3. September 2012

Marginalie: Morgen beginnt in den USA der Wahlparteitag der Demokraten. Eine Vorschau

Morgen beginnt in Charlotte im Staat North Carolina die National Convention der Demokraten, auf der am Donnerstag Präsident Obama zum Kandidaten für eine zweite Amtszeit gewählt werden wird. Alle Informationen dazu finden Sie, laufend aktualisiert, hier.

Die Ausgangslage hat Jim Rutenberg in der New York Times analysiert. Auf seinen Artikel stütze ich mich teilweise.

Vor vier Jahren war Obama als der Hoffnungsträger für viele gewählt worden. Yes we can. Er versprach die Erneuerung, die Wende. Daß daraus nichts geworden ist, liegt auf der Hand.

Aber es ist damals eine emotionale Bindung seiner Wähler an diesen begnadeten Menschenfischer entstanden, die bei vielen noch immer hält. Fragen die Demoskopen, ob man mit Obamas job performance zufrieden ist, mit seiner Leistung im Amt, dann sagt eine Mehrheit nein. Fragt man nach der Sympathie für die Person Obama (likability), dann sagt eine Mehrheit ja.

Für diese Wähler ist das psychologische Problem, daß es ihnen schwierig ist, diese emotionale Bindung zu lösen; sich selbst einzugestehen, daß sie sich in diesem Mann geirrt haben, als sie ihn vor vier Jahren wählten.

Die Wahlkämpfer Romneys werden versuchen, ihnen diese Entscheidung zu erleichtern. Deshalb gibt es kaum frontale Attacken auf den Präsidenten. Man versucht diesen Wählern vorsichtig zu erklären, daß es in ihrem Interesse liegt, sich jetzt anders zu entscheiden. Ohne daß sie sich vorzuwerfen hätten, 2008 für Obama gestimmt zu haben.

Dessen eigenes Team wird ab morgen auf dem Parteitag versuchen, ihn als einen ausgezeichneten Präsidenten darzustellen, der nur wegen der Obstruktionspolitik der Republikaner nicht alle seine Ziele erreichen konnte. Der gute Herrscher, dem von den bösen Gegnern Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden. (Dieses narrative lag übrigens einer Titelgeschichte des "Spiegel" im Juli zugrunde, deren drei Autoren sie so schrieben, als sei sie von der deutschen Niederlassung des Wahlkampfteams von Obama verfaßt).



Meine Meinung zu Obamas Präsidentschaft habe ich vor vier Jahren geäußert, im Juni 2008:
Er wird, falls er gewählt wird - was im Augenblick nicht unwahrscheinlich aussieht -, keinen Wandel bringen. Er wird nur eine Enttäuschung bringen; vermutlich eine der größten, die die Amerikaner jemals mit einem Präsidenten erlebt haben.
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Zettel



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