Seit der Jahrtausendwende ist das Interesse der Amerikaner für Politik deutlich gewachsen.
Gallup stellt regelmäßig die Frage: "Alles in allem - wie genau folgen Sie Nachrichten zur Innenpolitik: sehr genau, einigermaßen genau, nicht sehr genau oder gar nicht?".
Im Jahr 2001 wurde diese Frage zu verschiedenen Zeitpunkten wiederholt. Der Prozentsatz derer, die "sehr genau" sagten, lag bei 26, 19, 23 und nochmals 23 Prozent. Gegenwärtig sind es 39 Prozent. Als Grafik können Sie das hier sehen.
Allerdings ist der Anstieg nicht monoton. Das Interesse wuchs bis zum Wahljahr 2008 (43 Prozent) stetig an und stagniert seither auf hohem Niveau (36, 35 und jetzt 39 Prozent "sehr genau"-Antworten).
Dieser ansteigende Trend ist unabhängig davon, ob ein Wähler Republikaner, Demokrat oder ein independent ist, also ein Wechselwähler. Aber seit der Wahl Barack Obamas hat sich ein Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten entwickelt, was den absoluten Grad des Interesses angeht: Der Prozentsatz derer, die der Innenpolitik "sehr genau" folgen, betrug in diesen vier Jahren bei den Demokraten 44, 30, 36 und 39 Prozent. Bei den Republikanern lagen die Werte in allen vier Jahren deutlich höher: 50, 41, 43 und gegenwärtig 48 Prozent (siehe diese Grafik).
Während das politische Interesse wächst, ist das Vertrauen der Amerikaner in die Medien im selben Zeitraum stetig gesunken.
Die Grafik dazu finden Sie hier. Sie zeigt für den Zeitraum von 1998 bis jetzt, wieviel Prozent der Amerikaner "viel" oder "ziemlich viel" Vertrauen in die Medien haben; und wieviel Prozent "nicht sehr viel" oder "gar kein" Vertrauen.
Bis Mitte des ersten Jahrzehnts nach der Jahrtausendwende überwogen diejenigen, die viel oder ziemlich viel Vertrauen haben. Seit 2006 hat sich das umgekehrt. Seither hat durchweg eine Mehrheit der Amerikaner "nicht sehr viel" oder "gar kein" Vertrauen in die Medien; und die Schere scheint sich immer weiter zu öffnen.
Im vergangenen Jahr betrug der Abstand zwischen den beiden Gruppen noch 11 Prozentpunkte (55:44); im Augenblick liegt er bereits bei 20 Prozentpunkten (60 Prozent vertrauen den Medien nicht sehr viel oder gar nicht; nur 40 Prozent haben noch viel oder ziemlich viel Vertrauen).
Diese letzteren Daten sind ganz aktuell; sie wurden vom 6. bis 9. September erhoben und zeigen, so Gallup, ein "Rekord-Mißtrauen" gegenüber den Medien.
Auch hier gibt es einen interessanten Unterschied zwischen den Anhängern der beiden großen Parteien. Sehen Sie sich einmal diese Grafik an. Sie zeigt, daß das Vertrauen der Demokraten in die Medien ungleich größer ist als dasjenige der Republikaner. (Die Wechselwähler liegen, wie bei den meisten Erhebungen, dazwischen).
Zwar gibt es bei den Anhängern beider Parteien einen Rückgang beim Prozentsatz derer, die den Medien vertrauen - aber auf einem ganz verschiedenen Niveau. Bei den Demokraten sank dieser Prozentsatz seit 2001 von 65 auf gegenwärtig 58 Prozent; bei den Republikanern von 39 auf jetzt 26 Prozent.
Noch immer vertraut also eine große Mehrheit der Demokraten den Medien; von den Republikanern tut das kaum mehr als ein Viertel. In diesem Punkt trennt buchstäblich eine Kluft die Anhänger der beiden Parteien.
Diese Daten können vielleicht zur Erklärung eines scheinbaren Paradoxes beitragen: Mitt Romney wurde in den vergangenen drei Wochen von den Medien regelrecht gebeutelt; ihm wurde eine Negativ-Schlagzeile nach der anderen gewidmet. Aber auf seine Umfragewerte hat sich das erstaunlich wenig ausgewirkt.
Seit der schwachen republikanischen National Convention (warum sie kein Erfolg war, habe ich hier analysiert) hat Romney eine ausgesprochen schlechte Presse.
Der auf persönliche Diskreditierung des Kandidaten gerichtete Wahlkampf des Obama-Teams (negative campaigning) funktioniert nach wie vor. Ein einziger Satz in einer widerrechtlich mitgeschnittene Rede wurde tagelang hin- und hergewendet (siehe Romneys "Geheimvideo"; ZR vom 19. 9. 2012). Das jüngste Beispiel ist der Versuch, die Aufmerksamkeit der Wähler von Sachfragen abzulenken und auf Romneys Steuererklärung zu konzentrieren.
Aber seltsam - die Umfragedaten sind für Romney keineswegs so schlecht, wie es diese negative Berichterstattung erwarten lassen würde (siehe "Spiegel-Online" über Romney - die Desinformation geht weiter; ZR vom 20. 9. 2012).
Zwei Institute leisten sich den Aufwand täglicher Befragungen einer großen Stichprobe von Wählern (daily tracking). Bei Gallup sind es Tag für Tag rund 3000 registrierte Wähler, die befragt werden; bei Rassmussen 1500 likely voters, also Bürger, von denen aufgrund ihres bisherigen Verhaltens zu erwarten ist, daß sie auch tatsächlich zur Wahl gehen werden. Der aktuelle Erhebungszeitraum für das gleitende Mittel ist bei Gallup der 15. bis 21. September. Die Werte: Obama 47 Prozent, Romney 47 Prozent. Bei Rasmussen liegen heute beide Kandidaten bei 46 Prozent.
Andere Umfragen zeigen einen Vorsprung Obamas. Er entstand als Folge des erfolgreichen Parteitags der Demokraten und ist in einigen Umfragen inzwischen wieder geschrumpft, in anderen noch gleich geblieben. Wie Sie hier sehen können, erreichte Obama am 9. September (am 6. September war die National Convention zu Ende gegangen) im Mittel aller Umfragen einen Vorsprung von 3,7 Prozentpunkten (48,2 zu 44,5). Am 20. September waren es 3,4 Prozentpunkte (48,3 zu 44,9).
Die negative Berichterstattung der letzten Wochen ist also an Romneys Umfragewerten spurlos verübergegangen. Das Mißtrauen der GOP-Wähler gegenüber den Medien könnte die Erklärung liefern. Eine Medienkampagne gegen ihren Kandidaten dürfte sie eher motivieren, noch intensiver Wahlkampf zu machen. Denn das - siehe oben - größere politische Interesse und die stärkere Motivation seiner Wähler gehören zu den Vorteilen, die Mitt Romney gegenüber Barack Obama hat.
Das ändert freilich nichts daran, daß Obama seit Beginn des Wahlkampfs beständig vor Romney liegt und nach wie vor die besseren Chancen auf einen Sieg hat. Sie wissen das, wenn Sie diese Serie und die weiteren Artikel in ZR zu den Präsidentschaftswahlen verfolgt haben.
Es sieht unverändert für Obama besser aus als für Romney; aber die Würfel sind noch nicht gefallen.
In der Washington Post ist heute eine ausführliche Reportage über den Stand von Romneys Wahlkampf erschienen. Sein Team sei "gleichermaßen entschlossen und realistisch", kann man dort lesen. Es ist Obama gelungen, auf seinem Parteitag ein rosiges Bild der Zukunft zu entwerfen; aber die Wirtschaftsdaten sprechen eine andere Sprache. Die Romney-Leute sind zuversichtlich, daß die Wähler am Ende mehr ihren eigenen Erfahrungen vertrauen werden als der schönfärberischen Darstellung der wirtschaftlichen Lage durch das Obama-Team.
Entscheidend werden die TV-Debatten sein, die am 3. Oktober beginnen; drei zwischen Romney und Obama und eine zwischen ihren running mates Ryan und Biden. Wenn es dort dem Team Romney/Ryan gelingt, sich mit seinen besseren Argumenten durchzusetzen, dann kann das Ruder noch herumgerissen werden. Es gibt andere Präsidentschaftswahlen, in denen das passierte; 2004 beispielsweise lag Kerry lange vor Bush, der erst auf den letzten Metern in Führung ging.
Gallup stellt regelmäßig die Frage: "Alles in allem - wie genau folgen Sie Nachrichten zur Innenpolitik: sehr genau, einigermaßen genau, nicht sehr genau oder gar nicht?".
Im Jahr 2001 wurde diese Frage zu verschiedenen Zeitpunkten wiederholt. Der Prozentsatz derer, die "sehr genau" sagten, lag bei 26, 19, 23 und nochmals 23 Prozent. Gegenwärtig sind es 39 Prozent. Als Grafik können Sie das hier sehen.
Allerdings ist der Anstieg nicht monoton. Das Interesse wuchs bis zum Wahljahr 2008 (43 Prozent) stetig an und stagniert seither auf hohem Niveau (36, 35 und jetzt 39 Prozent "sehr genau"-Antworten).
Dieser ansteigende Trend ist unabhängig davon, ob ein Wähler Republikaner, Demokrat oder ein independent ist, also ein Wechselwähler. Aber seit der Wahl Barack Obamas hat sich ein Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten entwickelt, was den absoluten Grad des Interesses angeht: Der Prozentsatz derer, die der Innenpolitik "sehr genau" folgen, betrug in diesen vier Jahren bei den Demokraten 44, 30, 36 und 39 Prozent. Bei den Republikanern lagen die Werte in allen vier Jahren deutlich höher: 50, 41, 43 und gegenwärtig 48 Prozent (siehe diese Grafik).
Während das politische Interesse wächst, ist das Vertrauen der Amerikaner in die Medien im selben Zeitraum stetig gesunken.
Die Grafik dazu finden Sie hier. Sie zeigt für den Zeitraum von 1998 bis jetzt, wieviel Prozent der Amerikaner "viel" oder "ziemlich viel" Vertrauen in die Medien haben; und wieviel Prozent "nicht sehr viel" oder "gar kein" Vertrauen.
Bis Mitte des ersten Jahrzehnts nach der Jahrtausendwende überwogen diejenigen, die viel oder ziemlich viel Vertrauen haben. Seit 2006 hat sich das umgekehrt. Seither hat durchweg eine Mehrheit der Amerikaner "nicht sehr viel" oder "gar kein" Vertrauen in die Medien; und die Schere scheint sich immer weiter zu öffnen.
Im vergangenen Jahr betrug der Abstand zwischen den beiden Gruppen noch 11 Prozentpunkte (55:44); im Augenblick liegt er bereits bei 20 Prozentpunkten (60 Prozent vertrauen den Medien nicht sehr viel oder gar nicht; nur 40 Prozent haben noch viel oder ziemlich viel Vertrauen).
Diese letzteren Daten sind ganz aktuell; sie wurden vom 6. bis 9. September erhoben und zeigen, so Gallup, ein "Rekord-Mißtrauen" gegenüber den Medien.
Auch hier gibt es einen interessanten Unterschied zwischen den Anhängern der beiden großen Parteien. Sehen Sie sich einmal diese Grafik an. Sie zeigt, daß das Vertrauen der Demokraten in die Medien ungleich größer ist als dasjenige der Republikaner. (Die Wechselwähler liegen, wie bei den meisten Erhebungen, dazwischen).
Zwar gibt es bei den Anhängern beider Parteien einen Rückgang beim Prozentsatz derer, die den Medien vertrauen - aber auf einem ganz verschiedenen Niveau. Bei den Demokraten sank dieser Prozentsatz seit 2001 von 65 auf gegenwärtig 58 Prozent; bei den Republikanern von 39 auf jetzt 26 Prozent.
Noch immer vertraut also eine große Mehrheit der Demokraten den Medien; von den Republikanern tut das kaum mehr als ein Viertel. In diesem Punkt trennt buchstäblich eine Kluft die Anhänger der beiden Parteien.
Diese Daten können vielleicht zur Erklärung eines scheinbaren Paradoxes beitragen: Mitt Romney wurde in den vergangenen drei Wochen von den Medien regelrecht gebeutelt; ihm wurde eine Negativ-Schlagzeile nach der anderen gewidmet. Aber auf seine Umfragewerte hat sich das erstaunlich wenig ausgewirkt.
Seit der schwachen republikanischen National Convention (warum sie kein Erfolg war, habe ich hier analysiert) hat Romney eine ausgesprochen schlechte Presse.
Der auf persönliche Diskreditierung des Kandidaten gerichtete Wahlkampf des Obama-Teams (negative campaigning) funktioniert nach wie vor. Ein einziger Satz in einer widerrechtlich mitgeschnittene Rede wurde tagelang hin- und hergewendet (siehe Romneys "Geheimvideo"; ZR vom 19. 9. 2012). Das jüngste Beispiel ist der Versuch, die Aufmerksamkeit der Wähler von Sachfragen abzulenken und auf Romneys Steuererklärung zu konzentrieren.
Aber seltsam - die Umfragedaten sind für Romney keineswegs so schlecht, wie es diese negative Berichterstattung erwarten lassen würde (siehe "Spiegel-Online" über Romney - die Desinformation geht weiter; ZR vom 20. 9. 2012).
Zwei Institute leisten sich den Aufwand täglicher Befragungen einer großen Stichprobe von Wählern (daily tracking). Bei Gallup sind es Tag für Tag rund 3000 registrierte Wähler, die befragt werden; bei Rassmussen 1500 likely voters, also Bürger, von denen aufgrund ihres bisherigen Verhaltens zu erwarten ist, daß sie auch tatsächlich zur Wahl gehen werden. Der aktuelle Erhebungszeitraum für das gleitende Mittel ist bei Gallup der 15. bis 21. September. Die Werte: Obama 47 Prozent, Romney 47 Prozent. Bei Rasmussen liegen heute beide Kandidaten bei 46 Prozent.
Andere Umfragen zeigen einen Vorsprung Obamas. Er entstand als Folge des erfolgreichen Parteitags der Demokraten und ist in einigen Umfragen inzwischen wieder geschrumpft, in anderen noch gleich geblieben. Wie Sie hier sehen können, erreichte Obama am 9. September (am 6. September war die National Convention zu Ende gegangen) im Mittel aller Umfragen einen Vorsprung von 3,7 Prozentpunkten (48,2 zu 44,5). Am 20. September waren es 3,4 Prozentpunkte (48,3 zu 44,9).
Die negative Berichterstattung der letzten Wochen ist also an Romneys Umfragewerten spurlos verübergegangen. Das Mißtrauen der GOP-Wähler gegenüber den Medien könnte die Erklärung liefern. Eine Medienkampagne gegen ihren Kandidaten dürfte sie eher motivieren, noch intensiver Wahlkampf zu machen. Denn das - siehe oben - größere politische Interesse und die stärkere Motivation seiner Wähler gehören zu den Vorteilen, die Mitt Romney gegenüber Barack Obama hat.
Das ändert freilich nichts daran, daß Obama seit Beginn des Wahlkampfs beständig vor Romney liegt und nach wie vor die besseren Chancen auf einen Sieg hat. Sie wissen das, wenn Sie diese Serie und die weiteren Artikel in ZR zu den Präsidentschaftswahlen verfolgt haben.
Es sieht unverändert für Obama besser aus als für Romney; aber die Würfel sind noch nicht gefallen.
In der Washington Post ist heute eine ausführliche Reportage über den Stand von Romneys Wahlkampf erschienen. Sein Team sei "gleichermaßen entschlossen und realistisch", kann man dort lesen. Es ist Obama gelungen, auf seinem Parteitag ein rosiges Bild der Zukunft zu entwerfen; aber die Wirtschaftsdaten sprechen eine andere Sprache. Die Romney-Leute sind zuversichtlich, daß die Wähler am Ende mehr ihren eigenen Erfahrungen vertrauen werden als der schönfärberischen Darstellung der wirtschaftlichen Lage durch das Obama-Team.
Entscheidend werden die TV-Debatten sein, die am 3. Oktober beginnen; drei zwischen Romney und Obama und eine zwischen ihren running mates Ryan und Biden. Wenn es dort dem Team Romney/Ryan gelingt, sich mit seinen besseren Argumenten durchzusetzen, dann kann das Ruder noch herumgerissen werden. Es gibt andere Präsidentschaftswahlen, in denen das passierte; 2004 beispielsweise lag Kerry lange vor Bush, der erst auf den letzten Metern in Führung ging.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Das Lansdowne-Porträt von George Washington, gemalt von Gilbert Stuart (1796). National Portrait Gallery der Smithsonian Institution. Das Porträt zeigt Washington, wie er auf eine weitere (dritte) Amtszeit verzichtet. Links zu allen Beiträgen dieser Serie finden Sie hier. Siehe auch die Serie Der 44. Präsident der USA von 2008.