keinen Reim machen können; seltsame Erscheinungen am Himmel zum Beispiel.

So ist es auch in den Wissenschaften. Sie stoßen auf Neues, für das sie noch keine Erklärung haben. Sie können sich irren, wenn Informationen unzulänglich sind. Im Alltag merzen wir Irrtümer aus, indem wir neue Erfahrungen suchen. So macht es auch die Wissenschaft. Wenn ich wissen will, ob ich eine Krähe oder ein Reh sehe, dann nehme ich den Feldstecher. Wenn die Physiker von CERN Neues über Teilchen erfahren wollen, dann jagen sie sie durch den Beschleuniger.



Zwei Anmerkungen zum Schluß.

Erstens versteht es sich, daß der Begriff von Realität, den ich vertrete, keinen metaphysischen Ansprüchen über die Erfahrung hinaus genügen kann. Die Möglichkeiten der Erfahrung sind durch die Bedingungen vorgegeben, die der menschliche Erkenntnisapparat setzt. Diese Einsicht Kants lebt in unserer Gegenwart als "evolutionäre Erkenntnistheorie" wieder auf.

Besser als Kant sehen wir heute, daß die Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung ihrerseits bedingt sind durch Möglichkeiten des Handelns, die sich zusammen mit ihnen entwickelt haben. Kants Grundposition, die transzendentalen Idealismus mit empirischen Realismus verbindet, wird davon nicht berührt.

Die zweite Schlußbemerkung führt noch einmal zu der postmodernen Idee zurück, Realität sei eine gesellschaftliche Konstruktion.

Am Beispiel der Paranoia hatte ich darauf hingewiesen, daß auch Deduktionen, die aus sorgfältigen Beobachtungen nach logisch richtigen Regeln abgeleitet werden, Wahncharakter haben können. Die richtige Beurteilung anderer Menschen, ihrer Absichten und ihres Verhaltens ist - und insofern wird Realität in der Tat durch einen gesellschaftlichen Konsens begründet - ohne ein gewisses Maß an Vertrauen in die soziale Umwelt nicht möglich.

Dies gilt in noch größerem Maß für den wissenschaftlichen Erkenntnisprozeß. Der geniale Wissenschaftler, der isoliert von seiner wissenschaftlichen Umwelt, ja gegen sie, zu umwälzenden Erkenntnissen kommt, ist eine Mystifikation. Ausnahmslos zeigt die historische Untersuchung, daß gerade die großen Entdeckungen auf genauester Kenntnis der Arbeiten anderer beruhen, zeitgenössischer wie vorausgehender, und daß sie sich im Austausch mit anderen Wissenschaftlern entwickelten.

Es kann auch gar nicht anders sein. Das Handeln, das hier das Erkennen in Gang setzt und korrigiert, kann ja nicht das physische Handeln eines Individuums sein. Wer als Wissenschaftler meint, ohne die Prüfung seiner Erkenntnisse mittels deren Bewertung durch die Gemeinschaft der Wissenschaftler auskommen zu können, der gleicht in der Tat dem Paranoiker, der vermeint, ein Bild seiner sozialen Umwelt ohne Vertrauen in andere Menschen konstruieren zu können. Eine solche Überheblichkeit führt unweigerlich in die Pseudowissenschaft.

Insofern ist Wissenschaft natürlich ein gesellschaftlicher Prozeß und Realität ein Produkt gesellschaftlicher Bedingungen. Gesellschaftliche Bedingungen schaffen aber diese Realität nicht, sondern sie ermöglichen, im günstigen Fall, daß sie aufgedeckt wird. Im ungünstigen Fall verhindern sie es. In dem Maß, in dem sie es verhindern, können ungeprüfte, von Interessen getragene Annahmen an die Stelle der Erkenntnis von Realität treten. Was dann als Realität gilt, ist in der Tat ein gesellschaftliches Konstrukt.



Hier die Gliederung der Serie. Bereits erschienene Folgen sind jeweils verlinkt. Eine Zusammenfassung der Serie finden Sie hier.

1. Eine Frage der "Zeit". Ein paar Happen Philosophie
2. Ein Alptraum. Vom Träumen überhaupt
3. Fiktion und Realität. Fiktive Realitäten
4. Realität als Konsens. Cues und distales Fokussieren
5. Postmoderne Toleranz. Postmoderne Intoleranz
6. Erkenntnis und Interesse. Fromme Lügen
7. Erkenntnistheorie und Wahrnehmungspsychologie
8. Wissenschaftliche Erkenntnis


Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Alice im Wunderland. Frei, weil das Copyright erloschen ist.

30. Dezember 2009

"Bagatelldelikte" und das Arbeitsrecht. Wie eine Richterin "Empörung" auslöste, indem sie die Rechtslage schilderte

In der DDR war es - so habe ich mir sagen lassen - allgemein üblich, sich das Eine oder Andere, das man brauchte, aus seinem Betrieb zu "besorgen".

Die Betriebe waren schließlich volkseigen, und man selbst gehörte ja zum Volk. Man nahm sich also, recht betrachtet, nur etwas von seinem Eigentum. Und anders kam man in der Mangelwirtschaft ja auch an vieles gar nicht heran.

Auch zum Zwecks des Tauschs diente das "Besorgen"; um auf diesem Weg an knappe Güter zu gelangen, zu denen wiederum ein anderer Zugang hatte. Auf die er also Zugriff hatte; im Rahmen des stillschweigend Geduldeten. So wusch eine Hand die andere.



Im Kapitalismus sind die Beschäftigten im allgemeinen nicht die Eigentümer des Betriebs, in dem sie arbeiten. Hier herrscht auch keine Mangel- und keine Tauschwirtschaft. Aber Zugang haben die Beschäftigten natürlich auch zu Vielem. Zu Arbeitsmaterialien, zu Waren. Also besteht auch hier die Möglichkeit des Zugriffs.

Weil diese Möglichkeit besteht, war und ist es in vielen Betrieben üblich, der Versuchung durch Regelungen zu begegnen, die den Beschäftigten legal etwas von den Produkten zukommen lassen, die sie herstellen. Bierbrauer und Winzer dürfen zum Beispiel den sogenannten "Haustrunk" zu sich nehmen. Beschäftigte in einer Tortenfabrik dürfen pro Woche ein Torte mit nach Hause mitnehmen; dergleichen.

Sofern eine solche Regelung nicht getroffen ist, haben die Beschäftigten Zugang zu Materialien und Waren, aber der Zugriff ist ihnen verwehrt. Daß sie sich daran halten, kann und will der Betrieb aber in der Regel nicht lückenlos überwachen. Er muß seinen Mitarbeitern folglich vertrauen.



Im zu Ende gehenden Jahr sind immer wieder Meldungen - offensichtlich von den Gewerkschaften lanciert - durch die Medien gegangen, wonach Mitarbeiter wegen "Bagatelldelikten" fristlos entlassen wurden. Weil sie von den Brötchen und Frikadellen gegessen hatten, die sie anrichten sollten. Weil eine Altenpflegerin sechs Maultaschen nach Hause mitgenommen hatte. Einen Überblick über diese und andere Fälle findet man im "Stern".

Berühmt wurde der "Fall Emmmely": Kaiser's kündigte einer Angestellten, weil sie sich einen Pfandbon im Wert von 1,30 Euro angeeignet hatte. Der Fall wurde von der Gewerkschaft groß herausgestellt und sozusagen zum Symbol für das Thema erhoben. Er paßte ja auch sehr schön in das Generalthema "Soziale Gerechtigkeit".



Zu solchen Fällen und dem Thema allgemein interviewte nun gestern die "Süddeutsche Zeitung" die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts (BAG) in Erfurt, Ingrid Schmidt. Eine Passage aus dem Interview, das D. Esslinger führte:
SZ: Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse von der SPD hat die Rechtsprechung der deutschen Arbeitsgerichte neulich barbarisch und asozial genannt. Er regt sich über etwas anderes auf: Dass man fristlos gekündigt werden darf, wenn man sechs Maultaschen mitnimmt.

Schmidt: Diese Kritik war völlig daneben. Seit Jahrzehnten sagt die Rechtsprechung: Diebstahl und Unterschlagung auch geringwertiger Sachen sind ein Kündigungsgrund. Es gibt in dem Sinne also keine Bagatellen. Jeder frage sich mal, wie viel er sich denn aus der eigenen Tasche nehmen lassen würde, bevor er reagiert. Wir Arbeitsrichter müssen aber prüfen, ob ein Arbeitgeber mit Recht sagen kann: Ich habe das Vertrauen in meinen Mitarbeiter verloren und will mich deshalb von ihm trennen. Oder wiegt das Interesse des Arbeitnehmers schwerer - sodass der Arbeitgeber angewiesen werden muss, den Mitarbeiter zu behalten?
Eine Auskunft also über die Rechtslage und der Hinweis darauf, daß die Arbeitsgerichte in jedem Einzelfall zwischen den Interessen von Arbeitnehmer und Arbeitgeber abwägen müssen.

Vernünftig genug, sollte man meinen. Aber diese sachliche Auskunft hat, man sollte es nicht glauben, einen "Sturm der Empörung" ausgelöst:
"Nicht zeitgemäß", echauffierte sich der grüne Rechtsexperte Jerzy Montag. "Eine ziemlich abgehobene Lebenswirklichkeit", diagnostizierte Gesine Lötzsch von der Linksfraktion. "Irritiert" gab sich die SPD-Abgeordnete Anette Kramme.
Früher ließ mancher Herrscher einem Boten den Kopf abschlagen, weil er eine schlechte Nachricht überbrachte. Heute wird eine Richterin dafür gescholten, daß sie die Rechtslage schildert, wie sie nun einmal ist. Basierend auf der ständigen Rechtsprechung des BAG.



Diese geht zurück auf das berühmte "Bienenstich- Urteil" vom 17.5.1984. Dessen Leitsatz lautet:
Auch die rechtswidrige und schuldhafte Entwendung einer im Eigentum des Arbeitgebers stehenden Sache von geringem Wert durch den Arbeitnehmer ist an sich geeignet, einen wichtigen Grund zur außerordentlichen Kündigung abzugeben. Ob ein solches Verhalten ausreicht, eine außerordentliche Kündigung zu rechtfertigen, hängt von der unter Berücksichtigung der konkreten Umstände des Einzelfalls vorzunehmenden Interessenabwägung ab.
Nichts anderes hat Ingrid Schmidt in den Interview gesagt, das jetzt "Empörung" auslöst.

Und wenn Sie ein wenig Zeit haben und sich einmal ansehen wollen, mit welcher Sorgfalt die Arbeitsgerichte zwischen den Interessen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer abwägen, dann lesen Sie einmal eines dieser beiden Urteile, oder beide:

Im einen Fall (Urteil des BAG vom 12. 8. 1999) geht es um einen Zug- Steward bei der Deutschen Bahn, der zwei Packungen Schinken, eine Dose Pflanzenöl sowie drei Porzellantassen nach Dienstschluß hatte mitgehen lassen.

Der zweite Fall (Urteil des Landesarbeitsgerichts Baden- Württemberg vom 20. 10. 2004) betrifft eine Hotelangestellte, die sich verbotswidrig mit hoteleigenem Kaffee bedient hatte.

Beide wurden fristlos entlassen. Im ersten Fall bestätigte das BAG die Rechtmäßigkeit; im zweiten Fall wurde eine fristgemäße (ordentliche) Kündigung für angemessen gehalten.

Auf den ersten Blick mag das ebenso gegen Ihr Rechtsempfinden verstoßen wie eine Kündigung wegen sechs Maultaschen.

Aber lesen Sie die Urteile oder werfen Sie wenigstens einen Blick hinein. Dann verstehen Sie nicht nur, mit welcher Akribie die Arbeitsgerichte entscheiden, sondern Sie lernen auch die näheren Umstände der Fälle kennen, die diese Entscheidungen nachvollziehbar machen. Vermutlich auch für Ihr Rechtsempfinden.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Statue der Justitia am Rathaus von Antwerpen. Ihre Augen sind nicht verbunden. Foto: belgiancholocate; unter Creative Commons Attribution 2.0 License freigegeben.

29. Dezember 2009

Zitat des Tages: "Der Iran wird das Jahr 2010 beherrschen". Ein Jahr Iran-Politik des Präsidenten Obama

One way or the other, Iran will dominate 2010. Either there will be an Israeli attack or Iran will arrive at -- or cross -- the nuclear threshold. Unless revolution intervenes. Which is why to fail to do everything in our power to support this popular revolt is unforgivable.

(So oder so - der Iran wird das Jahr 2010 beherrschen. Entweder gibt es einen israelischen Angriff, oder der Iran wird an der nuklearen Schwelle ankommen oder sie überschreiten. Es sei denn, daß eine Revolution dazwischenkommt. Deshalb ist es unentschuldbar, nicht alles in unserer Macht Stehende zu tun, diese Revolte des Volks zu unterstützen.)

Charles Krauthammer in seiner akutellen Kolumne in der Washington Post.


Kommentar: Krauthammer überschreibt seine Kolumne "2009: The year of living fecklessly" - 2009, ein mit Inkompetenz zugebrachtes Jahr.

Krauthammers These: Die USA hätten das Jahr 2009 mit einer inkompetenten Politik genüber dem Iran verbracht, was für 2010 unweigerlich zu einer Zuspitzung der Lage führen müsse.

In der Tat: Obama hat dem Iran Avancen gemacht, die brüsk zurückgewiesen wurden. Er hat "die Hand ausgestreckt", den Islam gepriesen, hat einen freundlichen Brief geschrieben. Die Reaktion war die "Einladung des Iran an Obama, seine neue Regierung zu demütigen", wie die Washington Post im April in einem Editorial schrieb; siehe "Der Iran lädt Obama ein, sich zu demütigen"; ZR vom 22.4. 2009.

Er hat sogar nach undementierten Berichten dem Ayatollah Chamenei Anfang Mai dieses Jahres einen Brief geschrieben, in dem er eine "Kooperation in regionalen und bilateralen Fragen" vorschlug und dem Regime - jedenfalls laut dem bekanntgewordenen Entwurf des Schreibens - Zusicherungen gab, daß Washington nicht seinen Sturz betreiben werde. Siehe hierzu Richard Herzinger zur Lage im Iran; ZR vom 25. 6. 2009 sowie die Belege dazu in Zettels kleinem Zimmer.

Den Hardlinern in Teheran erschienen solche Gesten naturgemäß nur als Zeichen der Schwäche. Sie haben darauf mit Hohn und Ablehnung reagiert.

Dann hat Obama - wie der freundliche Lehrer, dem die Schüler auf der Nase herumtanzen und der irgendwann durchzugreifen versucht - sich plötzlich aufs Drohen verlegt. Er hat im Juli dem Iran einen Termin gesetzt, wonach "Iran faces a September deadline to show good- faith efforts to halt its nuclear weapons program"; wonach dem Iran der September als äußerster Termin dafür gesetzt ist, guten Willen zu zeigen, sein Atomwaffen- Programm zu stoppen.

Der Iran hat, wie Krauthammer drastisch schreibt, darauf "gespuckt" und erklärt, er werde sein Programm fortsetzen, bis die USA ihre Atomwaffen vernichtet hätten. Teheran war von dieser Drohung so beeindruckt, daß man eine Rakete getestet hat, die mit einem nuklearen Sprengkopf Israel und Europa erreichen kann, und daß die Anreicherung von Uran in bisher geheimen Anlagen vorangetrieben wurde.



Das ist die eine Seite von Obamas Iran-Politik: Erst Anbiederung an das Regime, dann zahnlose Drohungen. Die andere Seite ist, daß die einzige Hoffnung auf einen friedlichen Iran - ein Sieg der Opposition über die Klerikalfaschisten - von Washington keinerlei Unterstützung erfahren hat.

Das Verhalten des Präsidenten, als im Juni die Iraner sich von dem Regime zu befreien suchten, habe ich damals als beschämend bezeichnet; siehe "Der Unterschied zwischen Ahmadinedschad und Mussawi ist gar nicht so groß"; ZR vom 21. 6. 2009.

Er hat kein Wort der Unterstützung gefunden, solange die Opposition eine Chance gehabt hatte. Erst als der Aufstand niedergeschlagen war, vergoß er Krokodilstränen. Dabei wäre eine solche Unterstützung von außen - Krauthammer analysiert es im einzelnen - für die Opposition von großer Wichtigkeit gewesen.

Das war nicht nur, wie ich damals angemerkt habe, ein Mangel an moralischem Rückgrat eines Präsidenten, der ständig die Moral im Munde führt. Es war dazu auch noch dumm aus der Sicht der Interessen der USA.

Denn, wie Krauthammer jetzt schreibt:
Forget about human rights. Assume you care only about the nuclear issue. How to defuse it? (...) The only real hope is regime change. The revered and widely supported Montazeri had actually issued a fatwa against nuclear weapons.

And even if a successor government were to act otherwise, the nuclear threat would be highly attenuated because it's not the weapon but the regime that creates the danger. (Think India or Britain, for example.) Any proliferation is troubling, but a nonaggressive pro-Western Tehran would completely change the strategic equation and make the threat minimal and manageable.

Lassen wir einmal die Menschenrechte beiseite. Nehmen wir einmal an, es ginge nur um das nukleare Thema. Wie es entschärfen? (...) Die einzige Hoffnung ist ein Wechsel des Regimes. Der verehrte und breit unterstützte Montazeri hatte sogar eine Fatwa gegen Atomwaffen verkündet.

Und selbst wenn eine neue Regierung sich hieran nicht halten würde, wäre die nukleare Bedrohung erheblich verringert, denn es ist nicht die Waffe, sondern das Regime, das die Gefahr schafft. (Man denke zum Beispiel an Indien und England). Jede Ausbreitung von Atomwaffen ist besorgniserregend, aber ein nicht aggressives, prowestliches Teheran würde die strategische Gleichung völlig verändern und die Bedrohung minimal und beherrschbar machen.

Die Außenpolitik der USA wird gegenwärtig von einem ehemaligen Sozialarbeiter und einer Ministerin geleitet, deren Gebiet als Senatorin Gesundheit und Soziales gewesen waren. Sie versuchen sich mal in der Freundlichkeit, die solche professionellen Ausrichtungen mit sich bringen; mal schalten sie auf das um, was sie für "Härte" halten. Unterstützt werden sie dabei von einem diplomatischen Corps, das sich zu erheblichen Teilen aus ehemaligen Spendensammlern für Obamas Wahlkampf rekrutiert; siehe Aber der Barack, der läßt sie nicht verkommen; ZR vom 29. 10. 2009.

Was den Weltfrieden, was jedenfalls den Frieden im Nahen Osten angeht, kann einem für das Jahr 2010 dank der Politik des Nobelpreisträgers schon angst und bange werden.



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28. Dezember 2009

Kallias' Zwischenkommentare: Klarheit über den Nutzen der Schweinegrippeimpfung

Vorgestern erklärte Anke Martiny, Vorstandsmitglied der Antikorruptions-Organisation Transparency International, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press, zur Schweine­grippe­impfung:
DAPD: Kann man so weit gehen zu sagen, es gibt eine Massen­impfung, die weniger der Bevölkerung nützt als der Pharma­industrie?

Martiny: Bei der Schweine­grippe habe ich den deutlichen Verdacht, dass es im Wesentlichen den Anbietern der Impfstoffe genützt hat.
Was für eine Erkenntnis! Wenn es nicht brennt, nützt der Kauf des Feuerlöschers im Wesentlichen dem Feuer­löscher­hersteller - und diese Platitüde begründet einen "Verdacht" gegen die Pharma­industrie?
Impfen ist ja grundsätzlich vernünftig. Aber man braucht das Vertrauen der Bevölkerung.
Da erweist sie sich als "Nudgerin". Anke Martiny, als SPD-Politikerin und freie Publizistin ist freilich in der Lage zu erkennen, was vernünftig ist. Der Rest von uns kann das nicht. Uns bleibt nur unser schwächliches "Vertrauen", das ach wie leicht untergraben werden kann:
Wenn man, wie im Fall der Schweine­grippe, eine Sache katastrophen­mäßig aufbauscht, die sich hinterher als Papier­tiger entpuppt, dann untergräbt man dieses Vertrauen.
Und wenn man eine Sache herunterspielt, die sich dann als katastrophal erweist, baut man etwa das Vertrauen auf?

Sie geht gar nicht so weit und behauptet, die Ständige Impf­kommission, das Robert-Koch-Institut oder die General­direktorin der WHO hätten den - bislang un­spektakulären - Verlauf der Grippe­pandemie vorausgesehen, und nur aufgrund ihrer Be­ziehungen zur Pharma­industrie die Warnungen und Em­pfehlungen geäußert. Ein wenig sagt sie es aber doch; denn "aufbauschen" kann man ja nur etwas, dessen Un­bedeutend­heit einem klar ist.

Bei der Transparenz, die sie hier als Vertreterin von Transparency International fordert, scheint es sich weniger um die Offen­legung von Interessen zu handeln, sondern mehr um jene Durch­sichtigkeit, die man bei Kristall­kugeln findet.



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Das wache und das träumende Jahrzehnt (Kallias)

Gestern hat Zettel die 90er-Jahre als Zeit des "Atemholens" bezeichnet; das vergangene Jahrzehnt der "Nuller"-Jahre sei "unein­heitlich und wider­sprüchlich" gewesen - politisch rotgrün am Anfang, schwarzgelb am Ende: ja, das sieht in der Tat nach einem Umbruch aus.

Um das Jahrzehnt nun aber doch in ein Bild zu fassen, hilft der Vergleich mit dem vorangegangenen, das ich als eine Übergangsperiode ansehe, und also das Nuller-­Jahrzehnt als das erste eines neuen Zeitalters.

Die Zeit nach dem Mauerfall war vom Schutt des zusammengebrochenen Kommunismus geprägt: der Aufbau Ost, die Stasi-Debatte, die Osterweiterung der EU, die Bürgerkriege an den Rändern des früheren sowjetischen Reiches. Man war in Deutschland mit der Vergangenheit beschäftigt, konkret mit der Hinterlassenschaft des marxisti­schen Bankrotts und imaginär mit der Deutung des Dritten Reichs. Beides, die kommunistische Gegen­wart und die national­sozialistische Vergangen­heit hat West­deutschland seit dem Krieg unablässig beschäftigt: Teilung, Kalter Krieg, Mauerbau, Entspannungspolitik, Honeckerkult, Mauerfall - NS-Prozesse, neulinke Faschismus­theorie, Holocaust-Vierteiler, Weizsäcker­rede, Historikerstreit, Knopp-Dokus, Ent­schädigungen. All das lief in den 90er-Jahren aus.

Seit zehn Jahren interessiert man sich weniger für die Vergangen­heit, sondern weit mehr als je zuvor für die Gegenwart, für die Situation des Landes in der Welt von heute. (Was, nebenbei gesagt, als Nebenfolge den Wiederaufstieg der kommunisti­schen Partei sehr begünstigt hat, die sich jetzt in der Gegen­wart verstecken kann.) Die Veränderungen der Welt­wirtschaft erzwingen in den alten Industrie­ländern einen Strukturwandel, den man in den 90er-Jahren schon ahnte, mit dem man sich aber noch nicht massiv befassen musste. Die kraftlose Kohl­regierung konnte die wachsenden Probleme noch vor sich herschieben. Daher beließ man es bei einer Debatte, jener "neoliberalen Reform­diskussion", die den Linken bis heute schwer im Magen liegt. Diese Diskussion ist beendet, die Linke hat die kulturelle Hege­monie wieder fest in Händen. Doch die schweigende Mehrheit hat sich unterdessen souverän vom Einfluß der Medien abgekoppelt, was diesen bei den letzten Bundestags­wahlen aufgefallen sein muß; daher sind selbst dort Veränderungen möglich. Die Sloterdijk-Debatte und Fleisch­hauers Bestseller sind vielleicht ein Vor­geschmack davon.

Und endlich folgten in diesem Jahrzehnt den Worten politische Taten. Nach der letzten "Noch-ist-Sommer"-Wahl 2002 kam Hartz IV als böse Überraschung, als lauter Wecker: plötzlich wurde es ernst, und die meisten, die nicht für den Rest des Lebens abgesichert sind, dürften inzwischen wach geworden sein. Am anderen Ende der Hierarchie hat sich zugleich ein welt­läufiges Groß­bürgertum etabliert, das so selbstverständlich mit Milliarden jongliert, wie man früher mit Millionen gespielt hat. Die Wirtschaft hat sich globalisiert, die alten Strukturen eines "rheinischen Kapitalismus" sind weitgehend auf­ge­löst.

Der raben­schwarze Pessimismus der Jüngeren dürfte ebenfalls damit zu tun haben, daß sie sich die Probleme genauer ansehen und weniger für selbstverständlich nehmen als früher. Die deutsche Industrie verdient im Ausland ganz von alleine Unsummen, die man nur noch edlen Zwecken dienstbar machen muß? So einfach denken heute nur noch wenige.

So scheint mir also das letzte Jahrzehnt ein Zeitalter des Umsichsehens gewesen zu sein: In was für einer Welt befinden wir uns heute? Und was folgt daraus für uns? Fragen wie diese haben die früheren abgelöst: Wer sind wir? Und welche guten Taten warten nur darauf, daß wir sie als erste tun?

So ist das Taggesicht der Nullerjahre: sehr wach, sehr illusionslos.

Das deutsche Nachtgesicht hingegen träumt den grünen Traum: schon in den 90er-Jahren wurde Nord­deutschland mit Windrädchen zugebaut, schon damals tauchten die ersten Bioprodukte in den Supermärkten auf, doch erst in diesem Jahr­zehnt kam der breite Durchbruch mit dem Atom­ausstieg, dem EEG, dem Klima­schutz. Nach den preiswerteren Nichtbio-Lebens­mitteln muß man allmählich suchen. Und seit irgendwer fantasie­voll argumentierte, der Klima­schutz würde weniger kosten als der Klima­wandel, sind alle Dämme gebrochen, sind wir ein einig Volk von Grünen.

Das mag ebenso komisch wirken wie teuer sein.

Aber vielleicht ist es ja nicht einmal der verkehrteste Traum, denn irgendwie ist er ja doch mit der Wirk­lichkeit verknüpft: in einer Welt, in der bald drei oder vier Milliarden Menschen im Wohl­stand leben werden, werden Umwelt­fragen eine immer größere Rolle spielen - und dann auch rational bearbeitet werden; womöglich sogar von uns Träumern.



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27. Dezember 2009

Die Nuller - ein widersprüchliches, ein uneinheitliches Jahrzehnt. Nebst einem Kurzrückblick auf vergangene Jahrzehnte

Solange man im Wald steckt, sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, notwendigerweise. Als einen Wald, der eine bestimmte Lage hat, einen Gesamtcharakter, kann man ihn erst sehen, wenn man aus ihm heraus ist und sich in einiger Entfernung befindet.

Mit den Jahrzehnten ist es wohl ähnlich. Von den vergangenen haben wir ein Bild: den wilden Zwanzigern, den totalitären Dreißigern, von den entsetzlichen Vierzigern, vom Wirtschaftswunder der Fünfziger.

Von den Sechzigern, an deren Anfang es zu gären begann, bis an ihrem Ende alles in Gärung war. An ihrem Anfang trugen die Studenten Schlips oder Fliege und redeten sich mit "Sie" an. An ihrem Ende zogen viele von ihnen zottelbärtig und in der "Parka" durch die Straßen.

Vom Tanz auf dem Vulkan der Siebziger: Einerseits der Ölschock und die Bedrohung durch den Terrorismus. Andererseits eine Zeit der Befreiung - beispielsweise in der Sexual- Gesetzgebung -, eine Zeit der Reformen. Ein Jahrzehnt, in dem es so bunt zuging wie nie zuvor. Die Autos waren damals knallbunt, die Modefarben hießen "Schockfarben", und die Tapeten zeigten eine grelle Ornamentik.

In den Achtzigern hatte man sich ausgetobt. Es war ein sozusagen gesetztes Jahrzehnt. In mancher Hinsicht eine Wiederholung der Fünfziger unter dem Adenauer- "Enkel" Kohl. "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt" sangen Geier Sturzflug 1983. Wie die Fünfziger war dieses konservative Jahrzehnt begleitet von Aktionen der Linken; damals waren es die Ostermarschierer, jetzt die Friedensbewegung und die Gegner der friedlichen Nutzung der Atomkraft.

Die Neunziger waren als das Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung eine Periode gewissermaßen des Atemholens. Wir waren mit dem Aufbau Ost beschäftigt. Die Regierung Kohl wirkte zunehmend müde und verbraucht. Die Notwendigkeit von Reformen, um Deutschland fit zu machen für die Globalisierung, wurde zunehmend erkannt, aber Oskar Lafontaine blockierte über den Bundesrat.



Und jetzt das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts? Die Nuller, wenn man dieses etwas seltsam klingende Wort verwenden will?

Ich weiß nicht, ob es mir nicht nur wegen des Noch- im Wald- Effekts nicht gelingen will, ihre Konturen wahrzunehmen. Vielleicht gibt es auch keine einheitlichen Konturen; zu verschieden waren die erste und zweite Hälfte dieser Dekade.

Es war ein Jahrzehnt mit zwei Kanzlern und drei Koalitionen. In seiner ersten Hälfte versuchten gealterte Achtundsechiger, auf ihre alten Tage sich noch die Träume ihrer Jugend zu erfüllen; freilich mit einem kräftigen Schuß Zynismus. Keine der fälligen Reformen wurde angegriffen; stattdessen das Wolkenkuckucksheim eines "rot- grünen Projekts" präsentiert. Es breitete sich eine Stimmung der Lähmung aus.

Am Ende dieser Regierung war Deutschland auf dem Weg zum "Kranken Mann Europas". Den freilich Schröder in letzter Minute mit der "Agenda 2010" zu kurieren versucht hat.

Er hat damit das Notwendige getan. Aber er hat es ohne jede Vorbereitung innerhalb seiner Partei, sondern par ordre du Mufti getan; wie ein Zar, der per Ukas regiert. Damit hat er die Kommunisten stark gemacht und seine Partei an den Rand der Bedeutungslosigkeit gebracht.

Die zweite Hälfte des Jahrzehnts war ganz anders. Die Große Koalition, der man bei ihrer Bildung wenig zugetraut hatte, regierte solide und brachte Deutschland wieder auf Erfolgskurs. Die nüchterne, pragmatische, effiziente Kanzlerin Merkel war ein Glücksfall.

Die Wirtschaftskrise hat sie (bisher) besser gemeistert als die meisten ihrer Amtskollegen in den anderen Ländern. Deutschland wird im Ausland wieder bewundert, ganz anders als zur Zeit des Basta- Kanzlers.

Wie es in der neuen Koalition weitergehen wird, das ist nach wenigen Monaten noch ganz offen. Bisher hat sich nicht das gehalten, was viele - auch ich - sich von ihr erhofft hatten: Die Dynamik eines liberalkonservativen Neuanfangs.

Aber vielleicht ist dafür einfach noch nicht die Zeit. Wir stecken noch immer mitten in der Weltwirtschaftskrise. Im Sturm man muß man ein Schiff zunächst einmal sichern, statt es volle Kraft voraus fahren zu lassen.



Ein widersprüchliches, ein uneinheitliches Jahrzehnts also. Eine Dekade, die mir dadurch gekennzeichnet zu sein scheint, daß es für sie keine einheitliche Charakterisierung gibt.

So sieht es mir aus, in den Wald von dessen Rand aus hingeblickt. Vielleicht wird es aus größerem Abstand anders aussehen.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Herodot, der Vater der Geschichtsschreibung. Römische Kopie einer griechischen Porträtstatue aus dem frühen vierten vorchristlichen Jahrhundert. Von der Fotografin Marie-Lan Nguyen in die Public Domain gestellt.

26. Dezember 2009

Marginalie: Der mutige Passagier auf Flug 253

Von den Berichten über den vereitelten Anschlag auf den Flug 253 von Northwestern/Delta beim Landeanflug auf Detroit hat aus meiner Sicht CBS News die richtige Schlagzeile gefunden: "Passengers Help Foil Attempted Terror Plot" - Passagiere helfen, einen versuchten Terroranschlag zu vereiteln.

Bei dem Fall ist noch vieles ungeklärt, vor allem, ob Umar Farouk Abdul Mutallab Verbindungen zur Kaida hatte oder nicht.

Aber daß ein Passagier, ein junger Mann, den Attentäter, als er versuchte, seine Sprengladung oder seinen Brandsatz zu zünden, ansprang und dabei selbst verletzt wurde, scheint festzustehen.

Sein Name ist bisher noch nicht bekannt. Ich hoffe, wir erfahren bald mehr über diesen Mann, der in einer gefährlichen Situation einen ungewöhnlichen Mut bewies und damit möglicherweise eine Katastrophe verhinderte.

CNN meldet eben, daß der Attentäter auf einem Fensterplatz saß und damit, wäre sein Anschlag gelungen, unter Umständen ein Stück der Bordwand hätte wegsprengen oder beschädigen können.

Ob noch weitere Passagiere beteiligt waren, ist im Augenblick unklar. Der noch anonyme junge Mann jedenfalls ist für mich einer Männer des Jahres 2009.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.

Zitat des Tages: "Zum ewigen Frieden". Kant erklärt, warum die UNO nicht funktionieren kann. Nebst einer Bemerkung über ein holländisches Gasthaus

Nun hat aber die republikanische Verfassung, außer der Lauterkeit ihres Ursprungs, aus dem reinen Quell des Rechtsbegriffs entsprungen zu sein, noch die Aussicht in die gewünschte Folge, nämlich den ewigen Frieden; wovon der Grund dieser ist. —

Wenn (wie es in dieser Verfassung nicht anders sein kann) die Beistimmung der Staatsbürger dazu erfordert wird, um zu beschließen, "ob Krieg sein solle, oder nicht", so ist nichts natürlicher, als daß, da sie alle Drangsale des Krieges über sich selbst beschließen müßten (als da sind: selbst zu fechten; die Kosten des Krieges aus ihrer eigenen Habe herzugeben; die Verwüstung, die er hinter sich läßt, kümmerlich zu verbessern; zum Übermaße des Übels endlich noch eine, den Frieden selbst verbitternde, nie (wegen naher immer neuer Kriege) zu tilgende Schuldenlast selbst zu übernehmen), sie sich sehr bedenken werden, ein so schlimmes Spiel anzufangen:

Da hingegen in einer Verfassung, wo der Untertan nicht Staatsbürger, die also nicht republikanisch ist, es die unbedenklichste Sache von der Welt ist, weil das Oberhaupt nicht Staatsgenosse, sondern Staatseigentümer ist, an seinen Tafeln, Jagden, Lustschlössern, Hoffesten u. d. gl. durch den Krieg nicht das mindeste einbüßt, diesen also wie eine Art von Lustpartie aus unbedeutenden Ursachen beschließen, und der Anständigkeit wegen dem dazu allezeit fertigen diplomatischen Korps die Rechtfertigung desselben gleichgültig überlassen kann.


Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden (1795). Das Zitat ist aus dem Zweiten Abschnitt, Erster Definitivartikel.


Kommentar: Im ersten Teil seines Aufsatzes untersucht Kant, wie ein ewiger Frieden beschaffen sein müßte (zum Beispiel darf Frieden nicht in der Absicht geschlossen werden, den Krieg später wieder aufzunehmen. Zum Beispiel darf kein Staat Gebietsansprüche an einen anderen erheben). Im zweiten Teil analysiert er, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ein so beschaffener ewiger Frieden erreicht werden kann.

An erster Stelle nennt er das, was ich zitiere, die "republikanische Verfassung"; wir würden heute sagen: den demokratischen Rechtsstaat mit Gewaltenteilung und einem frei gewählten Parlament.

Nur zwischen solchen Staaten ist, sagt Kant, der ewige Frieden möglich. Aber dies ist nur eine notwendige, noch nicht eine hinreichende Voraussetzung. Hinzu muß treten: "Das Völkerrecht soll auf einen Föderalismus freier Staaten gegründet sein":
Die Ausführbarkeit (objektive Realität) dieser Idee der Föderalität, die sich allmählich über alle Staaten erstrecken soll, und so zum ewigen Frieden hinführt, läßt sich darstellen. Denn wenn das Glück es so fügt: daß ein mächtiges und aufgeklärtes Volk sich zu einer Republik (die ihrer Natur nach zum ewigen Frieden geneigt sein muß) bilden kann, so gibt diese einen Mittelpunkt der föderativen Vereinigung für andere Staaten ab, um sich an sie anzuschließen, und so den Freiheitszustand der Staaten, gemäß der Idee des Völkerrechts, zu sichern, und sich durch mehrere Verbindungen dieser Art nach und nach immer weiter auszubreiten.
So hellsichtig, so modern dachte Kant. Diktaturen - das heutige Äquivalent der absoluten Monarchien seiner Zeit - sind inhärent nicht friedensfähig. Zweitens genügen keine Vereinbarungen und Verträge, um Kriege zu verhindern; denn diese können gebrochen werden. Nur Föderalismus - der Zusammenschluß von Staaten - kann Krieg dauerhaft verhindern.

In der heutigen UNO gibt es viele Staaten, die keine demokratischen Rechtsstaaten sind. Sie ist keine Föderation, sondern eher so etwas wie eine ständige Weltkonferenz mit einer angeschlossenen aufgeblähten Bürokratie. Sie hat uns dem ewigen Frieden keinen Schritt näher gebracht.

Natürlich standen Kant, auch wenn er das nicht ausdrücklich sagt, die Vereinigten Staaten von Nordamerika vor Augen. Deren Verfassung war 1788, sieben Jahre vor dem Erscheinen seines Artikels, ratifiziert worden.

Es gab den Rückschlag des Sezessionskriegs; aber seither ist ein Krieg zwischen den Staaten der USA undenkbar; ebenso wie ein Krieg zwischen Staaten der Europäischen Union. Der demokratische Rechtsstaat und föderative Strukturen sind die beiden Voraussetzungen für einen ewigen Frieden. Kant hat es vorhergesagt.



Von einem "Kriegsvölkerrecht" hielt Kant nichts; und er wurde bei diesem Thema geradezu sarkastisch:
Bei dem Begriffe des Völkerrechts, als eines Rechts zum Kriege, läßt sich eigentlich gar nichts denken (weil es ein Recht sein soll, nicht nach allgemein gültigen äußern, die Freiheit jedes einzelnen einschränkenden Gesetzen, sondern nach einseitigen Maximen durch Gewalt, was Recht sei, zu bestimmen), es müßte denn darunter verstanden werden: daß Menschen, die so gesinnet sind, ganz recht geschieht, wenn sie sich unter einander aufreiben, und also den ewigen Frieden in dem weiten Grabe finden, das alle Greuel der Gewalttätigkeit samt ihren Urhebern bedeckt.
Damit knüpft er an den Beginn seines Aufsatzes an. Den Titel hat er nämlich, wie er am Anfang schreibt, dem Namen eines holländischen Gasthauses "Zum ewigen Frieden" entnommen; so, wie Gasthäuser "Zum Adler" oder "Zur schönen Aussicht" heißen.

Entlehnt hat er ihn dem "Schilde jenes holländischen Gastwirts, worauf ein Kirchhof gemalt war".



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25. Dezember 2009

Zitat des Tages: "Wie bringt man es den Menschen bei?" Über "geschickte Psychologie" und die Machtphantasien von Intellektuellen

Egal, ob die Welt mitzieht – Deutschland profitiert von einer Ökowende. Bloß, wie bringt man das den Menschen im Alltag bei?

Vorspann zu einem Artikel von Uwe Jean Heuser in der aktuellen Ausgabe der "Zeit".


Kommentar: Bloß, wie bringt man es Intellektuellen wie Heuser bei, daß sie kein Recht haben, "den Menschen" ("unseren Menschen" hieß es noch entlarvender in der DDR) irgend etwas "beizubringen"?

Ich empfehle den Artikel von Heuser ("Die Botschaft lautet: Grüner leben") zur Lektüre, weil er vom ersten bis zum letzten Satz zeigt, welche Versuchung das Thema "Klimawandel" für Intellektuelle bietet, auf eine von ihnen als selbsternannten Lehrern gesteuerte Gesellschaft hinzuarbeiten. Kostprobe:
Aber wie geht das, wie leitet man eine Verhaltens- und damit auch eine Haltungswende ein? (...) Der Ökonom Richard Thaler aus Chicago ist so eine Art James Hansen der Verhaltensforschung. Nudge nennt er sein Konzept – die Menschen mit geschickter Psychologie "anstupsen", damit sie sich wenden.
Mit geschickter Psychologie.

Nicht nur Wolfgang Harich war ein Prophet solcher Bestrebungen, sondern auch der Psychologe B.F. Skinner. In dem utopischen Roman "Walden Two" beschreibt er eine Gesellschaft, "based on principles of behaviorism, the idea that human behavior can be controlled by manipulating contingencies of reward and, to a lesser extent, punishment" - eine Gesellschaft auf der Grundlage des Behaviorismus, der Idee, daß das Verhalten kontrolliert werden kann, indem man die Bedingungen für Belohnung und, in geringerem Ausmaß, für Bestrafung manipuliert.

Und wer tut das? In Skinners utopischer Gesellschaft gibt es sechs "Planer" und eine Reihe von "Managern". Nicht gewählt, sondern kraft ihrer Fähigkeiten in diese Positionen gelangt. Ausscheidende Planer werden von den Planern durch Kooptierung ersetzt. Manager arbeiten sich hoch, kraft ihrer überragenden Fähigkeiten.

Die Gesellschaft wird also von Intellektuellen gesteuert. Von Leuten wie Harich, Skinner, Heuser.



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24. Dezember 2009

Realität in acht Päckchen (7): Erkenntnistheorie und Wahrnehmungspsychologie

Diese Serie begann vor einem Jahr. Es soll eine Serie zu Feiertagen sein; deshalb habe ich sie damals zu Ostern fortgesetzt.

Es geht um die Frage, was Realität ist. Also geht es auch darum, was Irrtum und was Täuschung ist. Bis Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Johann Gottlieb Fichte es hinwegzauberten, indem sie Geist und Realität eins werden ließen, hatte sich die nachcartesianische Philosophie an dem Problem abgearbeitet, wie wir uns, in Anbetracht der Existenz von Täuschung, der Realität versichern können.

Eine häufige Argumentationsfigur bestand darin, die Möglichkeit der Täuschung im Ganzen anhand der Möglichkeit von Täuschungen im Einzelfall zu demonstrieren. Das führte dazu, daß der Analyse von Wahrnehmungstäuschungen breiter Raum gegeben wurde.

Am glanzvollsten hat das vielleicht Nicolas de Malebranche in der "Recherche de la vérité" durchgeführt. Wenn wir uns bei der Wahrnehmung der Entfernung von Gegenständen, der Größe des Mondes und so weiter täuschen können, wer sagt uns dann, daß nicht unsere gesamte Wahrnehmung Täuschung ist?

Wenn uns Tiefe und Körperlichkeit (3D würden wir heute sagen) gar nicht unmittelbar gegeben sind, sondern sie durch schnelle, unbewußte Urteilsprozesse (durch das jugement naturel) erst ermittelt werden müssen, wie können wir dann sicher sein, daß diese Urteile nicht falsch sind?

Bei der Erörterung dieser Fragen entwickelte Malebranche eine Psychologie der Wahrnehmungstäuschung, die in mancher Hinsicht die Wahrnehmungspsychologie des 19. Jahrhunderts, insbesondere die von Helmholtz geprägte, vorwegnahm: Wahrnehmung ist Konstruktion. Sie funktioniert wie das Denken, nur unbewußt. Einen "unbewußten Schluß" hat das Helmholtz genannt.

Malebranches Überlegungen beleuchten damit eine interessante Parallele zwischen dem erkenntnistheoretischen und dem psychologischen Aspekt des Täuschungsproblems:

Für die Erkenntnistheorie sind Täuschungen von Interesse, weil sie zeigen, daß man sich seiner Sinne nicht sicher sein kann. Damit stellen sie deren Zuverlässigkeit generell in Frage. Für die Wahrnehmungspsychologie waren und sind optische Täuschungen bedeutsam, weil man erwartet, daß ihre Erklärungen zugleich Einsichten in allgemeinere Mechanismen der Wahrnehmung erbringen werden.



In beiden Forschungstraditionen wird unterstellt, daß Täuschungen wie andere Wahrnehmungen sind, nur daß sie aus bestimmten Gründen nicht zu einem der Realität entsprechenden Ergebnis führen.

In der modernen Wahrnehmungsforschung hat insbesondere James J. Gibson darauf hingewiesen, daß diese Voraussetzung aber möglicherweise gar nicht zutrifft. Die meisten optischen Täuschungen bestehen nur unter eingeschränkten Beobachtungsbedingungen.

Wenn man den ganzen Umfang optischer Information zur Verfügung hat, wie ihn die visuelle Welt liefert, wenn man sich in dieser Welt frei bewegen und wenn man die optische Information mit Information anderer Sinnesmodalitäten verknüpfen kann, dann entlarven sich die meisten Täuschungen als das, was sie sind.

Sie eignen sich deshalb, sagt Gibson, schlecht als Ausgangspunkte für ein funktionelles Verständnis der normalen Wahrnehmung. Man kann hinzufügen: Ebensowenig sagen uns diese Täuschungen etwas darüber, ob unsere sinnliche Erkenntnis überhaupt wahr oder irrtümlich ist. Der modus deficiens, der Ausnahmefall der Ermangelung, eignet sich nicht dazu, das Allgemeine zu belegen.

Eine konstitutive Bedingung für den Irrtum ist im Fall der optischen Täuschungen, daß das Wechselspiel zwischen Wahrnehmung und Handeln beeinträchtigt ist, in dem normalerweise die Wahrnehmung an der Realität überprüft wird.

Das gilt auch für zwei in früheren Folgen dieser Serie erwähnte Fälle kognitiver Repräsentationen, die nicht der Realität entsprechen, nämlich für den Traum und die Wahnwelt des Paranoikers.

Betrachtet man die Struktur der beiden kognitiven Welten, dann zeigt sich zwischen ihnen ein bemerkenswerter Unterschied.

Der Traum besitzt Eigenheiten, die Sigmund Freud unter der Bezeichnung "Primärvorgang" zusammengefaßt hat. Das Traumgeschehen unterliegt nicht den Gesetzen von Raum, Zeit und Logik. Jedenfalls an der Oberfläche - auf der Ebene des, wie Freud sagte, "manifesten Trauminhalts" - ist das Geschehen oft inkohärent, sprunghaft, gewissermaßen fahrig.

Personen wechseln ihre Identität; man befindet sich unversehens an einem anderen Ort; Tote leben wieder; in einem Raum ist plötzlich ein Gegenstand, der vorher nicht da war. Die Welt ist sozusagen aus den Fugen.

In der Sicht des Paranoikers ist hingegen die Welt nur allzu gut verfugt. Es gibt kaum Zufall. Das meiste, was in dieser Welt geschieht, ist kausal miteinander verknüpft; ist Teil eines geschlossenen Geschehens, hinter dem eine einheitliche Ordnung waltet - eine freilich gegen die betreffende Person gerichtete, sie bedrohende Ordnung.



Offenbar weichen die kognitiven Welten des Träumenden und des Paranoikers in zwei entgegengesetzte Richtungen von der realen Welt ab. Der einen mangelt es an der Regelhaftigkeit, die in der realen Welt herrscht. Die andere steckt voll zusätzlicher Regelhaftigkeit, die keine hinreichende Grundlage in der realen Welt hat.

Die kognitive Welt des Traums läßt Zusammenhänge außer acht, die in der realen Welt existieren. Die des Paranoikers konstruiert Zusammenhänge, von denen wir wissen, daß sie nicht existieren.

Gesunde Menschen im Wachzustand vermeiden beide Abweichungen von der Realität mit demselben Mittel, mit dem wir auch in der alltäglichen Wahrnehmung den meisten Irreführungen durch optische Täuschungen entgehen: Das Bild der Welt ist kein Konstrukt aus Sinnesdaten, die uns, wie die eidola des Demokrit (Bildchen die sich von den Gegenständen ablösen), zufliegen. Unser Bild der Welt entsteht vielmehr aus den Reafferenzen unseres Handelns.

Regelhaftigkeiten in der Welt werden entdeckt, wenn die antizipierte Folge einer Handlung auch tatsächlich eintritt. Zu Unrecht vermutete Regelhaftigkeiten entlarven sich dadurch, daß eine auf ihrer Grundlage vorhergesagte Folge ausbleibt. So erkennt man Täuschungen.

Unerwartete Folgen des Handelns führen dazu, daß neue Regelhaftigkeiten aufgedeckt werden. So entstehen kognitive Strukturen aus dem Wechselspiel von Antizipation, Handeln und Rückmeldung. Das ist in vielen psychologischen Theorien beschrieben worden; unter anderem von Sechenov, Piaget, Berlyne und Wolff.

Die Wahrnehmung ist wirklichkeitsgetreu, weil sie als sensomotorischer Vorgang sonst gar nicht möglich wäre. Realität ist keine beliebige kognitive Konstruktion, sondern sie ist das, worauf wir als Handelnde - im Wortsinn - stoßen.



Hier die Gliederung der Serie. Bereits erschienene Folgen sind jeweils verlinkt.
1. Eine Frage der "Zeit". Ein paar Happen Philosophie
2. Ein Alptraum. Vom Träumen überhaupt
3. Fiktion und Realität. Fiktive Realitäten
4. Realität als Konsens. Cues und distales Fokussieren
5. Postmoderne Toleranz. Postmoderne Intoleranz
6. Erkenntnis und Interesse. Fromme Lügen
7. Erkenntnistheorie und Wahrnehmungspsychologie
8. Wissenschaftliche Erkenntnis


Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen Folgen der Serie sowie eine Zusammenfassung finden Sie hier. Titelvignette: Alice im Wunderland. Frei, weil das Copyright erloschen ist.

23. Dezember 2009

Marginalie: Schumis Rückkehr. Ein pessimistischer Kommentar in zwei Teilen

Jetzt will er es also als Vierzigjähriger noch eimal versuchen.


Kommentar eins: In der Formel 1 ist nichts wichtiger als die Schnelligkeit der Informationsverarbeitung. Diese läßt ab ungefähr Mitte zwanzig nach.

Man kann das danach durch Erfahrung kompensieren, je nach Aufgabe. In vielen Bereichen ist Kenntnis wichtiger als Geschwindigkeit. Man tauscht Wissen gegen Schnelligkeit.

Ein Vierzigjähriger kann das nicht mehr in einem Sport, in dem allein zählt, wieviel an Informationen jemand wie schnell verarbeiten und in Motorik umsetzen kann.


Kommentar zwei: Spitzensportler haben eine kurze Karriere; das liegt in der Natur der Sache. In einem Alter, in dem viele erst richtig mit ihrer Karriere starten, sind sie also nicht mehr konkurrenzfähig.

Viele verkraften das nicht. Sie sind reich, immer noch prominent, aber ohne Erfolg. Björn Borg, Boris Becker.

Schumacher hätte Manager in einem Rennstall werden können, nach dem Prinzip Beckenbauer. Daß er sich jetzt noch mal hinter ein Lenkrad klemmt und diejenigen, die wie Vettel seine Söhne sein könnten, an sich vorbeiziehen läßt, ist traurig.

Es ist halt seine Entscheidung. Und vielleicht irre ich mich ja, und er trotzt dem Alter.



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Kurioses, kurz kommentiert: "Trägerrakete dockt an". Anmerkung zur Unwissenheit von Wissenschaftsredaktionen

Eine russische Trägerrakete mit drei Astronauten hat am Mittwoch erfolgreich an der Internationalen Raumstation (ISS) angedockt. (...) Die "Sojus"-Kapsel war am Montag vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus ins All gestartet.

Heute in RP Online über den aktuellen Flug zur ISS. Zuständig für die Meldung ist das Ressort "Wissen".


Kommmentar: Diese Redaktion "Wissen" ist so unwissend, daß man es kaum fassen kann. Eine Kapsel kann nicht starten, weil das nur eine Trägerrakete kann (oder ein Shuttle). Eine Trägerrakete kann nicht an der ISS andocken, weil sie dann längst verglüht ist.

Das lernt jeder Zehnjährige, der sich ein wenig für Raumfahrt interessiert. Aber eine Redaktion "Wissen" weiß es nicht.

Nun gut, Fehler kommen vor.

Aber wenn ein Redakteur eines Feuilletons Mozart zu einem Philosphen der Antike erklärte, dann würde man ihn dafür auslachen. Wenn hingegen eine Redaktion "Wissen" einen Schnitzer vergleichbaren Kalibers begeht, dann fällt es kaum jemandem auf.

Aufgefallen ist es Ungelt, dem ich die Anregung zu diesem KKK verdanke.



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22. Dezember 2009

Marginalie: Das historische Zentrum Berlins. Hinweis auf einen ungemein klugen Artikel

Hitler wollte Paris brennen lassen, aber der General Choltitz hat sich dem Befehl widersetzt. London wurde bombardiert, aber die Stadt blieb erhalten.

Berlin wurde weitgehend zerstört. Man hat es im Westen wieder aufzubauen versucht. Es ist so gut oder so schlecht gelungen, wie dies die Kaiser- Wlhelm- Gedächtniskirche symbolisiert, die Egon Eiermann als Ruine stehenließ und modern ergänzte. Im Osten wurde die Inhumanität des Sozialismus in Stein gehauen.

Nach der Wiedervereinigung hat man groß gebaut. Wer eine Fahrt über die Spree macht, der sieht das Feinste moderner Großarchitektur. Aber Städteplanung kann sich ja nicht nur auf Größe richten.

Über die Städteplanung für das Zentrum Berlins steht jetzt in der "Welt" ein ungemein kluger Artikel von Rainer Haubrich.

So gut kann Journalismus sein, wenn einer seine Sache versteht.



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Zitat des Tages: Het zeilmeisje oogt rustig. Lauras Heimkehr

Sint Maarten, 21 dec. De 14-jarige Laura Dekker zit vanmiddag half vier (Nederlandse tijd) op de luchthaven van Sint Maarten in afwachting van haar vlucht naar Curaçao. Vandaar zal ze doorvliegen naar Nederland. Laura is in gezelschap van een douanemedewerker en een politieagent. De douanemedewerker vliegt met haar mee.

Het zeilmeisje oogt rustig. Ze heeft een gitaarkoffer en een rugzak bij zich.


(Sint Maarten, 21. Dez. Die vierzehnjährige Laura Dekker befindet sich seit heute Mittag halb vier (niederländische Zeit) auf dem Flughafen von Sint Maarten in Erwartung ihres Flugs nach Curaçao. Von dort soll sie in die Niederlande weiterfliegen. Laura wird von einem Zöllner und einem Polizisten begleitet. Der Zöllner fliegt mit ihr mit.

Das Segelmädchen wirkt gelassen. Sie hat einen Gitarrenkoffer und einen Rucksack dabei.)

Gestern im NRC Handelsblad


Kommentar: Wie wäre Laura Dekker glücklicher geworden? Wenn sie ihr eigenes Leben hätte leben können, oder wenn sie jetzt, wie zu erwarten, in ein Heim gesteckt wird?



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21. Dezember 2009

Marginalie: Warum fährt der Eurostar nicht mehr?

Der Eurostar hat vorerst den Betrieb eingestellt. Das ist überall zu lesen.

Mich ärgern Meldungen, aus denen nicht hervorgeht, was eigentlich der Sachverhalt ist. Zum Beispiel diejenige, wonach die Züge des Eurostar im Eurotunnel steckenblieben, weil die Temperaturdifferenz zwischen der Kälte Nordfrankreichs und der Wärme im Tunnel zu groß war.

Ja und? Warum bleiben deshalb Züge stehen? Der Nouvel Observateur liefert jetzt die Erklärung:

Schnee dringt in die Ventilation der Züge ein, wenn sie durch Nordfrankreich fahren. Im Tunnnel schmilzt dieser Schnee rapide, und dadurch werden Kurzschlüsse im Antriebssystem ausgelöst.

Klingt bizarr. Aber so sagt es Pascal Sainson, der Betriebsdirektor von Eurotunnel.

Offenbar ist das System nicht für den Klimawandel ausgelegt.



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20. Dezember 2009

Zitat des Tages: Notstand in Washington

Sunday, December 20, 2009

A major storm that broke all records for a December snowfall buried the Washington area Saturday, forcing authorities to suspend public transportation, declare a state of emergency and plead with residents to stay home.


(Sonntag, 20. Dezember 2009.

Ein massiver Sturm, der alle Rekorde für Schnee im Dezember brach, deckte den Großraum Washington am Samstag zu. Das zwang die Behörden, den öffentlichen Nahverkehr einzustellen, den Notstand auszurufen und die Einwohner aufzufordern, zuhause zu bleiben.)

Aus der heutigen Washington Post.


Kommentar: Seit siebzig Jahren hat es so etwas im Großraum Washington nicht gegeben.

Ich bin gespannt, wann die ersten Klimaforscher uns erklären, daß die Kälte dieses Winters selbstredend nur eine Folge der globalen Erwärmung ist.



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19. Dezember 2009

Marginalie: Die historische Konferenz von Kopenhagen. Die Konturen des Jahrhunderts werden sichtbar

Man möchte ja immer gern wissen, wie das, was aktuell stattfindet, von künftigen Historikern bewertet werden wird.

Bei der Konferenz von Kopenhagen, die in der deutschen Presse als Desaster, als Fiasko bezeichnet wird, ging es natürlich nicht um das Weltklima. Es ging um die Machtverhältnisse in der Welt.

Sie war kein Fiasko, kein Desaster, diese Konferenz, sondern sie hat am Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts sichtbar gemacht, worum es in diesem Jahrhundert gehen wird. So wird sie, denke ich, von künftigen Historikern gesehen werden.

Mit dieser Konferenz hat der Machtkampf zwischen China und dem Abendland (nennen wir es so, also die USA und Europa ohne Rußland) begonnen. Nein, er ist natürlich schon seit Jahren im Gang. Aber jetzt fühlt sich China stark genug, ihn offen zu führen.



Diese Großmacht, die von Deutschland immer noch "Entwicklungshilfe" erhält (siehe Petra Pinzler denkt, und dann schreibt sie auch noch; ZR vom 6. 11. 2009), hat jetzt den Fehdehandschuh geworfen.

China hat sich in Afrika als Vormacht etabliert; in Jahrzehnten. Das begann mit dem Bau der Tazara Railway Anfang der siebziger Jahre. Dann hat China heimlich, still und leise seine Vormachtstellung ausgebaut; man kann das zum Beispiel hier nachlesen.

Parallel dazu hat sich China in Lateinamerika festgesetzt; einer der Brückenköpfe ist Venezuela (siehe Hugo Chávez' Weg in den Sozialismus: Allianz mit China, Repression im Inneren; ZR vom 11. 11. 2007).

Zugleich betreibt China eine gigantische Rüstung. Selten hat eine Macht in Friedenszeiten in wenigen Jahrzehnten derart aufgerüstet.

Jetzt, in Kopenhagen, hat China erstmals die Karten auf den Tisch gelegt. Der schwächste, der unfähigste amerikanische Präsident seit Jahrzehnten konnte kein Paroli bieten; er wollte es vielleicht auch gar nicht. Europa kann China ohnehin nichts entgegensetzen.

Wieviele Divisionen hat die Europäische Kommission?



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Zitat des Tages: "Schneidende Kälte"

Winter weather whips nation. Bitter cold and steady snowfall has paralyzed the country’s roads and public transport since yesterday. The icy cold weather is expected to get even worse over the next couple days, along with the possibility of more snow.

(Winterwetter bricht über das Land herein. Schneidende Kälte und ständiger Schneefall lähmen seit gestern die Straßen des Landes und den öffentlichen Verkehr. Es wird erwartet, daß das eiskalte Wetter in den nächsten Tagen noch schlimmer wird, dazu möglicherweise weiterer Schnee.)

Die Copenhagen Post Online vom 17. Dezember 2009 über das gegenwärtige Wetter in Dänemark.


Kommentar: Natürlich besagen aktuelle Wetterlagen nichts über das Weltklima und dessen mögliche Veränderungen.

Wäre es aber in diesem Winter ungewöhnlich warm, dann würde das als "Beleg" für den Klimawandel durch die Medien gehen; so wie der Hurrikan Katrina als angeblicher Beleg für eine globale Erwärmung herhalten mußte.

Daß es nun, wie es scheint, wie schon letztes Jahr auf der Nordhalbkugel einen ungewöhnlich strengen Winter geben könnte, wird nicht als Argument verwendet. Es wäre ja auch keines; so wenig wie Katrina und die Elbeflut.



Daß Unglaubliche an der Konferenz von Kopenhagen ist aus meiner Sicht nicht einmal so sehr, daß sich Leute wie Mugabe und Chávez als die großen Klimaschützer aufspielen; obwohl das bizarr genug ist. (Siehe Die Kopenhagener Konferenz nimmt bizarre Züge an; ZR vom 18. 12. 2009).

Sondern unglaublich ist, daß überhaupt keine Diskussion über den Stand der wissenschaftlichen Forschung stattfindet.

Alle, von den Politkriminellen, die in Kopenhagen randalieren, bis zu der promovierten Physikerin Angela Merkel scheinen eine bisher mäßig belegte Theorie für ein Faktum zu halten.



© Zettel. Mit Dank an Calimero. Für Kommentare bitte hier klicken.

18. Dezember 2009

Kurioses, kurz kommentiert: Die Kopenhagener Konferenz nimmt bizarre Züge an

Die größten Klimaschützer sind jetzt Mugabe, Chávez und Morales.

Wer noch nicht versteht, daß es auf dieser Konferenz nicht um das Weltklima geht, sondern um die Erpressung Nordamerikas und Europas, der hat wenig verstanden.

Die Erpresser haben ausgezeichnet erkannt, daß die öffentliche Meinung in Europa und in Nordamerika den Regierungen gar keine Wahl läßt, als zu liefern.

Mugabe, Chávez und Co spielen perfekt auf der Klaviatur von The White Man's Burden.

Präsident Bush hat diesen Bestrebungen noch standgehalten. Die USA haben jetzt aber einen Präsidenten, der auf Hawaii und in Indonesien aufgewachsen ist.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.

17. Dezember 2009

Marginalie: Mein Unwort des Jahres ist "Gier"

Ja gut, eigentlich müßte mein Unwort des Jahres "Unwort" sein.

Erstens, weil die Gesellschaft für deutsche Sprache jedes Sprachgefühl vermissen ließ, als sie das Wort "Unwort" erfand.

Ein Wort ist ein Wort ist ein Wort. Ein Unwort gibt es so wenig wie eine Unrose.

"Unwort" ist zusammengeschustert aus dem "Wörterbuch des Unmenschen" von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind.

Zweitens, weil das "Unwort des Jahres" nicht etwas linguistisch Falsches bezeichnet, sondern in der souveränen Jurisdiktion der "Deutschen Gesellschaft für Sprache" etwas politisch Unerwünschtes.

Sehen Sie sich die "Unwörter des Jahres" an. Das hat mit Sprache exakt nichts zu tun. Es ist der Versuch politischer Einflußnahme.



Also schlage ich jetzt - ganz politisch und überhaupt nicht linguistisch - mein Unwort des Jahres vor: Es ist "Gier". Ein Import natürlich, nämlich von "greed".

Das natürliche Bestreben der meisten Menschen ist es, ihren Wohlstand zu mehren. Ohne dieses Motiv würden sie nicht arbeiten, ihr Geld nicht anlegen, sich nicht anstrengen, überhaupt nicht als Wirtschaftssubjekte in Erscheinung treten.

Es ist abwegig, das mit dem herabsetzenden Wort "Gier" zu bezeichnen. Aber es war 2009 in aller Munde. Deshalb ist es mein Unwort des Jahres.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.

Marginalie: "Ein gigantischer Raubzug gegen den Westen". Krauthammer kommentiert Kopenhagen. Der neue Sozialismus

"The new socialism" überschreibt Charles Krauthammer seine aktuelle Kolumne in der Washington Post. Der neue Sozialismus.

Es gab, schreibt er, schon einmal in den siebziger und frühen achtziger Jahren den Versuch einer gigantischen Umverteilung von den industrialisierten westlichen Ländern in das, was man damals die "Dritte Welt" nannte.

"New International Economic Order" (NIEO) wurde das seinerzeit genannt, neue Weltwirtschaftsordnung. Damals scheiterte es am Widerstand von Ronald Reagan und Margaret Thatcher, auch an der Schuldenkrise der achtziger Jahre.

Nun ist dieselbe Forderung wieder da, meint Krauthammer, nur jetzt verpackt in Ökologie:
The raid on the Western treasuries is on again, but today with a new rationale to fit current ideological fashion. With socialism dead, the gigantic heist is now proposed as a sacred service of the newest religion: environmentalism.

One of the major goals of the Copenhagen climate summit is another NIEO shakedown: the transfer of hundreds of billions from the industrial West to the Third World to save the planet by, for example, planting green industries in the tristes tropiques.

Politically it's an idea of genius, engaging at once every left-wing erogenous zone: rich man's guilt, post-colonial guilt, environmental guilt.

Der Angriff auf die Schatzkammern des Westens ist wieder im Gang, aber heute mit einer neuen Begründung, die zu der gegenwärtigen ideologischen Mode passen soll. Da der Sozialismus tot ist, wird der gigantische Raubzug jetzt als heiliger Dienst für die neueste Religion propagiert: Die Umweltbewegung.

Eines der Hauptziele des Klimagipfels von Kopenhagen ist ein neuer Probelauf für NIEO: Der Transfer von Hunderten von Milliarden vom industrialisierten Westen in die Dritte Welt, um die Welt zu retten, indem zum Beispiel in den tristes tropiques grüne Industrien angesiedelt werden sollen.
[Anmerkung von Zettel: Anspielung auf das Werk "Tristes Tropiques" (Traurige Tropen) von Claude Lévi- Strauss; siehe Claude Lévi-Strauss, Wissenschaftler und Denker; ZR vom 5. 11. 2009]

Politisch ist das eine geniale Idee, denn damit werden zugleich alle erogenen Zonen der Linken erfaßt: Die Schuld der Reichen, die nachkoloniale Schuld, die Umweltschuld.

Krauthammer verknüpft das im zweiten Teil seiner Kolumne mit den Bestrebungen in den USA, der dortigen Umweltbehörde EPA die Kontrolle über die gesamte CO2-Wirtschaft zu geben, indem man CO2 zu einer Gefahr für die menschliche Gesundheit deklariert hat. Da CO2 fast überall eine Rolle spielt, bedeutet das die Kontrolle über große Teile der Wirtschaft.

Zwei Jahrzehnte nach dem Fall des real existierenden Sozialismus ist die Linke wieder da, mit allen ihren Träumen.

Global geht es wieder um die Umverteilung vom "Norden" in den "Süden" (wie es jetzt statt "Dritte Welt" meist heißt). National steht die Kontrolle der Wirtschaft und damit der Gesellschaft durch eine linke Elite wieder auf der Tagesordnung. Noch einmal Krauthammer:
Socialism having failed so spectacularly, the left was adrift until it struck upon a brilliant gambit: metamorphosis from red to green.

The cultural elites went straight from the memorial service for socialism to the altar of the environment. The objective is the same: highly centralized power given to the best and the brightest, the new class of experts, managers and technocrats. This time, however, the alleged justification is not abolishing oppression and inequality but saving the planet.

Nachdem der Sozialismus so spektakulär gescheitert war, schwamm die Linke, bis sie auf einen brillanten Schachzug verfiel: die Metamorphose von rot zu grün.

Die kulturellen Eliten begaben sich stracks von der Trauerfeier für den Sozialismus zum Altar der Umwelt. Das Ziel bleibt dasselbe: Eine hochgradig zentralisierte Macht, die den den Besten und den Klügsten gegeben wird, der neuen Klasse von Experten, Organisatoren und Technokraten. Diesmal ist die angebliche Rechtfertigung jedoch nicht die Abschaffung von Unterdrückung und Ungleichheit, sondern die Rettung des Planeten.

So hat es Wolfgang Harich schon vor mehr als dreißig Jahren vorhergesagt; jener kommunistische Theoretiker der Öko- Dikatur, auf den ich unermüdlich hinweise, weil ihm noch immer nicht der verdiente Platz in der Geschichte gegeben wird. Siehe Wolfgang Harich und die Öko-Diktatur; ZR vom 16. 3. 2007; Wolfgang Harichs Aktualität; ZR vom 6. 4. 2007 sowie kürzlich "Hilft nur noch die Öko-Dikatur"?; ZR vom 6. 12. 2009.



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16. Dezember 2009

Zitat des Tages: Über die Freiheit der russischen Klimaforschung

Die Klimaerwärmung ist ... in Russland ein Streitthema in der wissenschaftlichen Gemeinde: Viele Forscher vor allem regionaler Institute stehen den dramatischen Meldungen ihrer westlichen Kollegen skeptisch bis ablehnend gegenüber. Sie halten die Nachrichten für PR-Gewitter zur Eintreibung neuer Forschungsgelder.(...)

Eine Rolle spielt auch, dass vielen älteren Wissenschaftlern die aktuelle Forschungsliteratur nicht zugänglich ist, da sie kaum Fremdsprachen beherrschen. So besitzt die Theorie einer zyklischen Erderwärmung ohne menschlichen Einfluss eine große Anhängerschar unter russischen Wissenschaftlern.


Johannes Voswinkel, Moskauer Korrespondent der "Zeit", heute in "Zeit- Online" über die russische Klimaforschung.


Kommentar: Daß ältere russische Naturwissenschaftler "kaum Fremdsprachen beherrschen", entspricht nicht meiner Erfahrung. Sie hatten bis 1990 das Problem, nur schwer an englischsprachige Fachliteratur zu kommmen. Umso begieriger waren sie danach.

Wer in den Westen reisen durfte, beispielsweise zu einem Kongreß, der versuchte, alles an Sonderdrucken und Kopien von Fachartikeln zu bekommen, was er nur auftreiben konnte.

Viele sprachen mangels Übung schlecht Englisch. Aber lesen konnten sie es alle; sie waren ja keine Hinterwäldler.

Russische Wissenschaftler haben allerdings schmerzlich erfahren, was es bedeutet, wenn eine dominierende Ideologie die Freiheit der Forschung einschränkt. Viele lassen sich nicht einreden, daß angeblich in der jungen Wissenschaft der Klimatologie, die es mit einem hochkomplexen System zu tun hat, nur eine einzige wissenschaftliche Meinung gelten soll.

Ausgerechnet Russen als Protagonisten wissenschaftlicher Freiheit. Wer hätte das noch vor einigen Jahrzehnten für möglich gehalten?



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Mal wieder ein kleines Quiz: Diesmal zu Gallup

Gallup, das einen Ruf zu verteidigen hat, leistet sich als Zutat zu den bezahlten Umfragen solche, die niemand bezahlt und die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Manche werden täglich mit genau demselben Wortlaut veranstaltet, manche beispielsweise nur einmal im Jahr.

Viele Daten sind bemerkenswert. Wenn Sie Lust haben, dann versuchen Sie einmal, die Ergebnisse von dreien dieser Umfragen zu erraten.



Die erste findet täglich statt. Es handelt sich um den Gallup- Healthways Well- Being Index. Gefragt wird, ob man sich wohl befinde ("a lot of happiness/enjoyment without a lot of stress/worry" - viel Glück und Genuß, nicht viel Stress und Sorgen) oder ob man sich unwohl befinde (Viel Stress und Sorgen, nicht viel Glück und Genuß).


Frage 1: Wo liegen die Werte im Durchschnitt?

(A) Ungefähr 40 Prozent fühlen sich unwohl, ungefähr 40 Prozent fühlen sich wohl. Der Rest äußert sich nicht oder kann sich nicht entscheiden.

(B) Ungefähr 30 Prozent fühlen sich unwohl, ungefähr 40 Prozent fühlen sich wohl. Der Rest äußert sich nicht oder kann sich nicht entscheiden.

(C) Ungefähr 10 Prozent fühlen sich unwohl, ungefähr 50 Prozent fühlen sich wohl. Der Rest äußert sich nicht oder kann sich nicht entscheiden.


Frage 2:

Wie haben sich diese Werte zwischen dem April 2008 und dem Dezember 2009 verändert?

(A) Sie sind mit minimalen Schwankungen unverändert geblieben

(B) Es gab mit dem Beginn der Wirtschaftskrise Ende 2008 eine deutliche Verschiebung in Richtung "unwohl", die auch jetzt noch Bestand hat

(C) Es gab mit dem Beginn der Wirtschaftskrise eine deutliche Verschiebung in Richtung "unwohl", die aber nur von kurzer Dauer war.



Eine zweite Umfrage von Gallup, die regelmäßig stattfindet, betrifft die Zufriedenheit damit, wie der Präsident sein Amt führt ("Job Satisfaction").


Frage 3: Wie haben die Amerikaner Ende Januar 2009 (Umfrage 28. bis 30. Januar) die Amtsführung von Präsident Obama beurteilt?

(A) 43 Prozent zufrieden, 32 Prozent unzufrieden

(B) 61 Prozent zufrieden, 22 Prozent unzufrieden

(C) 67 Prozent zufrieden, 17 Prozent unzufrieden.


Frage 4: Wie lauten diese Werte in der aktuellen Umfrage?

(A) 43 Prozent zufrieden, 32 Prozent unzufrieden

(B) 48 Prozent zufrieden, 42 Prozent unzufrieden

(C) 61 Prozent zufrieden, 23 Prozent unzufrieden.




Und jetzt noch eine Umfrage, die nur einmal im Jahr stattfindet. Es ist das "Honesty / Ethics Rating". Gefragt wird, wie man die Ehrlichkeit und Ethik von Berufsgruppen bewertet.


Frage 5: Welche Berufsgruppe lag in diesem wie in den vorausgehenden Jahren an der Spitze?

(A) Polizisten

(B) Krankenschwestern

(C) Geistliche


Frage 6: Welche Berufsgruppe hat, seit Gallup vor 32 Jahren mit dieser Umfrage begann, in diesem Jahr den niedrigsten Wert erreicht?

(A) Polizisten

(B) Krankenschwestern

(C) Geistliche


Frage 7: Welche Berufsgruppe hat sich von 2008 auf 2009 am meisten verbessert und liegt damit jetzt auf Platz 4 aller Berufsgruppen?

(A) Polizisten

(B) Krankenschwestern

(C) Geistliche



Die Lösung finden Sie wie immer in Zettels kleinem Zimmer.

15. Dezember 2009

Marginalie: Eine neue Ausrede, seine Hausaufgaben nicht zu machen. Apokalyptisches Kopenhagen

Anne Applebaum, Kolumnistin der Washington Post, beginnt ihre heutige Kolumne mit der Äußerung eines Neunjährigen. Er wollte seine Hausaufgaben nicht machen und hatte dafür eine neue Ausrede:
"Why should I bother. (...) By the time I'm grown up, the polar ice caps will have melted and everyone will have drowned."

"Warum sollte ich mich kümmern. (...) Wenn ich erwachsen bin, dann sind die polaren Eiskappen geschmolzen, und jeder ist ertrunken".
So wachsen sie auf, die heutigen Kinder. Sie werden in einem apokalyptischen Denken erzogen. Ihnen wird beigebracht, daß es schlecht ist, ein Mensch zu sein, weil "der Mensch" dem Planeten, der Natur, der Schöpfung, wie immer das genannt wird, nur Unheil bringe.

Und es sind ja nicht nur die Neunjährigen. Es sind auch die Zwanzigjährigen. Eine ganze Generation ist mit diesem apokalyptischen Wahn großgeworden. Jetzt laufen Tausende in Kopenhagen herum und "warnen", spielen Tod, lassen Eis schmelzen. Sie werfen Fenster ein und prügeln für die "Natur".

Was für eine Generation!



Man hat vom jüdischen Selbsthaß gesprochen, vom Selbsthaß der Deutschen. Es gibt offenbar auch so etwas wie einen menschlichen Selbsthaß.

Es gibt Menschen, die sich dafür hassen, daß sie Menschen sind. Sie haben ein romantisches Verständnis von "der Natur" im Kopf, irgendwo zwischen der Blauen Blume der Romantik und dem Zupfgeigenhansl angesiedelt, und sie nehmen uns Menschen als das Böse war, das diese heile Natur kaputtmacht.

Anne Applebaum, deren Kolumne ich sehr zur Lektüre empfehle, nennt Beispiele. Da wird allen Ernstes ein Virus gewünscht, der mit der Menschheit ein Ende macht, damit es dem Planeten wieder gut geht. Da gibt es tatsächlich ein Projekt, dessen Ziel es ist, die Geburt von Kindern zu verhindern, um CO2 einzusparen.

Das ist kein Witz. Man rechnet sogar aus, daß man für fünf Euro, die für die Verhinderung von Geburten ("Familienplanung"; auch so ein Unwort) ausgegeben werden, eine Tonne CO2 einsparen kann.

Sie finden dieses Denken krank? Ja, ich auch.



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Am besten schenkt man Geld

Der alte Witz von der Familie, die von den unnützen Weihnachtsgeschenken, die ihre Mitglieder einander zu geben pflegen, genug hat, und daher beschließt, daß jeder jedem einfach 100 Mark schenkt - und dann auch nicht recht froh damit wird -, hat wenigstens teilweise einen wissenschaftlichen Hintergrund, den der Öko­nomomie­pro­fessor Joel Waldvogel von der Wharton University of Pennsylvania bereits 1993 aufgedeckt hat. Rechtzeitig zum diesjährigen Fest erschien jetzt ein neues Buch von ihm, "Scroogenomics", das den neuesten Forschungsstand zu­sammen­fasst.

Es geht dabei um die mikroökonomische Theorie der Kon­sumenten­souveräni­tät, nämlich die Annahme, daß jeder selbst am besten den Nutzen einschätzen kann, den eine Sache für ihn hat. Geschenke, die von anderen ausgesucht werden sind folglich für den Empfänger in der Regel weniger wert als Selbst­ausgesuchtes.

Waldvogels empirische Studien lieferten das Ergebnis, daß die Befriedigung, die man aus selbsterworbenen Gütern bezieht, durchschnittlich um 20% größer ist als jene durch Geschenke, die von anderen ausgesucht werden. Auf das gesamte Volumen der Weihnachtsgeschenke von 100 Milliarden Dollar in den Vereinigten Staaten bezogen, bedeutet das eine gewaltige Wohlstandseinbuße, die das Land sich jährlich selbst zu­fügt.

Naheliegende Einwände, wonach der Akt des Schenkens Befriedigung verschaffe, oder die Freude des Auspackens, oder was einem noch so alles zur Verteidigung des Weihnachtsmannes einfallen könnte, verfangen nicht. Wie man es auch dreht und wendet, in jedem Fall ist es besser, etwas Nützlicheres als etwas weniger Nützliches zu bekommen. Die einzige Ausnahme, die Waldvogel einräumt, ist der Fall des sadistischen Schenkens, der aber selten sei.

Geld zu schenken sei demnach das Beste, meint der Professor in Unkenntnis der eingangs erwähnten Familie, wo dies jedoch als peinlich empfunden werde, empfiehlt er Geschenkgutscheine als zweitbeste Lösung. Er konnte sogar nachweisen, daß die schlechtesten Schenker, nämlich die entfernten Verwandten, bevorzugt zu diesem Mittel geifen. (Was, nebenbei gesagt, schön illustriert, wie im Falle der Sozialwissenschaft die empirische Fundierung ihrem Nutzen zuwiderläuft.)

Seit seinem aufsehenerregenden ersten Artikel "The Deadweight Loss of Christmas" in "The American Economic Review" von 1993 wird die Theorie Jahr für Jahr der amerikanischen Öffentlichkeit in der Adventszeit präsentiert, bislang offenbar ohne durchgreifenden Einfluß auf die Weihnachtsbräuche. Ja, es sieht sogar danach aus, als sei dies inzwischen selbst ein weiterer nutzloser Weih­nachtsbrauch ge­worden.

So sehr jeder Erkenntnisgewinn um seiner selbst willen geschätzt und gewürdigt werden muß, so wenig soll man andererseits über die politischen Hintergedanken Waldvogels hin­weg­sehen.

Waldvogel ist nämlich kein Freund des Wirt­schafts­liberalis­mus; zum Beispiel erläuterte er in seinem vorigen Buch, "Die Tyrannei der Märkte", wie kleine Gruppen von Konsumenten, etwa Schwarze, Latinos oder Menschen mit seltenen Krankheiten, von Märkten nicht besonders gut versorgt, ja sogar unterdrückt werden.

Und auch sein Weihnachtsargument enthält eine antiliberale Spitze:

Consumer sovereignty, the idea that the consumer is best situated to make his or her own consumption choices, is one of the foundations of many economists’ disdain for government. So if you dislike government because of its damaging effects on allocative efficiency, consistency requires you to have reservations about Santa Claus as well.

Die Konsumentensouveränität, der Gedanke, daß der Konsument am besten in der Lage ist, seine Wahl zu treffen, ist eine der Grundlagen für die Geringschätzung des Staates bei vielen Ökonomen. Wenn Sie also den Staat nicht mögen, weil er einen schädlichen Einfluß auf die Güterverteilung hat, dann müssen Sie folgerichtig die gleichen Einwände dem Weihnachtsmann gegenüber erheben.

Your Aunt Sally is at least as bad as your Uncle Sam.

Tante Erna ist mindestens so schlecht wie Vater Staat.

Oh weh. Welch schwerer Schlag für die Liberalen.



© Kallias. Angeregt durch einen Artikel im "Handesblatt". Wer Breitband hat, kann Joel Waldvogel in diesem sympathischen Interview genießen. Für Kommentare bitte hier klicken.