Thilo Sarrazins erstes Buch "Deutschland schafft sich ab" befaßte sich bekanntlich nicht zentral mit dem Thema der Einwanderung von Moslems oder gar mit der Erblichkeit der Intelligenz, sondern mit der Zukunft Deutschlands.
Als einen entscheidenden Parameter für Deutschlands künftige Entwicklung stellte Sarrazin die niedrige Geburtenrate heraus; mit der Folge einer nicht nur schrumpfenden, sondern zugleich vergreisenden Bevölkerung.
Das ging damals fast unter in dem Krakeelen wegen angeblichen Rassismus. Insofern war das Buch, trotz seines riesigen Erfolgs als Bestseller (rund 1,5 Millionen verkaufte Exemplare), ein Mißerfolg. Es ist damals Sarrazin nicht gelungen, eine breite Diskussion über die demographische Zukunft Deutschlands anzustoßen; so, wie das einst Georg Picht 1964 mit seiner Warnung vor einer "Bildungskatastrophe" getan hatte, die wesentlich zum Ausbau des deutschen Bildungssystems in den siebziger Jahren führte.
Diese seltsame deutsche Nation neigt zur Angst vor imaginären Gefahren und zugleich dazu, reale Zukunftsprobleme zu verdrängen; ein Verhalten, das man bei einem Menschen als neurotisch bezeichnen würde.
Um die Gefahr einer atomaren Katastrophe auf deutschem Boden abzuwenden, die ungefähr so wahrscheinlich ist, wie daß unser Land von einem Riesenmeteoriten getroffen wird, geben wir Hunderte von Milliarden Euro aus; allein mehr als 120 Milliarden Euro für Photovoltaik und mindestens 50 Milliarden für den durch die Offshore-Windenergie erforderlichen Ausbau des Stromnetzes.
Die Möglichkeit, daß es auf der Erde wenige Grade wärmer wird, bestimmt wie kein anderes Thema Politik und Gesellschaft in Deutschland, das Verhalten jedes Einzelnen. Niemand weiß, ob es dazu kommt. Ob die Vorteile oder die Nachteile einer solchen möglichen Entwicklung überwiegen würden, ist ebenfalls unbekannt. Aber die Deutschen sind von diesem Thema wie hypnotisiert.
Die reale und kaum noch abzuwendende Bedrohung durch die Bevölkerungsentwicklung hingegen findet kaum Beachtung. Allenfalls wird sie im Zusammenhang mit Renten diskutiert.
Im Ausland sieht man das realistischer. Stratfor hat sich am Freitag mit der Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland und ihren politischen Folgen befaßt.
Bis 2060 werde die deutsche Bevölkerung von jetzt 80 Millionen auf 65 Millionen schrumpfen, falls die gegenwärtigen Trends bei der Geburtenrate und der Lebenserwartung sich nicht änderten, heißt es in dem Artikel. Dieser Berechnung liegt die Annahme einer Netto-Einwanderung von 100.000 Personen im Jahr zugrunde; daß diese erreicht werden kann, ist keineswegs sicher. In den letzten Jahren war die Wanderungsbilanz teilweise sogar negativ.
Schlimmer noch wird sich die geänderte Altersstruktur der verbleibenden Bevölkerung auswirken. Stratfor zitiert offizielle Daten, wonach die Zahl der Berufstätigen von rund 50 Millionen im Jahr 2010 bereits im Jahr 2060 auf 33 bis 36 Millionen geschrumpft sein wird. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung wird dann 51 Jahre oder älter sein.
Diese Entwicklung ist extrem, selbst für europäische Verhältnisse, die überall einen Rückgang der Geburtenrate zeigen. Sehen Sie sich einmal diese Grafik an. 2060 wird Deutschland noch ungefähr so viele Menschen haben wie Italien; längst überholt von Großbritannien und Frankreich.
Mit der wirtschaftlichen Vormachtstellung Deutschlands in Europa wird es dann vorbei sein; ebenso mit dem hohen deutschen Lebensstandard. Eine Untersuchung des Center for European Economic Research besagt, daß mit dem Schrumpfen vor allem der jungen Bevölkerung eine Verringerung der Sparrate, damit weniger verfügbares Kapital und zugleich eine sinkende Produktivität einhergehen werden. Bereits 2030 werde Deutschland keinen Handelsüberschuß mehr aufweisen und Kapital importieren statt es, wie jetzt, zu exportieren.
Das Fazit von Stratfor: Deutschland wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schwächer werden; in seiner jetzigen führenden Rolle in Europa wird es durch Länder mit einer positiven Bevölkerungsentwicklung, vor allem Großbritannien und Frankreich abgelöst werden. Auch die Türkei nennt Stratfor in diesem Zusammenhang
Alles das hat Thilo Sarrazin 2010 in seinem ersten Buch behandelt. Wenn Sie sich die wesentlichen Punkte noch einmal ansehen wollen - ich bin damals ausführlich auf sie eingegangen und habe auch die wissenschaftlichen Grundlagen zu erklären versucht: Sarrazin auf dem Prüfstand der Wissenschaft (4): Demographische Entwicklung und Geburtenziffer von Einwanderern - Teil 1: Grundbegriffe; Teil 2: Sarrazins Zahlen; Teil 3: Sarrazins Szenarien; ZR vom 21. - 29. 9. 2010.
Als einen entscheidenden Parameter für Deutschlands künftige Entwicklung stellte Sarrazin die niedrige Geburtenrate heraus; mit der Folge einer nicht nur schrumpfenden, sondern zugleich vergreisenden Bevölkerung.
Das ging damals fast unter in dem Krakeelen wegen angeblichen Rassismus. Insofern war das Buch, trotz seines riesigen Erfolgs als Bestseller (rund 1,5 Millionen verkaufte Exemplare), ein Mißerfolg. Es ist damals Sarrazin nicht gelungen, eine breite Diskussion über die demographische Zukunft Deutschlands anzustoßen; so, wie das einst Georg Picht 1964 mit seiner Warnung vor einer "Bildungskatastrophe" getan hatte, die wesentlich zum Ausbau des deutschen Bildungssystems in den siebziger Jahren führte.
Diese seltsame deutsche Nation neigt zur Angst vor imaginären Gefahren und zugleich dazu, reale Zukunftsprobleme zu verdrängen; ein Verhalten, das man bei einem Menschen als neurotisch bezeichnen würde.
Um die Gefahr einer atomaren Katastrophe auf deutschem Boden abzuwenden, die ungefähr so wahrscheinlich ist, wie daß unser Land von einem Riesenmeteoriten getroffen wird, geben wir Hunderte von Milliarden Euro aus; allein mehr als 120 Milliarden Euro für Photovoltaik und mindestens 50 Milliarden für den durch die Offshore-Windenergie erforderlichen Ausbau des Stromnetzes.
Die Möglichkeit, daß es auf der Erde wenige Grade wärmer wird, bestimmt wie kein anderes Thema Politik und Gesellschaft in Deutschland, das Verhalten jedes Einzelnen. Niemand weiß, ob es dazu kommt. Ob die Vorteile oder die Nachteile einer solchen möglichen Entwicklung überwiegen würden, ist ebenfalls unbekannt. Aber die Deutschen sind von diesem Thema wie hypnotisiert.
Die reale und kaum noch abzuwendende Bedrohung durch die Bevölkerungsentwicklung hingegen findet kaum Beachtung. Allenfalls wird sie im Zusammenhang mit Renten diskutiert.
Im Ausland sieht man das realistischer. Stratfor hat sich am Freitag mit der Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland und ihren politischen Folgen befaßt.
Bis 2060 werde die deutsche Bevölkerung von jetzt 80 Millionen auf 65 Millionen schrumpfen, falls die gegenwärtigen Trends bei der Geburtenrate und der Lebenserwartung sich nicht änderten, heißt es in dem Artikel. Dieser Berechnung liegt die Annahme einer Netto-Einwanderung von 100.000 Personen im Jahr zugrunde; daß diese erreicht werden kann, ist keineswegs sicher. In den letzten Jahren war die Wanderungsbilanz teilweise sogar negativ.
Schlimmer noch wird sich die geänderte Altersstruktur der verbleibenden Bevölkerung auswirken. Stratfor zitiert offizielle Daten, wonach die Zahl der Berufstätigen von rund 50 Millionen im Jahr 2010 bereits im Jahr 2060 auf 33 bis 36 Millionen geschrumpft sein wird. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung wird dann 51 Jahre oder älter sein.
Diese Entwicklung ist extrem, selbst für europäische Verhältnisse, die überall einen Rückgang der Geburtenrate zeigen. Sehen Sie sich einmal diese Grafik an. 2060 wird Deutschland noch ungefähr so viele Menschen haben wie Italien; längst überholt von Großbritannien und Frankreich.
Mit der wirtschaftlichen Vormachtstellung Deutschlands in Europa wird es dann vorbei sein; ebenso mit dem hohen deutschen Lebensstandard. Eine Untersuchung des Center for European Economic Research besagt, daß mit dem Schrumpfen vor allem der jungen Bevölkerung eine Verringerung der Sparrate, damit weniger verfügbares Kapital und zugleich eine sinkende Produktivität einhergehen werden. Bereits 2030 werde Deutschland keinen Handelsüberschuß mehr aufweisen und Kapital importieren statt es, wie jetzt, zu exportieren.
Das Fazit von Stratfor: Deutschland wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schwächer werden; in seiner jetzigen führenden Rolle in Europa wird es durch Länder mit einer positiven Bevölkerungsentwicklung, vor allem Großbritannien und Frankreich abgelöst werden. Auch die Türkei nennt Stratfor in diesem Zusammenhang
Alles das hat Thilo Sarrazin 2010 in seinem ersten Buch behandelt. Wenn Sie sich die wesentlichen Punkte noch einmal ansehen wollen - ich bin damals ausführlich auf sie eingegangen und habe auch die wissenschaftlichen Grundlagen zu erklären versucht: Sarrazin auf dem Prüfstand der Wissenschaft (4): Demographische Entwicklung und Geburtenziffer von Einwanderern - Teil 1: Grundbegriffe; Teil 2: Sarrazins Zahlen; Teil 3: Sarrazins Szenarien; ZR vom 21. - 29. 9. 2010.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelgrafik vom Statistischen Bundesamt gemeinfrei gestellt.