2. September 2012

Marginalie: Unter dem Präsidenten Hollande sind die Franzosen so pessimistisch wie selten zuvor

Kaum jemals hatte ein Präsidentschaftskandidat den Franzosen eine so schöne Zukunft versprochen wie François Hollande. In der Debatte mit Nicolas Sarkozy konnte er gar nicht aufhören, zu schildern, welche großartigen Dinge er tun werde ("Ich als Präsident ..."). Sie konnten seinen Wahlkampf in diesem Blog in der Serie "Frankreichs Wahljahr 2012" verfolgen.

Hollande hat vor gut einem Vierteljahr sein Amt angetreten, am 15. Mai. Jetzt besagt eine Umfrage, daß die Franzosen noch nie in der Zeit nach der Amtsübernahme eines Präsidenten so pessimistisch waren wie jetzt.

Der Nouvel Observateur hat gestern über diese Umfrage von Ifop berichtet.

68 Prozent der Befragten sagten, daß sie ihrer Zukunft mit Pessimismus entgegensehen. Im August 2002, als Jacques Chirac wiedergewählt worden war, hatten das 34 Prozent gesagt; im August 2007, nach der Wahl von Nicolas Sarkozy, 50 Prozent.

Auch die Sympathisanten von Hollandes Sozialisten sind pessimistisch, zu 58 Prozent.

Es liegt nicht an der allgemeinen Krise; die Werte sind fast durchweg seit der Wahl Hollandes schlechter geworden. Am wenigsten Hoffnung haben die Rentner, die Selbständigen, die Arbeitslosen.

Eine Gruppe allerdings sieht mit mehr Hoffnung in die Zukunft: Die Arbeiterklasse. Von den Arbeitern waren im Januar 71 Prozent pessimistisch gewesen. Jetzt sind es nur noch 67 Prozent.



Hollandes Politik kann man nur als abenteuerlich bezeichnen. Statt Steuern zu senken, erhöht er sie. Statt Investitionen zu fördern, treibt er das Kapital ins Ausland. Statt dafür zu sorgen, daß Arbeitsplätze entstehen, verplempert er Steuergelder für beispielsweise die künstliche Konstant­haltung des Benzinpreises.

Unter diesem Präsidenten wird Frankreich absacken. Das beginnen die Franzosen zu erkennen.

Freilich hat das Land es schwer, sich aus seiner etatistischen Tradition zu lösen. Gero von Randow hat das Problem vor einem Monat in der "Zeit" ausgezeichnet analysiert.

Sarkozy, der Emporkömmling, "der Amerikaner", war eine Chance für das Land gewesen. Er ist gescheitert. Jetzt herrscht wieder die linke Elite der ENA (siehe Pierre Moscovici, Frankreichs Superminister für Wirtschaft und Finanzen. Die Karriere eines Linken. Eine Elitekarriere; ZR vom 8. 7. 2012)
Zettel



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