14. Januar 2013

Die drei Phasen der französischen Intervention in Mali

Der Ablauf der französischen Militär­operation in Mali wird allmählich bekannt. Sie besteht aus drei Phasen: Einer Operation von Spezialeinheiten; Einsätzen der Luftwaffe und drittens dem Aufbau und Einsatz von Bodentruppen, der jetzt angelaufen ist.

Zum besseren Verständnis des Folgenden hier noch einmal die Karte Malis aus meinem Artikel vom Samstag:


Erste Phase: Seit Montag, dem 7. Januar, rückten (wie in dem Artikel am Samstag beschrieben) Truppen der Dschihadisten auf den Flughafen Sévaré nördlich von Mopti vor. Er wäre damit für eine spätere Intervention des Westens ausgefallen. Deshalb wurde dieser Flughafen bereits vor Beginn der offiziellen französischen Intervention am Donnerstag, dem 10. Januar, von französischen und (nach Angaben von Stratfor und des Figaro) auch deutschen Spezialeinheiten besetzt und gesichert.

Zweite Phase: Am Freitag, dem 11. Januar, gab Präsident Hollande die französische Intervention bekannt (siehe Mali und die deutsche Interessenpolitik; ZR vom 12. 1. 2013). Als seine Rede ausgestrahlt wurde, hatten bereits Luftoperationen begonnen. Sie konnten so schnell anlaufen, weil sie von französischen Stützpunkten in zwei afrikanischen Ländern aus geführt wurden, Burkina Faso und dem Tschad.

Eine Spezialeinheit Groupe du Commandement des Opérations Spéciales (COS), die in Ouagadougou in Burkina Faso stationiert ist, landete auf den Flughafen Sévaré und griff die Dschihadisten von Kampfhubschraubern aus an. Es ging insbesondere darum, einen Trupp von 200 Dschihadisten der Organisation Ansar Dine zu bekämpfen, der sich bereits auf die Hauptstadt Bamako zubewegte. Dabei kam ein Pilot ums Leben.

Vom französischen Stützpunkt N'Djamena im Tschad aus operierten zugleich Mirage-Jäger. Das geschah ab Freitag. Am gestrigen Sonntag kamen zusätzlich vier Rafale-Jäger aus Frankreich an, die nach Auskunft des Verteidigung­sminis­teriums Ziele im von den Dschihadisten beherrschten Gebiet in der Gegend von Gao angriffen, vor allem Trainingslager und Materialdepots.

Diese letztere Einzelheiten entnehme ich einem gestern in der Internetausgabe des französischen Nachrichtenmagazins Le Point erschienen Artikel von dessen Militärexperten Jean Guisnel. Auf ihn stütze ich mich auch im Folgenden:

Dritte Phase: Der Aufbau von Bodentruppen hat ebenfalls am Freitag begonnen, wird aber noch einige Zeit brauchen. Er läuft überwiegend über den Flughafen Bamako, auf dem am gestrigen Samstag Bodentruppen des 21. Marineinfantrie-Regiments aus dem Tschad eingetroffen sind. Sie werden verstärkt durch Fremdenlegionäre und durch eine aus Frankreich eingeflogene Komapanie des 2. Marineinfantrie-Regiments, das sich in Dauerbereitschaft (alerte Guépard) befindet und innerhalb von Stunden bis Tagen einsatzbereit ist. Insgesamt befinden sich derzeit bereits 350 bis 400 Soldaten in Bamako.

Dies ist der Anfang des Aufbaus eines sogenannten GTIA (groupement tactique interarmes; taktische gemischte Gruppe) als erste Einheit für den Bodenkampf. Sie wird sich aus Infanterie, Artillerie, Panzereinheiten und Pionieren zusammensetzen und ungefähr Regimentsstärke haben (800 bis 1000 Mann). Weiterhin sind Spezialkräfte anwesend, die aber unabhängig von diesen "klassischen" Truppenteilen agieren werden.

Erschwert wird dieser Truppenaufbau durch einen Mangel an Transportkapazität. Frankreich hat bisher für solche Einssätze auf ziviele russische und ukrainische Transport­flugzeuge zurückgreifen müssen. Diesmal werden die Briten mit C17 der Royal Air Force aushelfen. Von einer Unterstützung durch Deutschland ist in dem Artikel nicht die Rede.



Ich berichte diese militärischen Einzelheiten, um zu verdeutlichen, daß Frankreich entschlossen ist, gemeinsam mit der Regierung von Mali das Land vor einer Machtübernahme der Dschihadisten zu bewahren. Es hat diesen Entschluß offenbar unabhängig von Deutschland gefaßt, dessen Außenminister ja eher auf einen Friedensappell an die Terroristen setzt.
Zettel



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