Auch die vornehme FAZ hat ihre Klatsch- und Tratschabteilung; jedenfalls in ihrer Internetausgabe. Dort findet man, wenn man die erforderliche Zahl von Klicks absolviert hat, diese Meldung:
Vielleicht war es nur ein kleiner Publicity-Gag. Daß die FAZ das aufgegriffen hat, daß beispielsweise ich es jetzt aufgreife, zeigt ja, daß es funktioniert hat. Man macht das heute so; Harald Martenstein hat es kürzlich glossiert.
Aber vielleicht wollte die kluge Iris Berben uns, ihrem Publikum, ja auch einen kleinen Denkanstoß verpassen. Warum eigentlich ist das "Fräulein" aus dem deutschen Sprachschatz so gut wie verschwunden? Warum sollte die unverheiratete Iris Berben (62) denn nicht als Fräulein angeredet werden?
Bis in die sechziger Jahre hinein war niemand - außer vielleicht einigen Emanzen - auf die Idee verfallen, die Anrede "Fräulein" sei diskriminierend. Auf den Postkarten war damals oft vorgedruckt "Herrn/Frau/Frl."; ebenso war das Fräulein auf Formularen vorgesehen, in die man seinen Namen einzutragen hatte.
Unverheiratete Frauen jedes Alters legten oft ausdrücklich Wert auf diese Anrede. Wenn man sie mit "Frau" anredete, dann kam "Fräulein bitte" zurück. Das hörte man vor allem von jungen Frauen, in denen bei der Anrede "Frau" der Verdacht aufgekommen sein mag, sie wirkten schon matronenhaft.
Dann, irgendwann in den frühen Siebzigern, galt "Fräulein" auf einmal als diskriminierend. Die Begründung war, man würde einen unverheirateten Mann ja auch nicht "Herrlein" nennen. Durch das Diminuitiv-Suffix "-lein" werde signalisiert, daß erst die Heirat die Frau gewissermaßen erwachsen mache. Bereits 1972 war das Verschwinden des "Fräulein" in Deutschland amtlich geworden.
Wem noch ein "Fräulein" unterlief, der wurde fortan mindestens scheel angeguckt; der konnte auch schon einmal mit einer giftigen Reaktion rechnen. Ich muß zugeben, daß es mir zunächst schwerfiel, beispielsweise in einem Seminar eine 19jährige Hörerin mit "Frau" anzusprechen. Aber nun gut, man lernte das.
Es gibt Diskriminierungen, auf die muß man erst einmal kommen. Bevor die Frauenbewegung uns aufklärte, wäre vermutlich niemand darauf verfallen, daß es diskriminierend ist, ein weibliches Gegenüber mit "Fräulein" anzureden; ausgerechnet im Land des "Fräuleinwunders". Eher hätte es eine 17jährige als diskriminierend empfunden, mit "Frau" angeredet zu werden. Es hätte wohl auch ihr Selbstbewußtsein tangiert, daß man sie schon für so alt hielt.
In vielen anderen Ländern gab es übrigens die feministische Entdeckung nicht, daß diese Anrede diskriminierend ist; oder sagen wir: Sie ist über feministische Kreise kaum hinausgedrungen. Aus Spanien sind die señoritas noch nicht verschwunden, aus Italien nicht die signorine.
Auch Frankreich ist die Anrede mademoiselle nach wie vor üblich. Allerdings hat die bretonische Gemeinde Cesson-Sévigné im Januar dieses Jahres beschlossen, sie in amtlichen Dokumenten nicht mehr zu verwenden.
Auch die rund 15.000 Cessonnais werden sie allerdings wahrscheinlich weiter benutzen, wenn sie im Restaurant die Bedienung ansprechen; so, wie sie den Kellner mit garçon! rufen, ohne daß dieser sich diskriminiert fühlt. Das Wort bedeutet bekanntlich "Junge"; auch "Junggeselle".
Den Verlust des "Fräulein" spürt man noch immer im deutschen Restaurant am heftigsten. Für den Kellner hat man das "Herr Ober", aber wie soll man die Kellnerin anreden?
Ich habe jetzt in der Wikipedia nachgesehen. Dort lesen wir, es bürgere sich "mehr und mehr ein informelles 'Hallo!', 'Entschuldigung!', 'Bestellung, bitte!' bzw. 'Zahlen, bitte!' oder, soweit bekannt, die Anrede mit dem Namen ein".
Welch ein Fortschritt gegenüber dem höflichen "Fräulein".
Iris Berben, Schauspielerin, möchte gerne Fräulein genannt werden. Im Gespräch mit der Illustrierten "Bunte" meinte sie, dass dieses Wort heute kaum noch für Unverheiratete verwendet werde, "haben wir uns mit unserer eigenen Emanzipation wirklich ein bisschen zerstört". Dabei sei es ihre "kleine private Freude, dass ich noch ein Fräulein bin“. (...)Iris Berben ist nicht nur eine glänzende Schauspielerin, sondern auch eine kluge und engagierte Frau; unter anderem Trägerin des Leo-Baeck-Preises. Was mag sie sich bei dieser Äußerung - setzen wir einmal voraus, daß sie korrekt zitiert wird - wohl gedacht haben?
Vielleicht war es nur ein kleiner Publicity-Gag. Daß die FAZ das aufgegriffen hat, daß beispielsweise ich es jetzt aufgreife, zeigt ja, daß es funktioniert hat. Man macht das heute so; Harald Martenstein hat es kürzlich glossiert.
Aber vielleicht wollte die kluge Iris Berben uns, ihrem Publikum, ja auch einen kleinen Denkanstoß verpassen. Warum eigentlich ist das "Fräulein" aus dem deutschen Sprachschatz so gut wie verschwunden? Warum sollte die unverheiratete Iris Berben (62) denn nicht als Fräulein angeredet werden?
Bis in die sechziger Jahre hinein war niemand - außer vielleicht einigen Emanzen - auf die Idee verfallen, die Anrede "Fräulein" sei diskriminierend. Auf den Postkarten war damals oft vorgedruckt "Herrn/Frau/Frl."; ebenso war das Fräulein auf Formularen vorgesehen, in die man seinen Namen einzutragen hatte.
Unverheiratete Frauen jedes Alters legten oft ausdrücklich Wert auf diese Anrede. Wenn man sie mit "Frau" anredete, dann kam "Fräulein bitte" zurück. Das hörte man vor allem von jungen Frauen, in denen bei der Anrede "Frau" der Verdacht aufgekommen sein mag, sie wirkten schon matronenhaft.
Dann, irgendwann in den frühen Siebzigern, galt "Fräulein" auf einmal als diskriminierend. Die Begründung war, man würde einen unverheirateten Mann ja auch nicht "Herrlein" nennen. Durch das Diminuitiv-Suffix "-lein" werde signalisiert, daß erst die Heirat die Frau gewissermaßen erwachsen mache. Bereits 1972 war das Verschwinden des "Fräulein" in Deutschland amtlich geworden.
Wem noch ein "Fräulein" unterlief, der wurde fortan mindestens scheel angeguckt; der konnte auch schon einmal mit einer giftigen Reaktion rechnen. Ich muß zugeben, daß es mir zunächst schwerfiel, beispielsweise in einem Seminar eine 19jährige Hörerin mit "Frau" anzusprechen. Aber nun gut, man lernte das.
Es gibt Diskriminierungen, auf die muß man erst einmal kommen. Bevor die Frauenbewegung uns aufklärte, wäre vermutlich niemand darauf verfallen, daß es diskriminierend ist, ein weibliches Gegenüber mit "Fräulein" anzureden; ausgerechnet im Land des "Fräuleinwunders". Eher hätte es eine 17jährige als diskriminierend empfunden, mit "Frau" angeredet zu werden. Es hätte wohl auch ihr Selbstbewußtsein tangiert, daß man sie schon für so alt hielt.
In vielen anderen Ländern gab es übrigens die feministische Entdeckung nicht, daß diese Anrede diskriminierend ist; oder sagen wir: Sie ist über feministische Kreise kaum hinausgedrungen. Aus Spanien sind die señoritas noch nicht verschwunden, aus Italien nicht die signorine.
Auch Frankreich ist die Anrede mademoiselle nach wie vor üblich. Allerdings hat die bretonische Gemeinde Cesson-Sévigné im Januar dieses Jahres beschlossen, sie in amtlichen Dokumenten nicht mehr zu verwenden.
Auch die rund 15.000 Cessonnais werden sie allerdings wahrscheinlich weiter benutzen, wenn sie im Restaurant die Bedienung ansprechen; so, wie sie den Kellner mit garçon! rufen, ohne daß dieser sich diskriminiert fühlt. Das Wort bedeutet bekanntlich "Junge"; auch "Junggeselle".
Den Verlust des "Fräulein" spürt man noch immer im deutschen Restaurant am heftigsten. Für den Kellner hat man das "Herr Ober", aber wie soll man die Kellnerin anreden?
Ich habe jetzt in der Wikipedia nachgesehen. Dort lesen wir, es bürgere sich "mehr und mehr ein informelles 'Hallo!', 'Entschuldigung!', 'Bestellung, bitte!' bzw. 'Zahlen, bitte!' oder, soweit bekannt, die Anrede mit dem Namen ein".
Welch ein Fortschritt gegenüber dem höflichen "Fräulein".
Zettel
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