17. Dezember 2009

Marginalie: Mein Unwort des Jahres ist "Gier"

Ja gut, eigentlich müßte mein Unwort des Jahres "Unwort" sein.

Erstens, weil die Gesellschaft für deutsche Sprache jedes Sprachgefühl vermissen ließ, als sie das Wort "Unwort" erfand.

Ein Wort ist ein Wort ist ein Wort. Ein Unwort gibt es so wenig wie eine Unrose.

"Unwort" ist zusammengeschustert aus dem "Wörterbuch des Unmenschen" von Dolf Sternberger, Gerhard Storz und Wilhelm E. Süskind.

Zweitens, weil das "Unwort des Jahres" nicht etwas linguistisch Falsches bezeichnet, sondern in der souveränen Jurisdiktion der "Deutschen Gesellschaft für Sprache" etwas politisch Unerwünschtes.

Sehen Sie sich die "Unwörter des Jahres" an. Das hat mit Sprache exakt nichts zu tun. Es ist der Versuch politischer Einflußnahme.



Also schlage ich jetzt - ganz politisch und überhaupt nicht linguistisch - mein Unwort des Jahres vor: Es ist "Gier". Ein Import natürlich, nämlich von "greed".

Das natürliche Bestreben der meisten Menschen ist es, ihren Wohlstand zu mehren. Ohne dieses Motiv würden sie nicht arbeiten, ihr Geld nicht anlegen, sich nicht anstrengen, überhaupt nicht als Wirtschaftssubjekte in Erscheinung treten.

Es ist abwegig, das mit dem herabsetzenden Wort "Gier" zu bezeichnen. Aber es war 2009 in aller Munde. Deshalb ist es mein Unwort des Jahres.



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