Das Thema des Nationalfeiertags, des Tags der Deutschen Einheit ist für mich Zugehörigkeit.
Ich gehöre dazu, zu Deutschland.
Die Deutschen in der DDR vor 22 Jahren wollten auch dazugehören: Wir sind ein Volk.
Schwierig damals und in den letzten 22 Jahren wurde es immer, wenn diese Zugehörigkeit infrage gestellt wurde. Das Gefühl: Diese Ossis gehören eigentlich nicht zu uns; sie sind anders. Das hat sie verletzt, die doch auch Deutsche waren, sich vielleicht mehr noch als Deutsche gefühlt haben als mancher westdeutsche Internationalist, dem nach eigenen Bekunden Paris oder Mailand näher war als Dresden oder Rostock.
Sie haben doch schon vorher dazugehört, die Ostdeutschen. Haben dieselben Sender gesehen und gehört, über Loriot und Otto gelacht, Sonntags Tatort gesehen (wenn sie denn Westempfang hatten), den Wahlabend der Bundestagswahl mit Spannung verfolgt und gewusst, wen sie gewählt hätten ...
Wir sind ein Volk. Wir gehören dazu. Und jetzt auch in einem Staat, einem Vaterland. Angekommen, dort, wo wir hingehören. In Deutschland.
Wahrscheinlich war es für die Ostdeutschen gar nicht so schwer, im vereinten Deutschland anzukommen, auch wenn sich so vieles geändert hat. Für die Westdeutschen war es schwerer, vielleicht auch weil sich viel weniger geändert hat. Schwerer diese Perspektive einzunehmen: Nicht nur: Jetzt gehören die Ostdeutschen zu uns. Sondern auch: Jetzt gehören wir zu den Ostdeutschen.
Zugehörigkeit ist eben auch Zusammengehörigkeit. Vereinigung ist nicht einseitiges Eindringen oder Vereinnahmung.
Zugehörigkeit zu Deutschland und Zusammengehörigkeit der Deutschen spüre ich gerade auch hier in Spanien. Es macht einen Unterschied: Hier bin ich Gast, ich bin willkommen, aber ich gehöre nicht dazu. Ich bleibe Ausländer, mit anderer Muttersprache und anderer Kultur. Mich beschäftigt Berlin mehr als Madrid. Hier gehöre ich allenfalls zu einer deutschen Enklave, einer Parallelgesellschaft, in der ich über maximal einen Bekannten mit jedem anderen Inseldeutschen bekannt bin. Es ist hier ganz deutlich: Wir gehören zusammen, weil wir Deutsche sind. Wie oft sage ich Soy alemán, und mache damit meine nationale Zugehörigkeit klar! Das wird verstanden und ist genauso klar wie Soy inglés oder Soy sueco, aber es ist auch ganz klar nicht dasselbe.
Zugehörigkeit zu Europa ist eben bei weitem nicht dasselbe, wie Zugehörigkeit zu (m)einem Vaterland.
Zugehörigkeit ist nichts Statisches. Bindungen wachsen. Auch über nationale Grenzen hinweg, durchaus. Meine Wurzeln, meine Heimat, meine ursprüngliche Zugehörigkeit aber werde ich nicht verlieren.
Ich gehöre zu Deutschland.
© Herr. Für Kommentare bitte hier klicken.
Dieser Beitrag ist zuerst im Blog "Der Inselpfarrer" erschienen.