18. März 2010

Marginalie: Der Arm getroffen? Schuß ins Bein? Magen, Niere? Oder doch nur eine Zyste an der Hand? Gerüchte um Maliki

Erst habe ich es bei dem israelischen Nachrichtendienst DEBKA.file gelesen, das war am Montag. Dann zogen die Blogs nach. Gerüchte, das Übliche. Aber auch die New York Times (NYT) hat berichtet, sogar ausführlich: Der irakische Ministerpräsident Maliki mußte sich einer Operation unterziehen.

Daß das der Fall war, in der vergangenen Woche, ist gewiß; es wurde amtlich bestätigt. Aber warum?

DEBKA.file hatte lakonisch gemeldet:
DEBKAfile's intelligence and Baghdad sources disclose that prime minister Nouri al-Maliki was injured in an attempt on his life last Thursday, March 11. His armored convoy came under an RPG-automatic fire attack after a bomb hit his car. US and Iraqi authorities have blacked out the incident, but our sources learn that Maliki is being treated for moderate-to-serious injuries at the American military hospital. One source says he was hit in the arm.

Quellen von DEBKA.file bei den Geheimdiensten und in Bagdad melden, daß Premierminister Nuri al-Maliki bei einem Mordanschlag am vergangenen Donnerstag, dem 11. März verletzt wurde. Sein gepanzerter Konvoi wurde mit automatischen Granatwerfern angegriffen, nachdem eine Bombe seinen Wagen getroffen hatte. Die US- und irakischen Behörden halten den Vorfall geheim, aber laut unseren Quellen wird Maliki wegen leichter bis ernsthafter Verletzungen im amerikanischen Militärkrankenhaus behandelt. Laut unseren Quellen wurde er am Arm getroffen.
Tja, Quellen.

Die NYT berichtet aus Bagdad von Gerüchten, die ein Attentat bestätigen, aber denen zufolge Maliki einen Schuß ins Bein erhalten hätte; so etwa der (arabischsprachige) Blog Aljeeran.

Regierungsnahe Kreise, wie man so zu sagen pflegt, bieten harmlose Erklärungen. Malakis Mitarbeiter Ali al-Mosawi sagte, es sei eine Zyste aus Malikis Magen entfernt worden. Laut Hassan al-Sunaidi, einem führenden Mitglied von Malikis Parteienkoalition, befand sich die Zyste an der Hand.

Mit Berufung auf Quellen aus Malikis Umgebung schrieb hingegen die Tageszeitung Asharq al-Awsat, Maliki sei wegen eines Nierensteins operiert worden.

Im Orient erzählt man halt gern Geschichten. Der Hintergrund aber ist ernst: Die Wahlen liegen am Sonntag drei Wochen zurück, und noch immer fehlt das Ergebnis. Das kann an besonderer Sorgfalt und/oder besonderen Schwierigkeiten bei der Auszählung der Stimmen liegen. Aber natürlich nährt eine solche ungewöhnliche Verzögerung auch den Verdacht von Manipulationen.

In einem solchen Klima gedeihen Gerüchte. Sicher scheint bisher zu sein, daß erstens Malikis gemäßigt schiitisches Parteienbündnis nicht allein regieren kann und daß zweitens das (nach irakischen Maßstäben) liberale Bündnis von Ijad Alawi erstaunlich stark abgeschnitten hat.

Das entspricht übrigens genau dem, was hier im Blog bereits in der Wahlnacht zu lesen gewesen war, gestützt auf zwei Quellen, die ich zur Zeit des Irakkriegs oft genutzt und immer für zuverlässig befunden habe: Den Blog Iraq the Model und den Reporter vor Ort und Blogger Bill Ardolino.



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