2. Dezember 2009

Marginalie: Michalski schleicht ums Haus

Zwei Insassen waren aus einem Gefängnis ausgebrochen. Sie haben sich irgendwie durchzuschlagen versucht; mit einer Chance, davonzukommen, die ungefähr so groß war wie sechs Richtige mit Zusatzzahl im Lotto.

Für jeden von uns war die Gefahr, vom Blitz erschlagen zu werden, größer als die, von Michalski oder von Michael Heckhoff ums Leben gebracht oder auch nur belästigt zu werden.

Aber es gab eine gewaltige Angst. Der Taxifahrer, mit dem ich gestern fuhr, hat mir erzählt, daß seine Zentrale alle Fahrer angewiesen hatte, ihre Fahrzeuge beim Warten von innen zu verschließen. Von Bekannten habe ich gehört, daß sie ihr Haus des nachts, so gut es ging, verbarrikadiert haben.

Nun also können wir alle aufatmen. Auch Michalski ist gefaßt. Der Wolf ist tot, der Wolf ist tot. Nun hat ein Ende alle Not.



Darum nämlich scheint es mir zu gehen: Die Angst, daß da ein Mörder herumschleicht und uns ans Leben will, ist uralt. Vielleicht geht sie zurück auf die Urangst der Hominiden, von Raubtieren gefressen zu werden. Jedenfalls steckt sie tief in uns.

Wir verhalten uns irrational, wenn eine solche Gefahr auftaucht. Auch wenn wir genau wissen, daß Michalski ein armes Schwein ist und nicht der böse Wolf.



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