29. Januar 2013

Kurioses, kurz kommentiert: "Dschungelcamp" für den Grimme-Preis nominiert. Nein, kein Karnevalsscherz

Wie der Branchendienst MEEDIA heute Vormittag meldete, ist die Sendung "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus", besser bekannt als "Das Dschungelcamp", für den Grimme-Preis nominiert worden; in der Rubrik "Unterhaltung". Aufgeführt an erster Stelle einer Liste von acht nominierten Sendungen, darunter "Ausflug mit Kuttner" und Stuckrad-Barre; zwei Unterhaltungssendungen, die man sich prämiert vorstellen könnte.

Aber "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!"? Was aus meiner Sicht zu dieser Sendung zu sagen ist, habe ich zusammen­gefaßt, als die erste Folge der jetzt zu Ende gegangenen Staffel ausgestrahlt worden war: Das Dschungel­camp, Helmut Berger und die Mitte der Gesellschaft. Nebst einem Hinweis auf das Regietheater; ZR vom 12. 1. 2013.

Es ist eine Sendung, die den Voyeur, die den Sadisten im Zuschauer bedient. Menschen - die "Kandidaten" - machen sich zum Affen, werden herabgesetzt und beleidigt, und der Zuschauer genießt das. Offenbar.

Sie setzen sich, nicht wahr, dem ja freiwillig aus, diese "Stars", und als Stars sind sie ohnehin keine Menschen wie wir. Also wird man doch seinen Spaß daran haben dürfen, sich genüßlich anzusehen, wie sie leiden.

Der gemeine Zuschauer, und das kann man hier im doppelten Wortsinn nehmen, leidet eben dann und nur dann mit, er zeigt nur dann Empathie, wenn er sich mit demjenigen identifizieren kann, der leidet. Also nicht mit dem "Star".

Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse dieser in England entwickelten Serie: Würde man die Friseuse Marie Meyer und den Bankkaufmann Mark Müller dem aussetzen, was diesen "Stars" zugemutet wird, dann schlügen die Wellen der Empörung in unserer Tugendrepublik hoch; fast so hoch, als würde man einen Hund hungern lassen oder einer Katze etwas vorsetzen, wovor sie sich ekelt. Aber Stars, und freiwillig, und ein schönes Geld verdienen sie ja auch noch. Also! Da kann man den Voyeur, den Sadisten raushängen lassen; und nicht zuletzt darf man einmal so richtig der sonst unterdrückten analen Lust am Ekelhaften frönen.

Infantiles TV also, gezielt auf die polymorph-perversen infantilen Wünsche der Zuschauer.



Diese Show nun steht oben auf der Liste für den - wie heißt es doch gleich? - "renommierten" Grimme-Preis. Kurios, finden Sie nicht?

Prämiert soll, so dieser Vorschlag, der trash werden; zu deutsch: Der Müll, der Abfall. Hätte dieser Preis das ihm von Sympathisanten angedichtete Renommee tatsächlich gehabt, - es wäre mit dieser im Wortsinn perversen, nämlich verdrehten, Nominierung dahin.

Neue Perspektiven sind damit freilich eröffnet: Vielleicht wird ja als nächstes eine dieser Dauer-Werbesendungen im Nachtprogramm gewisser TV-Sender nominiert, in denen die scharfe Helga und die strenge Russin ihre telefonischen Dienste offerieren.



Genug des Kuriosen? Nein. In der Sparte Information soll Jakob Augstein prämiert werden; zusammen mit seinem Sparringpartner bei Phoenix, Nikolaus Blome von der "Bild"-Zeitung.

Dann doch lieber Dschungelcamp.
Zettel



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