Sich über die Dummheiten des Jakob Augstein aufzuregen, der seine journalistische Prominenz nicht seiner Feder, sondern seiner Familie verdankt - ist das nicht müßig?
Er hat seine Gefolgschaft; wie anders. Wer andererseits selbst denkt, der liest seine Kolumne bei "Spiegel-Online" höchstens dann, wenn er masochistische Anwandlungen hat.
Bei den einen rennt Kritik an Augstein offene Türen ein; die anderen werden weiter im Gleichklang mit diesen Dummheiten schwingen, was immer Kritiker schreiben. Also wozu sich die Mühe der Kritik machen?
Ich mache sie mir selten. Gestern aber bin ich von mehreren Seiten auf das aufmerksam gemacht worden, was sich Augstein diesmal geleistet hat. Und dazu erscheint mir nun in der Tat ein Wort angebracht.
Nicht wegen des Stammtischniveaus, auf dem Augstein räsonniert, Denkmuster: "Da profitieren ganz andere Leute davon!" Nämlich von den Krawallen und Gewalttaten, die sich über die islamische Welt ausgebreitet haben, nachdem ein ägyptischer TV-Moderator eine Sendung über den bis dahin fast unbekannten Film The Innocence of Muslims gebracht hatte (siehe Wie begann die Affäre um den Mohammed-Film "The Innocence of Muslims?"; ZR vom 16. 9. 2012).
Dieses Niveau ist man von Augstein gewohnt; geschenkt. Aber was er sich in dieser Woche ausgedacht hat, das hat doch ein besonderes Kaliber; Überschrift: "Wem nützt die Gewalt?". Lesen und staunen Sie:
Er fragt ja nur, ob man sich das vorstellen kann, daß der Macher dieses Videos "in anderem als im eigenen Auftrag handelte". Fragen wird man doch dürfen. Und "andere" können viele sein. Nennen tut Augstein freilich nur die US-Republikaner und Israel.
Er stellt die Frage nach dem cui bono?; danach, wem ein Verbrechen nützt. Diese Fragen stellen Kriminalisten, um auf die Spur des Täters zu kommen. Fragen wird man doch dürfen.
"Die Brandstifter sitzen anderswo", schreibt Augstein. Er sagt nicht: In Jerusalem und im Stab Mitt Romneys. So dumm ist er nun nicht. Sondern er schreibt, daß die Gewalt "wie nebenbei" diesen nütze. Der Leser mag sich seinen Teil denken.
Das ist nicht nur Denke auf unterstem intellektuellem Niveau (die Stammtische mögen verzeihen, daß ich es oben "Stammtischniveau" genannt habe); sondern es ist auch Rhetorik vom Fiesesten: Augstein sagt nicht direkt das, was er loswerden will, sondern er läßt es den Leser sich denken.
Man mag zu den Kommentaren, die Rudolf Augstein zuerst als "Jens Daniel" und "Moritz Pfeil", später dann unter seinem Namen geschrieben hat, stehen, wie man will. Aber der Gründer des "Spiegel" war immer direkt und aufrichtig. Er hat schneidend und wuchtig, oft auch verletzend argumentiert, aber nie link. So link, wie jener Mann schreibt, der seinen Namen trägt, hätte ihn Rudolf Augstein hochkant aus seiner Redaktion geworfen.
Er hat seine Gefolgschaft; wie anders. Wer andererseits selbst denkt, der liest seine Kolumne bei "Spiegel-Online" höchstens dann, wenn er masochistische Anwandlungen hat.
Bei den einen rennt Kritik an Augstein offene Türen ein; die anderen werden weiter im Gleichklang mit diesen Dummheiten schwingen, was immer Kritiker schreiben. Also wozu sich die Mühe der Kritik machen?
Ich mache sie mir selten. Gestern aber bin ich von mehreren Seiten auf das aufmerksam gemacht worden, was sich Augstein diesmal geleistet hat. Und dazu erscheint mir nun in der Tat ein Wort angebracht.
Nicht wegen des Stammtischniveaus, auf dem Augstein räsonniert, Denkmuster: "Da profitieren ganz andere Leute davon!" Nämlich von den Krawallen und Gewalttaten, die sich über die islamische Welt ausgebreitet haben, nachdem ein ägyptischer TV-Moderator eine Sendung über den bis dahin fast unbekannten Film The Innocence of Muslims gebracht hatte (siehe Wie begann die Affäre um den Mohammed-Film "The Innocence of Muslims?"; ZR vom 16. 9. 2012).
Dieses Niveau ist man von Augstein gewohnt; geschenkt. Aber was er sich in dieser Woche ausgedacht hat, das hat doch ein besonderes Kaliber; Überschrift: "Wem nützt die Gewalt?". Lesen und staunen Sie:
Eine neue Welle antiwestlicher Gewalt geht durch die islamische Welt. Wie bei allen Verbrechen muss man auch hier fragen: Wer profitiert davon? Zumindest versuchen die US-Republikaner und Israelis Kapital aus der Situation zu schlagen. (...)Gewiß, Augstein schreibt nicht explizit, daß die US-Republikaner und die Regierung Israels hinter diesem Video oder hinter den Gewalttaten stecken. So dumm ist er nun nicht.
... die Brandstifter sitzen anderswo. Die zornigen jungen Männer, die amerikanische - und neuerdings auch deutsche - Flaggen verbrennen, sind ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi und Sanaa. Wem nützt solche Gewalt? Immer nur den Wahnsinnigen und den Skrupellosen.
Und dieses Mal auch - wie nebenbei - den US-Republikanern und der israelischen Regierung. (...)
Kann man sich vorstellen, dass der kriminelle Kopte, der sich das vermutlich im Gefängnis ausdachte und seine Crew ohne ihr Wissen dafür missbrauchte, in anderem als im eigenen Auftrag handelte? Zumindest traut man den Fundamentalisten im Lager der US-Republikanern und in der israelischen Regierung zu, die unerwartete Schützenhilfe politisch auszunutzen - was sie auch tun.
Er fragt ja nur, ob man sich das vorstellen kann, daß der Macher dieses Videos "in anderem als im eigenen Auftrag handelte". Fragen wird man doch dürfen. Und "andere" können viele sein. Nennen tut Augstein freilich nur die US-Republikaner und Israel.
Er stellt die Frage nach dem cui bono?; danach, wem ein Verbrechen nützt. Diese Fragen stellen Kriminalisten, um auf die Spur des Täters zu kommen. Fragen wird man doch dürfen.
"Die Brandstifter sitzen anderswo", schreibt Augstein. Er sagt nicht: In Jerusalem und im Stab Mitt Romneys. So dumm ist er nun nicht. Sondern er schreibt, daß die Gewalt "wie nebenbei" diesen nütze. Der Leser mag sich seinen Teil denken.
Das ist nicht nur Denke auf unterstem intellektuellem Niveau (die Stammtische mögen verzeihen, daß ich es oben "Stammtischniveau" genannt habe); sondern es ist auch Rhetorik vom Fiesesten: Augstein sagt nicht direkt das, was er loswerden will, sondern er läßt es den Leser sich denken.
Man mag zu den Kommentaren, die Rudolf Augstein zuerst als "Jens Daniel" und "Moritz Pfeil", später dann unter seinem Namen geschrieben hat, stehen, wie man will. Aber der Gründer des "Spiegel" war immer direkt und aufrichtig. Er hat schneidend und wuchtig, oft auch verletzend argumentiert, aber nie link. So link, wie jener Mann schreibt, der seinen Namen trägt, hätte ihn Rudolf Augstein hochkant aus seiner Redaktion geworfen.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Mit Dank an Dirk, Ulrich Elkmann und Hohenstein.