8. Oktober 2012

Marginalie: Der fliegende Drachen - eine beeindruckende Leistung privaten Unternehmertums

Jetzt ist es so weit. Weniger als ein halbes Jahr nach einem erfolgreichen Testflug beginnen die regulären Versorgungs­flüge zur ISS mit dem Raumschiff Dragon; zu deutsch "Drachen". Gestern Abend startete das Raumschiff.

Was ist daran bemerkenswert? Zweierlei.

Erstens ist damit endgültig die Aera der privaten Raumfahrt eröffnet. Denn Dragon ist von einer privaten Firma konstruiert und gebaut worden, Space X; ebenso die Trägerrakete Falcon. Beide Programme wurden so zügig vorangetrieben, wie das die schwerfällige Bürokratie der NASA schwerlich hätte hinbekommen können.

Noch dazu ist Space X billiger, als die NASA selbst ein solches System hätte auf die Beine stellen können. Für die zwölf kommenden Dragon-Flüge zahlt sie an Space X 1,6 Milliarden Dollar.

Das zweite Bemerkenswerte ist die Technologie des Dragon-Programms.

Da ist zum einen das Einfangen des Raumschiffs mit Hilfe eines Roboterarms - eine Technik, die notwendig wurde, weil Dragon einerseits unbemannt ist, andererseits aber nicht auf der russischen Seite der ISS andockt, die für unbemannte Raumschiffe ausgelegt ist, sondern auf der amerikanischen, an der bisher die von Piloten gesteuerten Shuttles andockten (für die Einzelheiten siehe Das unbemannte Raumschiff Dragon auf dem Weg zur ISS. Auf der letzten Strecke fliegt es nicht - es wird gehievt; ZR vom 4. 5. 2012).

Und noch eine weitere wichtige Neuerung gibt es im Dragon-Programm: Die Kapsel ist wiedereintrittsfähig. Nachdem der Geräte- und Versorgungsteil abgetrennt wurde, kehrt sie, geschützt durch ein Schutzschild und auf der letzten Strecke von Fallschirmen gebremst, zur Erde zurück. Wie einst die bemannten Mercury-, Gemini- und Apollo-Kapseln wird sie auf dem Wasser des Meers niedergehen, das die Härte des Aufschlags mildert.

Dank dieser Fähigkeit zur Rückkehr steckt in Dragon mehr als nur ein unbemannter Transporter. Wenn man wissenschaft­liche Instrumente und nicht mehr benötigtes Material zur Erde zurückbringen kann - warum dann nicht auch Astronauten? An einer bemannten Version wird gearbeitet. Sieben Astronauten sollen in diesem Raumschiff Platz nehmen können. Die gegenwärtig allein für diesen Zweck verwendeten russischen Sojus-Raumschiffe können maximal drei Passagiere tragen. Bereits 2016 oder 2017 soll die bemannte Version von Dragon einsatzfähig sein.
Zettel



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