30. September 2012

Marginalie: Frankreich auf dem Weg zur Metropole des Zigarettenschmuggels

Am morgigen 1. Oktober werden die Zigarettenpreise in Frankreich erneut drastisch steigen. Die Regierung von François Hollandes Premier Jean-Marc Ayrault hat eine Verordnung erlassen, die mit einer durchschnittlichen Verteuerung von 7,6 Prozent die größte Erhöhung der Tabaksteuer seit 2003/2004 festsetzt.

Die damalige Serie von Preiserhöhungen, durch die eine Schachtel um rund 40 Prozent verteuert worden war, wurde seinerzeit mit gesundheitspolitischen Zielen begründet. Diesmal ist man ehrlicher: Die Erhöhung der Tabaksteuer gehört zu dem Paket von Steuererhöhungen und Ausgabensenkungen, mit dem Hollande den Staats­haushalt sanieren will (siehe "Die Verteilungspolitik wird im Wahlkampf 2013 ein zentrales Thema sein"; ZR vom 30. 9. 2012).

In Frankreich enthält eine Schachtel im allgemeinen 20 Zigaretten. Der Preis einer Schachtel wird von morgen an bei 6,10 Euro für die billigsten Marken liegen; dazu gehören beispielsweise die hellen Gauloises (Gauloises blondes) ohne Filter. Die meistverkaufte Marke Marlboro wird 6,60 Euro kosten, also 33 Cent pro Zigarette. Premium-Marken kosten künftig mehr als 7 Euro die Schachtel. Tabak zum Selbstdrehen wird um 10% teurer.

Die Tabakgeschäfte in Frankreich fürchten jetzt, daß die Franzosen verstärkt Zigaretten schmuggeln. In Spanien beispielsweise bekommen sie eine Schachtel Marboro für 4,25 Euro, in Luxemburg für 4,40 Euro, in Italien für 4,90 Euro. Sogar in Deutschland kaufen sie noch billiger ein, wo 20 Marlboro 5,16 Euro kosten (4,90 Euro für eine deutsche 19er-Schachtel); statt der 6,60 Euro künftig im eigenen Land.

Bereits jetzt wird jede fünfte in Frankreich gerauchte Zigarette nicht legal im Land selbst erworben; dieser Anteil dürfte jetzt weiter steigen.

Der Figaro bot bereits im Februar in seiner Internet-Ausgabe einen Preisrechner an, mit dem man ausrechnen konnte, was man je nach Rauchgewohnheiten ab dem ersten Oktober nach den damaligen Plänen der Regierung Fillon für Zigaretten seiner Marke berappen sollte. Die jetzige Erhöhung geht darüber noch deutlich hinaus. Interessant bleiben aber die Kommentare.

Diese befassen sich überwiegend teils mit der Schädlichkeit des Rauchens, teils damit, wie man billiger an Zigaretten kommt. Der Kommentator ludovic 1998 beispielsweise schreibt:
Maintenant tous le monde va les acheter ailleurs que dans les bureaux de tabac. Je reviens de Prague, on a fait le plein dans la voiture de Tabac. 3 Euro le paquet américain, du tabac à rouler, des filtres, gain de 400 Euro. Encore mieux, les copains qui travaillent à l'international pour les déplacements, il suffit de passer une commande...5 personnes = 10 cartouches à 2 Euro le paquet, prix fonction de l'aéroport d'embarquement, ici Phoenix aux USA. Sans parler de Kiev en Ukraine. (...)

Jetzt werden alle Leute anderswo kaufen als in den Tabakgeschäften. Ich komme aus Prag, wir haben das Auto mit Tabak vollgestopft. 3 Euro die Schachtel amerikanische, Tabak zum Selbstdrehen, Filter­ziga­retten, Ersparnis 400 Euro. Besser noch, bei den Kumpels, die im Abflugbereich des internationalen Flughafens arbeiten, braucht man nur seinen Auftrag abzugeben ... 5 Personen = 10 Stangen zu 2 Euro die Schachtel; hängt vom Startflughafen ab, hier Phoenix, USA. Von Kiew in der Ukraine gar nicht zu reden. (...)
Not macht eben erfinderisch. Und je mehr der Staat seine Bürger schröpft, umso weniger haben diese ein schlechtes Gewissen, wenn sie dem Staat ein Schnippchen schlagen.
Zettel



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