Die Peinlichkeiten nehmen für Mitt Romney kein Ende. Das nun veröffentlichte Geheimvideo entlarvt den Obama-Rivalen als zahlenfixierten Technokraten, dem es an Mitgefühl mangelt. Die Republikaner müssen fürchten, ihren einst sicher geglaubten Sieg schon verspielt zu haben.
Kommentar: Davon stimmt so gut wie nichts.
Zu keinem Zeitpunkt haben die Republikaner - oder sonst irgendwer, der auch nur halbwegs politisch informiert ist -, Romneys Sieg als "sicher geglaubt".
Hier können Sie sich die Umfragedaten seit Anfang des Jahres ansehen. Obama lag und liegt durchweg vor Romney; mit Ausnahme einer kurzen Periode zwischen dem 6. und dem 12. Mai, als Romney hauchdünn mit einem Prozentpunkt oder weniger in Führung war.
Es war immer klar, daß dies ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist, mit den besseren Chancen für Obama. In dem mathematischen Modell von Nate Silver liegt Obama seit Monaten deutlich in Führung. Gegenwärtig gibt ihm das Modell eine Gewinnchance von 72,9 Prozent; mit 302 zu 235 Stimmen im Wahlleutegremium. Der "als sicher geglaubte Sieg" ist schlicht die Unwahrheit; Desinformation der Leser von "Spiegel-Online".
Ebenso wenig stimmt es aber auch, wenn Fischer später in dem Artikel ins andere Extrem fällt und behauptet, daß das Auftauchen des Videos "Romney nun seiner letzten Chancen gegen US-Präsident Barack Obama beraubt haben könnte". Wie Sie in der verlinkten Grafik sehen, ist der Vorsprung von 4 Prozentpunkten, den Obama nach der demokratischen National Convention gewonnen hatte, inzwischen wieder auf 1,4 Prozentpunkte geschrumpft.
Es handelte sich also um den üblichen convention bounce, den "Hüpfer" in den Umfragen, der in der Regel für einen Kandidaten nach seinem Nominierungs-Parteitag auftritt und der innerhalb kurzer Zeit wieder verschwindet (siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (32): Die Lage nach den beiden National Conventions. Versuch einer Bilanz; ZR vom 9. 9. 2012). Eine Diskussion dieses Phänomens hat gestern Gallup veröffentlicht.
Was nun das Video angeht: Es ist keineswegs ein "Geheimvideo"; diese Bezeichnung ist eine grobe Irreführung. Es handelt sich vielmehr um einen illegalen und in Florida strafbaren, heimlichen Mitschnitt einer Rede auf einem fundraising dinner, die Romney bereits am 17. Mai in Boca Raton, Florida, in einer Privatvilla gehalten hatte, als er sich noch im Vorwahlkampf gegen Rick Santorum, Newt Gingrich und andere befand.
Solche fundraising dinners (Essen zum Zweck des Spendensammelns) veranstalten beide Kandidaten regelmäßig. Unterstützer erhalten dabei gegen einen saftigen Beitrag - in diesem Fall waren es 15.000 Dollar pro Person - die Gelegenheit, mit dem Kandidaten im kleinen Kreis zu speisen, ihn reden zu hören und mit ihm zu diskutieren. Der Mitschnitt zeigt, wie lebhaft davon Gebrauch gemacht wurde, Mitt Romney Fragen zu stellen.
Sie können sich den kompletten Mitschnitt hier ansehen. Der Täter filmte mit versteckter Kamera, beispielsweise einem Handy. Man sieht an den Rändern des Videos den Umriß der hinter einem Tisch verborgenen, anscheinden metallisch ausgekleideten Öffnung, aus der heraus er die Rede widerrechtlich aufnahm.
Dieser Täter - die Washington Post, bei der man die Geschichte heute lesen kann, nennt ihn die "Quelle" - hatte zunächst kurze Ausschnitte aus seinem Video ins Internet gestellt. James Carter IV, ein freier Journalist und Enkel des Präsidenten Jimmy Carter, wurde als erster darauf aufmerksam. Es gelang ihm, die "Quelle" ausfindig zu machen und eine Reihe von Gesprächen mit ihr zu führen.
Carter hatte damit einen Knüller, den er nun zu vermarkten versuchte. Er kontaktierte die linke Internet-Zeitung Huffington Post sowie David Corn, den Chef des Washingtoner Büros des linken Magazins Mother Jones.
Den ersten Zuschlag erhielt das Magazin Mother Jones, dem die Quelle über Carter das gesamte Video zur Verfügung stellte; aber auch die Huffington Post veröffentlichte Teile daraus.
Wegen der drohenden Strafverfolgung schweigen sich die Beteiligten über die Identität der "Quelle" aus. Immerhin sagte der Chef des Washingtoner Büros der Huffington Post, Ryan Grim, es handle sich um einen "progressive, firmly committed to progressive ideas"; einen Progressiven, progressiven Ideen eng verpflichtet.
Falls Sie Englisch verstehen und gut eine Stunde Zeit haben, dann sehen Sie sich diesen Mitschnitt an. Sie werden keine Spur der "Peinlichkeiten" finden, von denen "Spiegel-Online" phantasiert, sondern klare und intelligente Analysen zu einer Vielzahl von politischen Themen; Analysen, die freilich offener und direkter formuliert sind, als man das als Kandidat in einer öffentlichen Rede tun würde. Unter anderem dafür zahlen ja die Gäste eines solchen fundraising dinner.
Die einzige Peinlichkeit an der Affäre ist, daß die linken Magazine Huffington Post und Mother Jones offenbar keine Hemmungen haben, solches illegal hergestelltes Material zu veröffentlichen. Und peinlich ist im übrigen, mit welcher Dreistigkeit "Spiegel-Online" wieder einmal desinformiert.
"Spiegel-Online" gestern Abend als Vorspann zu einem Artikel des Washingtoner Korrespondenten Sebastian Fischer.
Kommentar: Davon stimmt so gut wie nichts.
Zu keinem Zeitpunkt haben die Republikaner - oder sonst irgendwer, der auch nur halbwegs politisch informiert ist -, Romneys Sieg als "sicher geglaubt".
Hier können Sie sich die Umfragedaten seit Anfang des Jahres ansehen. Obama lag und liegt durchweg vor Romney; mit Ausnahme einer kurzen Periode zwischen dem 6. und dem 12. Mai, als Romney hauchdünn mit einem Prozentpunkt oder weniger in Führung war.
Es war immer klar, daß dies ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist, mit den besseren Chancen für Obama. In dem mathematischen Modell von Nate Silver liegt Obama seit Monaten deutlich in Führung. Gegenwärtig gibt ihm das Modell eine Gewinnchance von 72,9 Prozent; mit 302 zu 235 Stimmen im Wahlleutegremium. Der "als sicher geglaubte Sieg" ist schlicht die Unwahrheit; Desinformation der Leser von "Spiegel-Online".
Ebenso wenig stimmt es aber auch, wenn Fischer später in dem Artikel ins andere Extrem fällt und behauptet, daß das Auftauchen des Videos "Romney nun seiner letzten Chancen gegen US-Präsident Barack Obama beraubt haben könnte". Wie Sie in der verlinkten Grafik sehen, ist der Vorsprung von 4 Prozentpunkten, den Obama nach der demokratischen National Convention gewonnen hatte, inzwischen wieder auf 1,4 Prozentpunkte geschrumpft.
Es handelte sich also um den üblichen convention bounce, den "Hüpfer" in den Umfragen, der in der Regel für einen Kandidaten nach seinem Nominierungs-Parteitag auftritt und der innerhalb kurzer Zeit wieder verschwindet (siehe US-Präsidentschaftswahlen 2012 (32): Die Lage nach den beiden National Conventions. Versuch einer Bilanz; ZR vom 9. 9. 2012). Eine Diskussion dieses Phänomens hat gestern Gallup veröffentlicht.
Was nun das Video angeht: Es ist keineswegs ein "Geheimvideo"; diese Bezeichnung ist eine grobe Irreführung. Es handelt sich vielmehr um einen illegalen und in Florida strafbaren, heimlichen Mitschnitt einer Rede auf einem fundraising dinner, die Romney bereits am 17. Mai in Boca Raton, Florida, in einer Privatvilla gehalten hatte, als er sich noch im Vorwahlkampf gegen Rick Santorum, Newt Gingrich und andere befand.
Solche fundraising dinners (Essen zum Zweck des Spendensammelns) veranstalten beide Kandidaten regelmäßig. Unterstützer erhalten dabei gegen einen saftigen Beitrag - in diesem Fall waren es 15.000 Dollar pro Person - die Gelegenheit, mit dem Kandidaten im kleinen Kreis zu speisen, ihn reden zu hören und mit ihm zu diskutieren. Der Mitschnitt zeigt, wie lebhaft davon Gebrauch gemacht wurde, Mitt Romney Fragen zu stellen.
Sie können sich den kompletten Mitschnitt hier ansehen. Der Täter filmte mit versteckter Kamera, beispielsweise einem Handy. Man sieht an den Rändern des Videos den Umriß der hinter einem Tisch verborgenen, anscheinden metallisch ausgekleideten Öffnung, aus der heraus er die Rede widerrechtlich aufnahm.
Dieser Täter - die Washington Post, bei der man die Geschichte heute lesen kann, nennt ihn die "Quelle" - hatte zunächst kurze Ausschnitte aus seinem Video ins Internet gestellt. James Carter IV, ein freier Journalist und Enkel des Präsidenten Jimmy Carter, wurde als erster darauf aufmerksam. Es gelang ihm, die "Quelle" ausfindig zu machen und eine Reihe von Gesprächen mit ihr zu führen.
Carter hatte damit einen Knüller, den er nun zu vermarkten versuchte. Er kontaktierte die linke Internet-Zeitung Huffington Post sowie David Corn, den Chef des Washingtoner Büros des linken Magazins Mother Jones.
Den ersten Zuschlag erhielt das Magazin Mother Jones, dem die Quelle über Carter das gesamte Video zur Verfügung stellte; aber auch die Huffington Post veröffentlichte Teile daraus.
Wegen der drohenden Strafverfolgung schweigen sich die Beteiligten über die Identität der "Quelle" aus. Immerhin sagte der Chef des Washingtoner Büros der Huffington Post, Ryan Grim, es handle sich um einen "progressive, firmly committed to progressive ideas"; einen Progressiven, progressiven Ideen eng verpflichtet.
Falls Sie Englisch verstehen und gut eine Stunde Zeit haben, dann sehen Sie sich diesen Mitschnitt an. Sie werden keine Spur der "Peinlichkeiten" finden, von denen "Spiegel-Online" phantasiert, sondern klare und intelligente Analysen zu einer Vielzahl von politischen Themen; Analysen, die freilich offener und direkter formuliert sind, als man das als Kandidat in einer öffentlichen Rede tun würde. Unter anderem dafür zahlen ja die Gäste eines solchen fundraising dinner.
Die einzige Peinlichkeit an der Affäre ist, daß die linken Magazine Huffington Post und Mother Jones offenbar keine Hemmungen haben, solches illegal hergestelltes Material zu veröffentlichen. Und peinlich ist im übrigen, mit welcher Dreistigkeit "Spiegel-Online" wieder einmal desinformiert.
Zettel
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