9. März 2010

Deutschland im Öko-Würgegriff (21): Deutschland wird zum Gespött. Absurdität des "Ökostroms". Der deutsche Verbraucher zahlt für unsere Nachbarn

Wir Deutschen sind für unsere Gründlichkeit bekannt. Wie jeder aus dem Alltag weiß, kann Gründlichkeit allerdings leicht in Absonderlichkeit umschlagen, in skurriles Verhalten. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es auch hier nur einen Schritt; wer eben noch bewundert wurde, der kann schnell zum allgemeinen Gespött werden.

Zum allgemeinen Gespött ist Deutschland mit seinem Öko-Wahn vielleicht noch nicht geworden, aber die ersten Spötter haben uns doch schon im Visier. In dem britischen Blog Bishop Hill fand sich gestern der folgende Eintrag:
A German aristocrat of my acquaintance has figured out that the price he will be paid for the output of a solar panel is so high compared with the price he will pay for his input of normal electricity, that he is thinking of rigging up powerful arc lamps to shine on solar panels on his extensive roof.

Ein deutscher Adliger, mit dem ich bekannt bin, hat ausgerechnet, daß der Preis, den er für die Einspeisung von Strom aus seiner Solaranlage bekommt, so weit über dem Preis liegt, den er für normalen Netzstrom zahlt, daß er daran denkt, starke Bogenlampen anzubringen, welche die Solarpaneele auf seinem ausgedehnten Dach bestrahlen.
Se non e vero e ben trovato. Dem britischen Humor traue ich es zu, diesen deutschen Adligen ersonnen zu haben. Aber wer weiß, vielleicht existiert er wirklich; und vielleicht ist der Witz ja längst Realität, oder jedenfalls realisierbar.

Jener gedachte oder real existierende deutsche Adlige kauft Strom, wandelt ihn zunächst in Lichtenergie und dann wieder in Strom um und verkauft diesen zu einem höheren Preis, als er für den gekauften Strom gezahlt hatte. Seine Anlage ist zwar eine Stromvernichtungsmaschine (der Wirkungsgrad von Photozellen liegt typischerweise bei ungefähr 20 Prozent), aber zugleich eine Geldheckmaschine.

Besser kann man den ökonomischen Wahnwitz der Förderung der Solarenergie (siehe Das gigantische Geschäft mit dem Solarstrom; ZR vom 4. 3. 2010) kaum illustrieren. Für den Wahnwitz der Förderung der sogenannten erneuerbaren Energie überhaupt gibt es aber noch ein absurderes Beispiel: die Windenergie.



Man kann es in der aktuellen Ausgabe des gedruckten "Spiegel" lesen ("Spiegel" 10/2010 vom 8. 3. 2010; S. 84 - 85), unter dem schönen Titel "Windiges Minus". (In "Spiegel-Online" habe ich nichts dazu gefunden, obwohl es doch eigentlich eine Knüller-Meldung ist). Der "Spiegel" berichtet, daß nicht selten Stromkunden nicht nur Strom umsonst bekommen, sondern daß der Stromerzeuger sie sogar dafür bezahlt, daß sie ihm Strom zum Nulltarif abnehmen.

Wie das? Die Erklärung ist einfach. Wie Kritiker der "erneuerbaren Energien" seit Jahrzehnten schreiben, haben sowohl der Solarstrom als auch der Strom aus Windrädern den massiven Nachteil, daß sie nicht nach Bedarf produziert werden können. Solarstrom wird in dem Maß erzeugt, in dem die Sonne scheint. Windenergie entsteht nun einmal dann und genau dann, wenn der Wind weht.

Alle klassischen Formen der Stromerzeugung wurden vernünftigerweise so entwickelt, daß die jeweils erzeugte Strommenge dem Bedarf angepaßt werden kann; wenn auch unterschiedlich schnell. Aus Talsperren kann viel oder wenig Wasser über die Turbinen fließen; Gaskraftwerke können ebenfalls schnell gedrosselt oder hochgefahren werden. Bei Kohle- und Kernkraftwerken ist das Herunter- und Hochfahren etwas langsamer, aber es funktioniert und findet auch statt.

Aber der Wind weht bekanntlich, wann er will; und die Sonne scheint mal mehr, mal weniger und manchmal gar nicht.

Die Folge ist, daß es ein hohes Angebot beispielsweise an Windenergie just dann geben kann, wenn es nicht benötigt wird. Zum Beispiel über Weihnachten, wo wegen der Feiertage wenig Energie verbraucht wird. Und was dann passieren kann, schildert der "Spiegel"-Artikel für den ersten Weihnachtsfeiertag 2009 so:
Über der Nordsee hatte sich ein gewaltiges Sturmtief zusammengebraut. Orkanartige Böen jagten über die Küstenlandschaft, entwurzelten Bäume und deckten Dächer ab. Selbst im Flachland verzeichneten die Meteorologen noch Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 Stundenkilometern.

Nicht nur das Wetter schlug Kapriolen. An der deutschen Strombörse in Leipzig registrierten Händler und Kunden zeitgleich ein Phänomen, das lange eine eher theoretische Rolle gespielt hatte. Innerhalb weniger Stunden drehte der Strompreis am Spotmarkt in den negativen Bereich. Wer sich in dieser Zeit eindeckte, erhielt nicht nur den Strom umsonst, sondern obendrauf noch eine Prämie für die Abnahme.
Und zwar nicht zu knapp; allein an jenem ersten Weihnachts-Feiertag wurden 14 Millionen Euro an Prämien gezahlt.

Das war kein Einzelfall. Seit Anfang September vergangenen Jahres ist es an 29 Tagen passiert, daß Abnehmer für Strom nicht zahlen mußten, sondern noch etwas dazubekamen, nur damit sie den Windstrom abnahmen.

Ja, aber was machen sie denn mit dem geschenkten und auch noch bonifizierten Strom, wenn doch kein Bedarf besteht? Ganz einfach: Dieser vom deutschen Stromkunden mit hohen Stromkosten subventionierte Strom wird ins Ausland verschenkt, wo man ihn nutzen kann.

Das Alpenland Österreich beispielsweise hat, durch seine Geographie bedingt, die Möglichkeit, elektrische Energie durch ihre Umwandlung in potentielle Energie zu speichern: Wird Strom verschenkt, dann nutzt man ihn, um Wasser in die Höhe zu pumpen, das dann, wenn Strom benötigt wird, Turbinen betreibt. Der "Spiegel":
Für die Betreiber solcher Pumpspeicherkraftwerke, weiß man bei der Deutschen Energieagentur, ist das ein todsicheres Geschäft. Für die deutschen Verbraucher hingegen ein massives Ärgernis. (...) Aufwendig produzierter CO2-freier Ökostrom aus Deutschland werde so immer öfter als "Graustrom" ins Ausland "verschenkt".
Die Deutschen sind eben gründlich. Auch wenn wir uns damit nicht nur zum Gespött, sondern auch pekuniär zum Deppen des Auslands machen.



Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen bisherigen Folgen dieser Serie findet man hier. Titelvignette: Schiffe sinken im Sturm. Gemälde von Ludolf Backhuysen (ca 1630). In der Public Domain, da das Copyright erloschen ist (Ausschnitt). Mit Dank an Thomas Pauli.