23. Januar 2013

Zitat des Tages: "Kriminalität und soziale Ungerechtigkeiten". Der Antiamerikanismus des deutschen Spießers, einst und jetzt

Auffällig ist ..., dass das Bild der Deutschen vom Leben in den Vereinigten Staaten und der Rolle der Vereinigten Staaten in der Welt stark von Negativklischees geprägt ist. (...)

Die Befragten wurden gebeten anzugeben, welche ... Eigenschaften auf die Vereinigten Staaten zutreffen. 77 Prozent wählten die Aussage "Viel Kriminalität" aus (...).

An zweiter Stelle der den Vereinigten Staaten zugeordneten Eigenschaften stehen gleichauf "Schöne Landschaften" und "Große soziale Ungerechtigkeiten". Zu den häufiger genannten Punkten gehören auch "Viel Hektik, Stress" (45 Prozent) und "Oberflächlichkeit" (42 Prozent).
Aus einem Artikel in der heutigen FAZ, in dem Thomas Petersen über eine aktuelle Umfrage von Allensbach zum Thema USA berichtet.

Kommentar: Die Umfrage zeigte neben den in dem Zitat genannten noch weitere erschreckende, ja hanebüchene Vorurteile gegenüber den USA: Nur 17 Prozent billigten beispielsweise den USA "gebildete Leute" zu; gerade einmal 8 Prozent eine "hochstehende Kultur". Aber 72 Prozent sehen in den Vereinigten Staaten "als Konsum- und Wegwerf­gesell­ schaft ein abschreckendes Beispiel für den Rest der Welt". Als ein Land mit großer Tradition betrachten nur 23 Prozent die USA; gar nur 19 Prozent glauben, daß sie ein Land seien, in dem es sich gut leben läßt.

Nicht wahr, diese Befunde wundern Sie nicht?

Ein großer Teil dieser Vorurteile haben ihre Wurzel in der Propaganda der Nazis, die ein Bild der USA als kulturlos, von zivilisatorischem Niedergang zerfressen und dekadent zeichneten.

Die Linke hat das seit der Zeit des Kalten Kriegs durch das Bild einer unsozialen, von Kriminalität geprägten "Ellen­bogen­gesellschaft" ergänzt. Beide Klischees fügen sich zusammen zu dem Amerikabild, das heute viele Deutsche haben.

Die Leitmedien, allen voran die öffentlich-rechtlichen, die sonst so tapfer gegen ethnische und nationale Vorurteile zu Felde ziehen, suchen dieses Zerrbild der USA nicht etwa zu korrigieren, sondern viele ihrer Journalisten fördern es nach Kräften.

Zahllose Berichte befassen sich mit der Kriminalität in den USA, mit deren vorgeblicher sozialer Ungerechtigkeit, mit angeblicher Bigotterie im Inneren und Aggression nach außen.

Positive Berichte über die amerikanische Gesellschaft, über die Leistungen der amerikanischen Kultur und Wissenschaft, über die große Bereitschaft zur Wohltätigkeit, über nachbarschaftliche Solidarität und großzügiges Spenden in den USA, über das vorbildliche politische System und die Freiheit, die man als Amerikaner genießt, werden Sie in den öffentlich-rechtlichen Sendern, werden Sie auch in den privaten Leitmedien selten finden.

Was hingegen an Kübeln von Schmutz allein über die Republikanische Partei und die Tea Party ausgegossen wird, können Sie immer wieder in ZR lesen; zur Tea Party zum Beispiel hier:
Zettels Meckerecke: Ein Haßprediger. Nebst Informationen über die amerikanische "Tea-Party"-Bewegung; ZR vom 2. 11. 2010
Die politische Korrektheit, die es gebietet, selbst noch an Gesellschaften wie der iranischen oder der Chinas das Positive doch bitte nicht außer Acht zu lassen, gilt nicht für die USA. Da darf geklotzt werden.

Würden ähnliche Ergebnisse einer Umfrage, sagen wir, zur Türkei publiziert; würde da ein ähnlich ressentiment­beladenes, von negativen Affekten geprägtes Bild sichtbar, dann wären morgen die Medien voller besorgter Kommentare.

Die USA aber sind freigegeben. Da endlich ist ein Feld, wo sich die Arroganz des deutschen Spießers, sein Überlegen­heitsgefühl gegenüber einer anderen Kultur austoben darf. Einst war es nur der rechte Spießer, der die USA so sah. Heute sind es rechte und linke Spießer Arm in Arm.



Zum deutschen Antiamerikanismus siehe auch:
Zettels Meckerecke: "Spiegel-Online" gegen den Antiamerikanismus!; ZR vom 29. 3. 2007

Zettels Meckerecke: Jetzt weiß ich, warum Marc Pitzke in "Spiegel-Online" schreiben darf; ZR vom 5. 7. 2007

Der seltsame deutsche Antiamerikanismus; ZR vom 24. 7. 2007
Zettel



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