24. Januar 2013

Zettels Meckerecke: "Brüderle und die anderen schamlosen Böcke in Nadelstreifen". Die linke Diffamierungskampagne gegen die FDP ist angelaufen

Laura Himmelreich, Journalistin beim "Stern", hat es ein Jahr lang mit sich herumgetragen. Niemandem konnte sie sich, so scheint es, öffnen.

Vielleicht hat sie in diesem Jahr eine Therapie gemacht und durch diese jetzt die Kraft zu sprechen gewonnen. Vielleicht hat auch der Anblick Rainer Brüderles auf allen Kanälen nach seiner Kür zum Spitzenkandidaten das alte Trauma wieder aufbrechen lassen. Jedenfalls: Jetzt hat sie sich offenbart.

Die Geschichte ihres traumatischen Erlebnisses ist im heutigen "Stern" zu lesen. Die Redaktion fand sie wichtig genug, um schon gestern einen ausführlichen Vorausbericht in "Stern-Online" zu bringen, verfaßt nicht von dem Opfer selbst, sondern von Franziska Reich und Andreas Hoidn-Borchers; dieser immerhin ehemals Leiter des Hauptstadtbüros des "Stern"; jetzt Edelfeder. Chefsache also.



Wie spielte es sich ab, das traumatische Erlebnis der Journalistin Laura Himmelreich, das dem "Stern" diesen Aufwand wert ist?

Zeit und Ort der Handlung: "... vor gut einem Jahr abends an der Hotelbar". Dorthin hatte sich die Journalistin nicht etwa begeben, um einen Absacker zu nehmen und ein wenig zu plaudern, sondern es war der "Versuch, ein professionelles Gespräch zu führen"; mit Rainer Brüderle.

Spätabends bis in die Nacht beim Trinken an der Hotelbar, wohin ja bekanntlich gern zu dieser Zeit professionelle Gespräche anberaumt werden. Aber der vorgesehene Gesprächspartner Rainer Brüderle war offenbar nicht zu einem professionellen Gespräch aufgelegt. Statt auf die Probleme der FDP blickte er geradeaus. "Stern-Online":
"Brüderles Blick", schreibt Laura Himmelreich, wandert auf meinen Busen. "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen."
Was an Geplauder vorausgegangen war, verrät uns Laura Himmelreich nicht; denkbar wäre ja, daß von Seiten des Opfers auch ein wenig "tiefes Dekolleté und klimpernde Wimpern" eingesetzt worden waren, um das professionelle Gespräch zu befördern. Die Formulierung findet sich weiter unten in dem Artikel von "Stern-Online".

Wie auch immer: Man saß oder stand an einer Hotelbar. Dort werden die Gäste in der Regel nicht an ihren Platz festgebunden. Wenn Frau Himmelreich Brüderles Blick und seine Bemerkung unangenehm waren - was hinderte sie denn daran, aufzustehen und Brüderle stehen zu lassen; oder sitzen?

Brüderle "greift ... nach meiner Hand und küsst sie". Frau Himmelreich geht immer noch nicht weg. "Ich möchte, dass Sie meine Tanzkarte annehmen." Die Journalistin erträgt das und bleibt. "Politiker verfallen doch alle Journalistinnen", macht Brüderle sie an. Frau Himmelreich bleibt immer noch und setzt das Gespräch fort.

So daß sie, nun ist es ein Uhr geworden, auch noch die ultimative Anmache ertragen muß: "Dann steuert er mit seinem Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zu".



Daß Menschen, die sich an einer Hotelbar treffen, sich vom Gesprächspartner Unterschiedliches versprechen, liegt sozusagen im Wesen der Hotelbar. Wenn man merkt, daß der Andere etwas Anderes will als man selbst, dann wendet man sich eben von ihm ab und sucht sich einen anderen Gesprächspartner.

Die Journalistin wollte gern an Informationen kommen. Brüderle wollte gern ein wenig erotisch scherzen; auf einem gewiß nicht sehr subtilen Niveau. Wenn die Journalistin darauf nicht eingehen wollte, dann stand es ihr frei, sich einen anderen Gesprächspartner zu suchen. Sie hatte es mit Brüderle versucht, und es hatte nicht funktioniert. So ist das nun einmal im Journalismus. So geht es nun einmal ständig spätabends an Hotelbars zu.

Sie hätte ja auch Brüderle sagen können, daß sie sich eine solche Anmache verbittet. Offenbar hat sie das nicht getan. Jetzt, nach einem Jahr, wärmt sie diese Geschichte auf. Als einen Beitrag zu der Kampagne, die sofort nach dem Wahlerfolg der FDP in Niedersachsen gegen diese Partei angelaufen ist.

Schon am Montag war beispielsweise in "Zeit-Online" dessen Dreifach-Ressortchef Markus Horeld zur Stelle, um die FDP höchstpersönlich herunterzuschreiben ("verkommen", "degradiert"; siehe "Leihstimmen"? Wie versucht wird, den gestrigen Wahlerfolg der FDP gegen sie zu wenden; ZR vom 21. 1. 2013). Ebenfalls am Montag durfte der Redakteur Michael Schlieben seinen früheren Chef, den Göttinger Politologen Franz Walter, interviewen. Überschrift: "Die FDP ist eine rein parasitäre Partei".

Es ist die alte Methode der Linken in der politischen Auseinandersetzung: Der Gegner soll nicht widerlegt, sondern diskreditiert werden. Mit Ausdrücken wie "verkommen", "degradiert" und "parasitär" soll die FDP mit dem Image einer Schmuddel­partei versehen werden, die kein Anständiger wählen kann.

Der Versuch, jetzt den designierten Spitzenkandidaten persönlich mit dem Vorwurf des Sexismus fertigzumachen, gehört zu dieser alten linken Strategie, die einst von den Kommunisten entwickelt und perfektioniert wurde.

"Brüderle und die anderen schamlosen Böcke in Nadelstreifen" schreibt der Leiter des Hauptstadtbüros des "Stern" über den designierten Spitzenkandidaten der FDP. Bei den Kommu­ni­sten hieß das einst "Speichellecker" und "Ungeziefer".
Zettel



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