"Ein Plagiat setzt voraus, wie Sie wissen und wie viele wissen, daß man bewußt und vorsätzlich getäuscht haben sollte". So begründete Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg in der heutigen Fragestunde des Deutschen Bundestags, daß er die Vorwürfe von Plagiaten vergangene Woche "abstrus" genannt hatte.
Er bleibt also dabei, daß ihm "gravierende Fehler" unterlaufen seien, daß er aber nicht absichtlich plagiiert hätte. Er bleibt auch vor dem Bundestag bei dem, was er am Montag den Kelkheimer Wählern weisgemacht hat (siehe Guttenbergs Kelkheimer Rede. Der Text im Wortlaut und eine Analyse von Guttenbergs Rhetorik. Wie kann Guttenberg überhaupt den Doktorgrad loswerden?; ZR vom 22. 2. 2011).
Das ist eine so dreiste Lüge, daß Guttenberg sich damit den Titel "Lügenbaron" verdient hat ("Baron" ist in anderen Sprachen der Freiherr). Er wird hoffentlich nicht versuchen, ihn "zurückzugeben", diesen wohlverdienten Titel.
Es gibt erdrückende Beweise dafür, daß die Plagiate nicht versehentlich zustandegekommen sein können. Man kann Anführungszeichen vergessen; aber wie will Guttenberg erklären, daß die Zitate systematisch verändert wurden? Wie will er erklären, daß er eine Jahreszahl in einem fremden Text durch eine andere ersetzt hat, damit sie zum Abgabetermin seiner Arbeit paßte? Wie will er alle die anderen Veränderungen in den Textpassagen erklären, die er vorgeblich nur hatte zitieren wollen?
Wie will er erklären, daß er quer durch die Arbeit Wörter in die nicht gekennzeichneten Zitate eingefügt, daß er sie aufgemotzt hat, indem er deutsche Wörter durch Fremdwörter ersetzte? Siehe dazu "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat". Warum Guttenbergs Erklärung unglaubhaft ist; ZR vom 18. 2. 2010; sowie Dokumentation des Zwischenberichts von GuttenPlag Wiki zu Guttenbergs Plagiaten; ZR vom 21. 2. 2010. Im aktuellen "Spiegel" (8/2011 vom 21. 2. 2011, S. 22) findet man weitere Beispiele; so ersetzte Guttenberg in einem Plagiat etwa das Wort "Oberstes Bundesgericht" durch "Supreme Court". Macht doch gleich viel mehr her.
Solche Veränderungen sind beim Zitieren streng verboten; das lernt ein Jurastudent in den ersten Semestern. Es ergibt im übrigen ja auch gar keinen Sinn, daß ein Autor sich die Mühe macht, einen Text derart zu verändern, wenn er ihn nur zitieren will. So etwas ist allein damit zu erklären, daß Guttenberg den plagiierten Text als seinen eigenen ausgeben wollte und ihn - nach Guttenberg-Art - dabei mit Fremdwörtern schmückte.
Kurz, es gibt für die Plagiate keine andere Erklärung als die, daß Guttenberg bewußt und in großem Stil Texte anderer Autoren als seine eigenen ausgeben wollte. Nun hat er also vor dem Bundestag gelogen. Franz-Josef Strauß mußte als Minister gehen, nachdem ihm nachgewiesen worden war, daß er vor dem Bundestag gelogen hatte.
Wie kommt es, daß dieser Mann, der so dreist lügt, derart beliebt werden konnte? Die Antwort könnte trivial sein. Es war der Tartuffe-Effekt.
Molières Tartuffe wird im Untertitel der Komödie als ein imposteur bezeichnet, als ein Scharlatan. Tartuffe erzielt seine Erfolge in der Familie seines Gastgebers dadurch, daß er alle mit seiner Redlichkeit beeindruckt, mit seiner Tugendhaftigkeit.
Orgon, der Hausherr, ist von Tartuffe derart überzeugt, daß er ihm sein Haus überschreibt, so daß Tartuffe ihn ruinieren kann. Nur ein Eingreifen des Königs - Molières Reverenz an seinen König Ludwig XIV - rettet am Ende Orgon vor Tartuffe.
Der Erfolg jedes Scharlatans liegt just daran, daß er als ein Ehrenmann wirkt. Heute vor dem Bundestag hat Guttenberg versucht, diese Rolle durchzuhalten. Es wirkte wie eine Parodie.
Orgon wird erst von seiner Verehrung für Tartuffe geheilt, als er - unter dem Tisch versteckt - erlebt, wie der vorgeblich so fromme und keusche Tartuffe seine Frau zu verführen versucht. Alle Indizien, alle Warnungen hatte Orgon zuvor ignoriert.
So ist es wohl auch mit den Bewunderern Guttenbergs unter den Deutschen. Indizien versuchen sie zu ignorieren, der kognitiven Dissonanz auszuweichen (siehe Guttenbergs Glanz. Guttenbergs Fall. Glamour, Enttäuschung, kognitive Dissonanz; ZR vom 21. 2. 2011). Es fehlt ihnen die smoking gun, der zwingende, für jeden sichtbare Beweis.
Krista Sager (Die Grünen) hat heute im Bundestag gesagt:
Daß ihm die "Menschen im Lande" seine Lügen abnehmen, so wie Orgon sie dem Tartuffe abgenommen hat, das ist gut möglich. Es ist die Sache derer, die das besser beurteilen können, dieselbe Aufklärungsarbeit zu tun, die Orgons Frau Elmire leistete, als sie die Szene mit Orgon unter dem Tisch arrangierte, damit dieser selbst erleben konnte, wie der nichtsahnende Tartuffe sie zu verführen suchte.
Er bleibt also dabei, daß ihm "gravierende Fehler" unterlaufen seien, daß er aber nicht absichtlich plagiiert hätte. Er bleibt auch vor dem Bundestag bei dem, was er am Montag den Kelkheimer Wählern weisgemacht hat (siehe Guttenbergs Kelkheimer Rede. Der Text im Wortlaut und eine Analyse von Guttenbergs Rhetorik. Wie kann Guttenberg überhaupt den Doktorgrad loswerden?; ZR vom 22. 2. 2011).
Das ist eine so dreiste Lüge, daß Guttenberg sich damit den Titel "Lügenbaron" verdient hat ("Baron" ist in anderen Sprachen der Freiherr). Er wird hoffentlich nicht versuchen, ihn "zurückzugeben", diesen wohlverdienten Titel.
Es gibt erdrückende Beweise dafür, daß die Plagiate nicht versehentlich zustandegekommen sein können. Man kann Anführungszeichen vergessen; aber wie will Guttenberg erklären, daß die Zitate systematisch verändert wurden? Wie will er erklären, daß er eine Jahreszahl in einem fremden Text durch eine andere ersetzt hat, damit sie zum Abgabetermin seiner Arbeit paßte? Wie will er alle die anderen Veränderungen in den Textpassagen erklären, die er vorgeblich nur hatte zitieren wollen?
Wie will er erklären, daß er quer durch die Arbeit Wörter in die nicht gekennzeichneten Zitate eingefügt, daß er sie aufgemotzt hat, indem er deutsche Wörter durch Fremdwörter ersetzte? Siehe dazu "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat". Warum Guttenbergs Erklärung unglaubhaft ist; ZR vom 18. 2. 2010; sowie Dokumentation des Zwischenberichts von GuttenPlag Wiki zu Guttenbergs Plagiaten; ZR vom 21. 2. 2010. Im aktuellen "Spiegel" (8/2011 vom 21. 2. 2011, S. 22) findet man weitere Beispiele; so ersetzte Guttenberg in einem Plagiat etwa das Wort "Oberstes Bundesgericht" durch "Supreme Court". Macht doch gleich viel mehr her.
Solche Veränderungen sind beim Zitieren streng verboten; das lernt ein Jurastudent in den ersten Semestern. Es ergibt im übrigen ja auch gar keinen Sinn, daß ein Autor sich die Mühe macht, einen Text derart zu verändern, wenn er ihn nur zitieren will. So etwas ist allein damit zu erklären, daß Guttenberg den plagiierten Text als seinen eigenen ausgeben wollte und ihn - nach Guttenberg-Art - dabei mit Fremdwörtern schmückte.
Kurz, es gibt für die Plagiate keine andere Erklärung als die, daß Guttenberg bewußt und in großem Stil Texte anderer Autoren als seine eigenen ausgeben wollte. Nun hat er also vor dem Bundestag gelogen. Franz-Josef Strauß mußte als Minister gehen, nachdem ihm nachgewiesen worden war, daß er vor dem Bundestag gelogen hatte.
Wie kommt es, daß dieser Mann, der so dreist lügt, derart beliebt werden konnte? Die Antwort könnte trivial sein. Es war der Tartuffe-Effekt.
Molières Tartuffe wird im Untertitel der Komödie als ein imposteur bezeichnet, als ein Scharlatan. Tartuffe erzielt seine Erfolge in der Familie seines Gastgebers dadurch, daß er alle mit seiner Redlichkeit beeindruckt, mit seiner Tugendhaftigkeit.
Orgon, der Hausherr, ist von Tartuffe derart überzeugt, daß er ihm sein Haus überschreibt, so daß Tartuffe ihn ruinieren kann. Nur ein Eingreifen des Königs - Molières Reverenz an seinen König Ludwig XIV - rettet am Ende Orgon vor Tartuffe.
Der Erfolg jedes Scharlatans liegt just daran, daß er als ein Ehrenmann wirkt. Heute vor dem Bundestag hat Guttenberg versucht, diese Rolle durchzuhalten. Es wirkte wie eine Parodie.
Orgon wird erst von seiner Verehrung für Tartuffe geheilt, als er - unter dem Tisch versteckt - erlebt, wie der vorgeblich so fromme und keusche Tartuffe seine Frau zu verführen versucht. Alle Indizien, alle Warnungen hatte Orgon zuvor ignoriert.
So ist es wohl auch mit den Bewunderern Guttenbergs unter den Deutschen. Indizien versuchen sie zu ignorieren, der kognitiven Dissonanz auszuweichen (siehe Guttenbergs Glanz. Guttenbergs Fall. Glamour, Enttäuschung, kognitive Dissonanz; ZR vom 21. 2. 2011). Es fehlt ihnen die smoking gun, der zwingende, für jeden sichtbare Beweis.
Krista Sager (Die Grünen) hat heute im Bundestag gesagt:
Ich frage Sie, wenn Sie schon glauben, daß Sie die Menschen in diesem Lande, die Sie so sehr bewundert haben die ganzen Wochen und Monate, wenn Sie schon glauben, daß Sie die für dumm verkaufen können, - glauben Sie, daß Sie auch Menschen, die sich im wissenschaftlichen Bereich auskennen und die selber wissenschaftlich arbeiten oder gearbeitet haben, daß Sie die auch für dumm verkaufen können?Guttenbergs entwaffnende Antwort war: "Ja gerade nicht".
Daß ihm die "Menschen im Lande" seine Lügen abnehmen, so wie Orgon sie dem Tartuffe abgenommen hat, das ist gut möglich. Es ist die Sache derer, die das besser beurteilen können, dieselbe Aufklärungsarbeit zu tun, die Orgons Frau Elmire leistete, als sie die Szene mit Orgon unter dem Tisch arrangierte, damit dieser selbst erleben konnte, wie der nichtsahnende Tartuffe sie zu verführen suchte.
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette vom Autor Strassengalerie unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz freigegeben.