Kanada sei die "sportlich erfolgreichste Nation dieser Spiele" gewesen, meldeten heute morgen die Nachrichten im Morgenmagazin der ARD. Schaut man allerdings auf der offiziellen WebSite der Olympischen Spiele nach, dann findet man Kanada auf Platz drei.
Bescheidenheit des Gastgebers? Durchaus nicht. In Nordamerika - und damit offiziell bei den Spielen in Vancouver - wird der olympische Erfolg anders gemessen als bei uns; nämlich nach der Gesamtzahl der Medaillen. Wir hingegen zählen als erstes Kriterium nach Goldmedaillen, als zweites nach Silber- und als drittes nach Bronzemedaillen.
Deshalb liegt Kanada mit seinen 14 Goldmedaillen in unserem deutschen Medaillenspiegel deutlich an erster Stelle. In der offiziellen Tabelle des Veranstalters sind ganz oben hingegen die USA mit insgesamt 37 Medaillen verzeichnet. Kanada hat nur 26 errungen und muß sich mit dem dritten Platz bescheiden.
Der Unterschied zwischen den beiden Arten von Bestenlisten kann für einzelne Nationen beträchtlich sein. Die Schweiz zum Beispiel liegt mit 6 Goldmedaillen im Medaillenspiegel auf Platz 6; für insgesamt 9 Schweizer Medaillen reicht es in der offiziellen Wertung aber nur zu Platz 11.
Welche Wertung ist die gerechtere? Natürlich keine, oder es sind beide. Auch eine dritte Wertung, die auf Punkten basiert (drei für eine Gold-, zwei für eine Silber- und eine für eine Bronzemedaille) ist nicht gerechter oder ungerechter als die beiden anderen.
Eine "wirklich" gerechte Wertung gibt es bei keinem Ranking. Im Fußball kann man für ein gewonnenes Spiel (wie früher) zwei Punkte geben oder drei (wie jetzt). Im Tennis könnte man denjenigen als Sieger festlegen, der nach, sagen wir, zwei Stunden die meisten Punkte hat. Dann wäre das Spiel allerdings grottenlangweilig; sein Reiz basiert wesentlich auf der Zählweise, die es in kleine und größere Entscheidungen zerlegt.
Nicht anders ist es, nebenbei bemerkt, beim Wahlrecht: Daß die Sitze im Parlament proportional zur gesamten Stimmenzahl vergeben werden, ist ebenso gerecht oder ungerecht, wie daß jeder Wahlkreis durch einen Abgeordneten vertreten wird. Oder im US-Senat jeder Staat, ob klein oder groß, durch zwei Senatoren.
Allerlei Interessantes und Skurriles zur Medaillenwertung haben zwei Autoren der "Süddeutschen Zeitung" zusammengetragen. Im August 2008, anläßlich der Sommerspiele in Peking, konnte man aus der Feder von Jürgen Schmieder beispielsweise lesen, daß es schon bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit einen Streit um die Wertung gab, weil die USA zwar die meisten Olympiasieger gestellt hatten, Griechenland aber mit 47 Medaillen die meisten Medaillengewinner.
Schmieder wies auch darauf hin, daß es ja noch ganz andere Zählmöglichkeiten gibt; beispielsweise nach Medaillen pro Einwohner. (Schließlich wird ja auch das Brutto- Sozialprodukt oft pro Kopf berechnet). Dann lägen, so hat es einmal ein britisches Magazin herausgefunden, sonnige Inseln ganz vorn. Natürlich nur bei Sommerspielen.
Vorgestern hat Schmieders Kollege Johannes Aumüller diese Betrachtungen fortgeführt und ein wenig auf die Spitze getrieben. Man könne, meint er, die Zahl der gewonnenen Medaillen ja nicht nur auf die Einwohnerzahl beziehen, sondern etwa auch darauf, "mit wie viel beziehungsweise wie wenig investiertem Geld eine Goldmedaille errungen wird". Oder "unter Einbeziehung der Anzahl der Berge, der Niederschlagsmenge Schnee pro Quadratmeter etc.". Ein schönes Thema für Brainstorming, wie man sieht.
Und Deutschland? Wie das mit der Anzahl der Berge und der Schneemenge ist, weiß ich nicht.
Jedenfalls liegt Deutschland im Medaillenspiegel auf Platz zwei; mit 10 Goldmedaillen hinter Kanada (14) und vor den USA (9).
Deutschland liegt auch in der offiziellen Wertung auf Platz zwei; mit 30 Medaillen hinter den USA (37) und vor Kanada (26).
Und wenn man die Medaillen mit drei, zwei oder einem Punkt gewichtet, - auch dann liegen wir auf dem zweiten Platz; mit 63 Punkten auch hier hinter den USA (70) und vor Kanada (61).
Ausnahmsweise also braucht sich einmal niemand in Deutschland zu beschweren, man würde uns benachteiligen. Egal, wie man das Ranking vornimmt - unser Ergebnis ist immer dasselbe.
Bescheidenheit des Gastgebers? Durchaus nicht. In Nordamerika - und damit offiziell bei den Spielen in Vancouver - wird der olympische Erfolg anders gemessen als bei uns; nämlich nach der Gesamtzahl der Medaillen. Wir hingegen zählen als erstes Kriterium nach Goldmedaillen, als zweites nach Silber- und als drittes nach Bronzemedaillen.
Deshalb liegt Kanada mit seinen 14 Goldmedaillen in unserem deutschen Medaillenspiegel deutlich an erster Stelle. In der offiziellen Tabelle des Veranstalters sind ganz oben hingegen die USA mit insgesamt 37 Medaillen verzeichnet. Kanada hat nur 26 errungen und muß sich mit dem dritten Platz bescheiden.
Der Unterschied zwischen den beiden Arten von Bestenlisten kann für einzelne Nationen beträchtlich sein. Die Schweiz zum Beispiel liegt mit 6 Goldmedaillen im Medaillenspiegel auf Platz 6; für insgesamt 9 Schweizer Medaillen reicht es in der offiziellen Wertung aber nur zu Platz 11.
Welche Wertung ist die gerechtere? Natürlich keine, oder es sind beide. Auch eine dritte Wertung, die auf Punkten basiert (drei für eine Gold-, zwei für eine Silber- und eine für eine Bronzemedaille) ist nicht gerechter oder ungerechter als die beiden anderen.
Eine "wirklich" gerechte Wertung gibt es bei keinem Ranking. Im Fußball kann man für ein gewonnenes Spiel (wie früher) zwei Punkte geben oder drei (wie jetzt). Im Tennis könnte man denjenigen als Sieger festlegen, der nach, sagen wir, zwei Stunden die meisten Punkte hat. Dann wäre das Spiel allerdings grottenlangweilig; sein Reiz basiert wesentlich auf der Zählweise, die es in kleine und größere Entscheidungen zerlegt.
Nicht anders ist es, nebenbei bemerkt, beim Wahlrecht: Daß die Sitze im Parlament proportional zur gesamten Stimmenzahl vergeben werden, ist ebenso gerecht oder ungerecht, wie daß jeder Wahlkreis durch einen Abgeordneten vertreten wird. Oder im US-Senat jeder Staat, ob klein oder groß, durch zwei Senatoren.
Allerlei Interessantes und Skurriles zur Medaillenwertung haben zwei Autoren der "Süddeutschen Zeitung" zusammengetragen. Im August 2008, anläßlich der Sommerspiele in Peking, konnte man aus der Feder von Jürgen Schmieder beispielsweise lesen, daß es schon bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit einen Streit um die Wertung gab, weil die USA zwar die meisten Olympiasieger gestellt hatten, Griechenland aber mit 47 Medaillen die meisten Medaillengewinner.
Schmieder wies auch darauf hin, daß es ja noch ganz andere Zählmöglichkeiten gibt; beispielsweise nach Medaillen pro Einwohner. (Schließlich wird ja auch das Brutto- Sozialprodukt oft pro Kopf berechnet). Dann lägen, so hat es einmal ein britisches Magazin herausgefunden, sonnige Inseln ganz vorn. Natürlich nur bei Sommerspielen.
Vorgestern hat Schmieders Kollege Johannes Aumüller diese Betrachtungen fortgeführt und ein wenig auf die Spitze getrieben. Man könne, meint er, die Zahl der gewonnenen Medaillen ja nicht nur auf die Einwohnerzahl beziehen, sondern etwa auch darauf, "mit wie viel beziehungsweise wie wenig investiertem Geld eine Goldmedaille errungen wird". Oder "unter Einbeziehung der Anzahl der Berge, der Niederschlagsmenge Schnee pro Quadratmeter etc.". Ein schönes Thema für Brainstorming, wie man sieht.
Und Deutschland? Wie das mit der Anzahl der Berge und der Schneemenge ist, weiß ich nicht.
Jedenfalls liegt Deutschland im Medaillenspiegel auf Platz zwei; mit 10 Goldmedaillen hinter Kanada (14) und vor den USA (9).
Deutschland liegt auch in der offiziellen Wertung auf Platz zwei; mit 30 Medaillen hinter den USA (37) und vor Kanada (26).
Und wenn man die Medaillen mit drei, zwei oder einem Punkt gewichtet, - auch dann liegen wir auf dem zweiten Platz; mit 63 Punkten auch hier hinter den USA (70) und vor Kanada (61).
Ausnahmsweise also braucht sich einmal niemand in Deutschland zu beschweren, man würde uns benachteiligen. Egal, wie man das Ranking vornimmt - unser Ergebnis ist immer dasselbe.
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